Regisseurin Julia von Heinz

Die Realität ist divers – und gehört auch so ins Kino

35:54 Minuten
Julia von Heinz steht mit weißer Bluse und schwarzer Hose vor einem hellblauen Hintergrund und schaut in die Kamera
Frauen im Film nicht sichtbar zu machen, sei etwas Ideologisches, sagt Regisseurin Julia von Heinz. © Getty Images / Corbis / Kurt Krieger
Moderation: Annette Riedel |
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Die preisgekrönte Regisseurin und Drehbuchautorin Julia von Heinz hat bei Film-Ikone Rosa von Praunheim gelernt. Zuletzt drehte sie eine ARD-Serie über das KaDeWe. Zehn Jahre lang war sie Teil der Antifa-Bewegung. Das wirkt bis heute nach.
Für ihre Filme hat die Regisseurin und Drehbuchautorin Julia von Heinz zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Am gründlichsten gelernt hat sie allerdings die Kameraführung. Doch schon in ihrer Kameraklasse übernahm sie bald die Rolle der Regisseurin:
„Das war für mich irgendwie optimal", erinnert sie sich. "Ich habe gar nicht mehr Kamera gemacht, sondern habe schnell gemerkt, Mensch, hier sind so viele Leute und alle wollen was drehen und das auch umsetzen, was wir hier lernen. Und dann war ich diejenige, die Geschichten geschrieben hat und gesagt hat, ich mache Regie, macht ihr das andere.” So entstanden ihre ersten vier Kurzfilme.

Ziehvater Rosa von Praunheim

Darauf, dass es in der Folge mit dem Film so gradlinig weiterging, hat wohl auch Rosa von Praunheim großen Einfluss gehabt. Durch ein Praktikum und verschiedene andere Tätigkeiten konnte von Heinz bei ihm einiges lernen:
„Er war der erste Regisseur, den ich so nah erleben konnte, dem ich beim Arbeiten zuschauen konnte. Dann war ich tatsächlich ein Jahr an seiner Seite in Babelsberg, wo er eine Klasse unterrichtet hat, von der ich Teil wurde.”
Ihr Kurzfilm „Two Fathers”, in dem sie auf die Homosexualität ihres eigenen Vaters eingeht, könne auch als eine Art Hommage an Rosa von Praunheim verstanden werden.

Antifa-Geschichte mit autobiografischem Kern

Die Drehbücher für ihre Filme schreibt sie zusammen mit ihrem Mann John Quester. „Wir sehen das sehr stark als Familienunternehmen.”
In dieser Teamarbeit entstand auch das Drehbuch für ihren Film „Und morgen die ganze Welt”, der 2020 in die Kinos kam. Darin geht es um die Geschichte einer jungen Frau, die sich der Antifa-Bewegung anschließt. Diese Erfahrung hat von Heinz selbst gemacht. In den 90er-Jahren war sie in der Antifa aktiv, dort hat sie auch ihren Mann kennengelernt: „Das ist wie ein Vollzeitjob, das sind tägliche Termine. Der ganze Tag ist davon bestimmt.”
So wie damals hat sie auch heute den Eindruck, dass die Demokratie in Gefahr ist und man sich für ihren Erhalt einsetzen sollte. Da lag es nahe, diesem Thema einen ganzen Film zu widmen: “2015 kam das wieder alles so stark hoch, auch mit dem Erstarken der AfD, dass wir es sehr gut in die Jetztzeit holen konnten. Dennoch ist dieser autobiografische Kern enthalten.”

“Frauen nicht sichtbar zu machen, ist ideologisch”

Aktuell ist von Julia von Heinz die Miniserie „Eldorado KaDeWe” in der ARD zu sehen. Es geht um die Geschichte des Berliner Kaufhaus des Westens und um die Familie, die es in den 1920er-Jahren geführt hat. Von Heinz’ Idee war es, diese mit dem Eldorado, mit der lesbischen Subkultur zu verbinden sowie den Fokus auf die Geschichte der Enteignung des jüdischen Besitzes zu richten.
Dass ein diverser Lebensalltag gezeigt wird, spiegele nur die Realität wider, unterstreicht sie: „Es klingt manchmal so, als ob Diversität sowas wie ein Programm wäre, etwas, das man künstlich extra tut. Das ist aber nicht der Fall. Die Welt, so wie ich sie hier in der Serie zeige, war so.”
Das sei nichts Ideologisches, im Gegenteil: “Frauen nicht sichtbar zu machen, ist ideologisch.”
(mah)
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