Diana Kinnert, geboren 1991 in Wuppertal, hat Politikwissenschaft und Philosophie studiert. Seit 2009 ist Diana Kinnert Mitglied der CDU. Sie leitete das Abgeordnetenbüro des verstorbenen Bundestagsvizepräsidenten Peter Hintze. Kinnert ist Mitglied der CDU-Bundeskommission Parteireform "Meine CDU 2017" unter Leitung des Genersalsekretärs Peter Tauber und Autorin des Buches "Für die Zukunft seh' ich schwarz".
Junge Allianzen braucht das Land!
Einst verlässlich geglaubte Allianzen in der Politik sind brüchig geworden. Für neue Allianzen ist vor allem eines unerlässlich, meint CDU-Mitglied Diana Kinnert: Die Gegenwart aus der Perspektive der Jugend zu verstehen.
Ich bin 1991 in Westdeutschland geboren. Blödsinn. Den Westen gibt es nicht. Den Osten auch nicht. Seit dem ersten Augenaufschlag sind mir Territorialgrenzen unverschieblich. Ich bin Kind eines geeinten Landes. Ich kenne nur die eine BRD. Über die DDR lese ich im Lehrbuch der Geschichte. Eine Unterrichtsstunde später, Erdkunde, lese ich: Schottland ist Teil von Großbritannien. Die Krim gehört zur Ukraine. Katalonien liegt im Norden Spaniens. Das habe ich so gelernt. Das muss so.
Vereinigte Staaten von Europa
Ich lerne weiter: Du kannst nicht Deutscher sein, ohne Europäer zu sein. Ich gehe noch in die Grundschule, da fällt mir das erste Münzkit in die Hände: Die Einführung des Euro. Europa wächst zusammen. Währungsunion. Werteunion. Politische Union. Die Vereinigten Staaten von Europa. Für mich: Nur noch einen Augenaufschlag entfernt. Es darf nicht anders sein.
Ich fahre mit der Schwebebahn durch mein Wuppertal. Postindustrielle Antiidylle. Eingeschlagene Fabrikfenster, ausbleibender Schornsteinrauch, industrieller Stillstand. Lange Schlangen vor der Obdachlosenhilfe. Der wirtschaftliche Aufschwung: In meiner Region abgeflacht. Das sind die Ausländer, die Roboter, die Globalisierung, die nehmen uns die Arbeitsplätze weg, die kommen nicht wieder, wüten die Leute. Die kommen wieder!, verspricht der Politiker. Ich glaube, ich glaube ihm.
Ich wachse auf, und die Welt scheint mir so heimelig. Ich spare mit dem Sparbuch, selbstverständlich. Ich ministriere im Gottesdienst, selbstverständlich. Alle Eltern sind verheiratet, selbstverständlich. Sie lernten sich kennen Anfang 20 und bauten ihr Eigenheim Ende 20, selbstverständlich. Ich darf mit, wenn sie wählen gehen wie selbstverständlich. Die großen Sozialdemokraten, selbstverständlich. Und sowieso: Politik. Die machen das schon. Mit Vertrauen in die Zukunft, – selbstverständlich.
Ich fahre mit der Schwebebahn durch mein Wuppertal. Postindustrielle Antiidylle. Eingeschlagene Fabrikfenster, ausbleibender Schornsteinrauch, industrieller Stillstand. Lange Schlangen vor der Obdachlosenhilfe. Der wirtschaftliche Aufschwung: In meiner Region abgeflacht. Das sind die Ausländer, die Roboter, die Globalisierung, die nehmen uns die Arbeitsplätze weg, die kommen nicht wieder, wüten die Leute. Die kommen wieder!, verspricht der Politiker. Ich glaube, ich glaube ihm.
Ich wachse auf, und die Welt scheint mir so heimelig. Ich spare mit dem Sparbuch, selbstverständlich. Ich ministriere im Gottesdienst, selbstverständlich. Alle Eltern sind verheiratet, selbstverständlich. Sie lernten sich kennen Anfang 20 und bauten ihr Eigenheim Ende 20, selbstverständlich. Ich darf mit, wenn sie wählen gehen wie selbstverständlich. Die großen Sozialdemokraten, selbstverständlich. Und sowieso: Politik. Die machen das schon. Mit Vertrauen in die Zukunft, – selbstverständlich.
Disruptive Gegenwart
Es ist Ende 2017. Nichts ist selbstverständlich. Wir lesen eine Gegenwart der Ambivalenzen. Wir sehen in eine Zukunft der Unwägbarkeiten. Die Welt des 21. Jahrhunderts verändert sich permanent und in hoher Geschwindigkeit. Sie ist disruptiv, sie ist ungehorsam.
Das Konzept des alten Nationalstaats, jahrzehntelang unhinterfragtes Ordnungsmodell, verliert an Souveränität. Der technologische Fortschritt konfrontiert mit Digitalität und Datenstreben. Sämtliche Lebensbereiche werden quantifizierbar. Versicherungen lesen Gesundheitswerte aus, Unternehmen sehen Konsumverhalten vorher, politische Akteure manipulieren persönliche Willensbildung.
Irrationale Ängste und Hysterie entstehen. Bis dato bewährte politische Allianzen missverstehen neue Herausforderungen. Und ohne treffendes Verständnis bleiben auch die Lösungsansätze aus, zum Beispiel neue Allianzenfindung. Jamaika scheitert. Alte Allianzen straucheln.
Das Konzept des alten Nationalstaats, jahrzehntelang unhinterfragtes Ordnungsmodell, verliert an Souveränität. Der technologische Fortschritt konfrontiert mit Digitalität und Datenstreben. Sämtliche Lebensbereiche werden quantifizierbar. Versicherungen lesen Gesundheitswerte aus, Unternehmen sehen Konsumverhalten vorher, politische Akteure manipulieren persönliche Willensbildung.
Irrationale Ängste und Hysterie entstehen. Bis dato bewährte politische Allianzen missverstehen neue Herausforderungen. Und ohne treffendes Verständnis bleiben auch die Lösungsansätze aus, zum Beispiel neue Allianzenfindung. Jamaika scheitert. Alte Allianzen straucheln.
Die politische DNA der Jugend überwindet alte Oppositionen
Ich bin 1991 geboren. Ich war nie Kapitalist und nie Kommunist. Links und rechts habe ich niemals richtig gelernt. Und mit mir eine ganze Generation nicht. Säßen sie an den Sondierungstischen: Sie hätten die DNA neuer Allianzen ergründen können. Lassen wir sie doch. Mit Gegenwartsbezug statt Legendenbildung, mit Fortschrittsdenken statt Vergangenheitsbewältigung- mit neuem Denken statt altem Denken.