Die preußische Vorzeigedame
Sie hat im Leben fast alles richtig gemacht. Und sie ist jung gestorben, mit nur 34 Jahren, nach 17 Jahren in einer Rolle, die ihr quasi auf den Leib geschrieben war, als Kronprinzessin und bald als Königin von Preußen. Da ist es mehr als ein Kunstgriff, den Daniel Schönpflug verwendet, wenn er im 200. Jahr nach ihrem Tod seine Luise-Biografie mit ihrem Leichenzug beginnt.
Im heißen Sommer 1810 rollte er vom mecklenburgischen Schloss Hohenzieritz über Gransee und Oranienburg im Brandenburgischen nach Berlin. Spätestens damals wurde der Luisen-Mythos geboren. Bei der Ankunft in Berlin empfingen Zehntausende Untertanen die tote Königin an den Straßen - allesamt schweigend. Daniel Schönpflug zitiert aus ihrem letzten Brief an ihren Vater: Sie sei "sehr glücklich" gewesen, als seine Tochter und "als Gattin an der Seite des besten Gatten."
Dabei hatte Luise ihre Bühne in einer für Monarchen höchst gefährlichen Zeit betreten: 1793, als in Frankreich Ludwig XVI. und seine Frau Marie-Antoniette von den Revolutionären geköpft wurden und alsbald der Emporkömmling Napoleon seinen Siegeszug antrat. In dieser Zeit gelang es Luise, neben ihrem eher schwachen Mann, König Friedrich Wilhelm III., Preußen als eine etwas andere Monarchie zu präsentieren, eine Monarchie, die sich verändert und auf ihre Untertanen zugeht.
Schönpflug beschreibt sie als eine Frau, die vom "Zeitalter der Empfindsamkeit", von Romantik und Klassizismus beeinflusst war. Der preußische Prunk ihrer Zeit hielt sich in Grenzen, König und Königin lebten, wie vor der Thronbesteigung, im Kronpinzenpalais Unter den Linden. Luise festigte damit den Ruf einer angeblich "fast bürgerlichen" Königin. Nicht zu vergessen, dass sie in den 17 Jahren zehn Kinder geboren hat, von denen sieben am Leben blieben – dass sie also entweder schwanger oder in den Wochen war.
Allerdings, nur mit Stil, Warmherzigkeit und Brillanz war auf Dauer dem Angreifer, den sie selbst "Teufel" nannte, Napoleon, nicht zu begegnen. Nach der Niederlage in der Schlacht von Jena und Auerstedt war sie es, die handelte: Sie traf Napoleon in Tilsit, der königliche Gatte musste im Nachbarzimmer warten. Doch obwohl Luises Charme berückend gewesen sein muss: Preußen büßte fast die Hälfte seiner Territorien ein und musste horrende Summen an Napoleon zahlen.
Schönpflug beschreibt überzeugend, wie sie auch ihre neue Rolle annahm und inbrünstig spielte: Luise war nun die Verkörperung des Leidens eines unterdrückten Landes. Sehr lebensnah, historisch genau und unsentimental zeichnet der Historiker Daniel Schönpflug das Bild einer faszinierenden, ebenso schönen wie warmherzigen Frau auf dem preußischen Thron, die zwar nicht intellektuell, aber intuitiv erkannte, wo ihr Platz war. Dass sie dennoch "keine von uns" Heutigen ist, hat ihrem Mythos nicht geschadet.
Über den Autor:
Daniel Schönpflug: Historiker und Publizist, seit 2008 Stellv. Direktor des Centre Marc Bloch in Berlin. Studierte Germanistik und Geschichte in Berlin und Montpellier, promovierte über den Straßburger Jakobinerclub 1790-94 und habilitiert zur Zeit über die Heiratspolitik der Hohenzollern.
Besprochen von Liane von Billerbeck
Daniel Schönpflug: Luise von Preußen, Königin der Herzen. Eine Biografie
Ch. Beck, München 2010
286 Seiten, 19,95 Euro
Dabei hatte Luise ihre Bühne in einer für Monarchen höchst gefährlichen Zeit betreten: 1793, als in Frankreich Ludwig XVI. und seine Frau Marie-Antoniette von den Revolutionären geköpft wurden und alsbald der Emporkömmling Napoleon seinen Siegeszug antrat. In dieser Zeit gelang es Luise, neben ihrem eher schwachen Mann, König Friedrich Wilhelm III., Preußen als eine etwas andere Monarchie zu präsentieren, eine Monarchie, die sich verändert und auf ihre Untertanen zugeht.
Schönpflug beschreibt sie als eine Frau, die vom "Zeitalter der Empfindsamkeit", von Romantik und Klassizismus beeinflusst war. Der preußische Prunk ihrer Zeit hielt sich in Grenzen, König und Königin lebten, wie vor der Thronbesteigung, im Kronpinzenpalais Unter den Linden. Luise festigte damit den Ruf einer angeblich "fast bürgerlichen" Königin. Nicht zu vergessen, dass sie in den 17 Jahren zehn Kinder geboren hat, von denen sieben am Leben blieben – dass sie also entweder schwanger oder in den Wochen war.
Allerdings, nur mit Stil, Warmherzigkeit und Brillanz war auf Dauer dem Angreifer, den sie selbst "Teufel" nannte, Napoleon, nicht zu begegnen. Nach der Niederlage in der Schlacht von Jena und Auerstedt war sie es, die handelte: Sie traf Napoleon in Tilsit, der königliche Gatte musste im Nachbarzimmer warten. Doch obwohl Luises Charme berückend gewesen sein muss: Preußen büßte fast die Hälfte seiner Territorien ein und musste horrende Summen an Napoleon zahlen.
Schönpflug beschreibt überzeugend, wie sie auch ihre neue Rolle annahm und inbrünstig spielte: Luise war nun die Verkörperung des Leidens eines unterdrückten Landes. Sehr lebensnah, historisch genau und unsentimental zeichnet der Historiker Daniel Schönpflug das Bild einer faszinierenden, ebenso schönen wie warmherzigen Frau auf dem preußischen Thron, die zwar nicht intellektuell, aber intuitiv erkannte, wo ihr Platz war. Dass sie dennoch "keine von uns" Heutigen ist, hat ihrem Mythos nicht geschadet.
Über den Autor:
Daniel Schönpflug: Historiker und Publizist, seit 2008 Stellv. Direktor des Centre Marc Bloch in Berlin. Studierte Germanistik und Geschichte in Berlin und Montpellier, promovierte über den Straßburger Jakobinerclub 1790-94 und habilitiert zur Zeit über die Heiratspolitik der Hohenzollern.
Besprochen von Liane von Billerbeck
Daniel Schönpflug: Luise von Preußen, Königin der Herzen. Eine Biografie
Ch. Beck, München 2010
286 Seiten, 19,95 Euro