Die reale Welt als Computer

Von Joachim Baumann |
Bereits 1969 veröffentlichte Konrad Zuse seine Überlegungen zu dem von ihm genannten "Rechnenden Raum". Er gilt als Erfinder der ersten programmierbaren Rechenmaschine. Auf Grundlage seiner Forschungen diskutierten Wissenschaftler auf einem Symposium neueste Erkenntnisse aus Informatik, Quantenphysik und Philosophie im Deutschen Technikmuseum Berlin.
Er gilt als der Erfinder der ersten programmierbaren Rechenmaschine: Konrad Zuse. Im Berliner Technikmuseum steht ein Nachbau seines ersten Computers – die Z1 ist ein Monstrum aus mechanischen Bauteilen.

Doch der Erfinder war auch Visionär. In seinen 1969 veröffentlichten Überlegungen zu dem, wie er ihn nannte, "rechnenden Raum" – unternahm er den Versuch, die Welt des Computers auf physikalische Probleme anzuwenden. Er hatte die damals sicher Bahn brechende Idee, dass sich womöglich unser ganzes Universum mit quantenphysikalischen Werten beschreiben ließe.

Und genau hier trafen sich nun Experten aus aller Welt, sich über neueste Erkenntnisse aus Informatik, Quantenphysik und Philosophie auszutauschen. Die Idee zu dieser, ja fast galaktischen Gedankenreise, kam von den Mitarbeitern des Technikmuseums. Hadwig Dorsch erinnert sich an ihre Zusammenarbeit mit Konrad Zuse:

" Wir haben darüber diskutiert, dass ja ein Widerspruch in dieser Vorstellung von ihm besteht, dass Information im Universum digital weitergegeben wird. Dann haben wir lange nicht darüber gesprochen und als Horst Zuse und ich vor sechs Jahren nach dem Tod Konrad Zuses die Ausstellung konzipiert hatten, wollte ich die Idee des "Rechnenden Raumes" in der Ausstellung darstellen und Horst Zuse hatte große Angst, dass sein Vater in die esoterische Ecke geschoben werden könnte."

Unbegründete Befürchtungen. Denn an zwei Tagen ging es zwar heiß her unter den Diskutanten, Experten ihres Faches. Interessant schon allein ein kleiner Streit zwischen Informatiker und Quantenphysiker.

Erstere operieren ja ohne mit der Wimper zu zucken in 10- oder 50-dimensionalen Räumen und behaupten, alle möglichen Universen seien berechenbar, man benötigt nur riesige Computer, den alles könnenden "großen Programmierer". Die Quantenphysiker leben da bescheidener in ihrer vierdimensionalen Raumzeit, erkennen aber, dass sie so vieles nicht wissen.

Hadwig Dorsch: " In der ersten Sektion haben wir uns mit den Ideen Konrad Zuses auseinandergesetzt, mit dem Begriff des Rechnens und der Information. In der zweiten ging es um Automatentheorie und darum, ob das Universum so rechnet, dass wir keinerlei Freiheiten mehr haben, dass alles vorherbestimmt ist. "

Also auch berechenbar. Und deshalb gab es die Fragen nach der Teleportation, also dem Beamen a la Raumschiff Enterprice, nach einer Weltformel oder Quantencomputer. Wenn kluge Köpfe zusammenkommen, dann werden manchmal die Gedanken dicht wie ein kosmischer Nebel.

Einstein sagte in Zusammenhang mit der Rolle des Zufalls: "Gott würfelt nicht" – aber, so kann man im Anschluss an das Symposium fragen: Hat Gott einen Computer? oder - Ist unsere reale Welt ein Automat?


Service:
Das Symposium "Ist das Universum ein Computer?" fand am 6. und 7. November 2006 im Deutschen Technikmuseum Berlin statt.