Die rockende DDR
20 Jahre nach dem Fall der Mauer ist von der Rockmusik aus der DDR im kollektiven Gedächtnis nicht viel übrig geblieben. Unter dem Titel "Ehrt man die Rose noch?" befasst sich eine Konzertreihe mit der Musik hinter dem Eisernen Vorhang und beleuchtet die Bedeutung, die der Musik im SED-Regime zukam.
FDJ-Sekretär: "Unsere Lieder sollen sagen, dass es schön ist, bei uns in der Deutschen Demokratischen Republik zu leben, sie sollen also sprechen von heute und hier im Sozialismus."
Birgit Jank: "Was uns heute vorkommt wie ein Kabarett, waren die Aussagen von Staatsfunktionären, die massiv die Lebenswirklichkeit von Beat und Rockmusik in der DDR geprägt haben."
"Die Idee hat eigentlich eine schon mehrjährige Geschichte, Anlass war, dass mich eine österreichische Kollegin gefragt hatte, was ist denn eigentlich mit Eurer Ost-Kultur, hattet Ihr da gar nichts? Ich hab dann angefangen, Seminare an der Uni Potsdam auch zu dem Thema Musik aus der DDR zu initiieren, parallel dazu fing meine Tochter an, sich mit Rocktiteln aus der DDR auseinanderzusetzen (...), sie hat das sängerisch probiert und wir kamen dann auf die Idee, ob man das nicht zusammenbringen könnte und auch durch die Diskussion der Studenten an der Uni Potsdam, die doch immer mehr ein Interesse haben, mehr zu erfahren, über diese vergangene Kultur."
Birgit Jank, Professorin an der Uni Potsdam und Veranstalterin der Konzertreihe "Ehrt man die Rose noch?". Im Mittelpunkt: die Geschichte der DDR-Rockmusik.
Walter Ulbricht: "Müssen wir denn alles vom Westen übernehmen, dieses ständige Yeah yeah yeah oder wie das heißt, diese Monotonie ..."
Detailliert und von verschiedenen Seiten beleuchtet das Ensemble des Abends die Vergangenheit. Da ist einmal die junge Live-Band rund um Suse Jank, die DDR-Rocksongs frisch und poppig interpretiert. Dazwischen: erläuternde Moderationen von Birgit Jank und eine Multimedia-Show, die Originaltöne und -Musik aus drei Jahrzehnten DDR-Rockmusikgeschichte präsentiert. Der Zuschauer begegnet so Musikgruppen wie Renft, City, Lift oder Silly, hört Manfred Krug und Wolf Biermann zu - und erlebt mit, wie gegen staatliche Repression gekämpft wurde, mit welchen praktischen Schwierigkeiten im Musikeralltag umgegangen werden musste und welche besondere Bedeutung das Phänomen Rockmusik in der DDR erhielt:
Jank: "In der DDR hatte das eine besondere Brisanz, weil man oftmals zwischen den Zeilen las, es gab eine eigene Zuhörkultur, man interpretierte in diese Musik eigene Sehnsüchte und Wünsche hinein, also der Text war sehr bedeutungsvoll und auch der Habitus der Künstler war wichtig, war im wahrsten Sinne vorbildgebend und war ein Stück Freiheit auch in der DDR."
Klaus Renft: "Wir wollten nur dem DDR-Mief entkommen, raus aus der Enge, Musik war ein Stück Freiheit ..."
Der 2006 verstorbene Musiker Klaus Renft. Der Titel des Abends "Ehrt man die Rose noch" geht auf einen Song der Klaus-Renft-Combo zurück. Eine Band, die in den 60er-Jahren Auftrittsverbot erhielt und 1975 schließlich von der Kulturstaatsbehörde der DDR aufgelöst wurde.
Mit der Vergangenheit, die mit der Konzertreihe vor allem Studenten nahegebracht werden soll, musste sich auch die junge Band des Abends erst einmal auseinandersetzen – Sängerin Suse Jank ist Jahrgang 1984:
Suse Jank: "Die Band ist ganz verschieden, ich bin aus Ostdeutschland und der Schlagzeuger kommt aus Thüringen und ansonsten, jetzt muss ich mal kurz überlegen, der Bassist kommt aus Schweden, der Gitarrist kommt aus Italien, die Cellistin kommt aus Kanada, der Perkussionist kommt aus Armenien. Für uns war eigentlich eher die musikalische Intention der einzelnen Songs wichtig, also, was sagen die aus, sagen die etwas aus, das uns anspricht, die geschichtliche Auseinandersetzung folgte dann eher mit dem Projekt, das wir jetzt mit der Uni zusammen durchführen, denn da war es notwendig, die ganzen Songs auch geschichtlich einzuordnen."
Genau das ist für die Veranstalterin Birgit Jank, die selbst noch als Musikerin in der DDR auftrat, der Schlüssel zur Vermittlung von Geschichte: Die unterschiedliche Sozialisation aller Beteiligten. Verschiedene Generationen aus Ost und West arbeiten an der Konzertreihe mit. Die Gefahr der "Ostalgie" sei damit gebannt.
Birgit Jank: "Wir versuchen, es objektiv so wie es uns möglich ist, darzustellen und ich glaube auch, durch die jungen Musiker habe ich auch viel im Projekt lernen können, dass sie Fragen stellen, vor allem Dingen auch sehr klare Fragen, die mich bewegt haben, zum Beispiel, wie konnte man unter diesen Bedingungen auch frei Rockmusik machen oder warum haben die sich so angepasst oder wie hätte ich gehandelt in diesen Zeiten ..."
"Ehrt man die Rose noch?" ist ein überaus engagiertes Projekt, mitreißend und eindringlich, sympathisch und in der Multimedialität sehr gut aufbereitet. Fern von verstaubter Hörsaal-Atmosphäre vermögen es Birgit Jank, ihr Team und die Band, auch heute noch den Ton einer vergangenen Jugendkultur zu treffen. Und das ohne jegliche falsch zu verstehende Nostalgie. Sondern vielmehr mit dem richtigen, einordnenden Blick, der ein Stück Geschichte nacherlebbar macht.
Birgit Jank: "Ich glaube, Musik ist eine wunderbare Möglichkeit überhaupt Geschichte zu begreifen, das sind persönliche Geschichten, das sind Musikerbiographien, die auch Musikstudenten auch sehr nachempfinden können, (...) also mir ist sehr daran gelegen, dass die Ost- und Westdeutschen sich näherkommen und vielleicht kann die Musik eine Brücke dazu sein, zumal wenn sie von so jungen Leuten gemacht wird."
Birgit Jank: "Was uns heute vorkommt wie ein Kabarett, waren die Aussagen von Staatsfunktionären, die massiv die Lebenswirklichkeit von Beat und Rockmusik in der DDR geprägt haben."
"Die Idee hat eigentlich eine schon mehrjährige Geschichte, Anlass war, dass mich eine österreichische Kollegin gefragt hatte, was ist denn eigentlich mit Eurer Ost-Kultur, hattet Ihr da gar nichts? Ich hab dann angefangen, Seminare an der Uni Potsdam auch zu dem Thema Musik aus der DDR zu initiieren, parallel dazu fing meine Tochter an, sich mit Rocktiteln aus der DDR auseinanderzusetzen (...), sie hat das sängerisch probiert und wir kamen dann auf die Idee, ob man das nicht zusammenbringen könnte und auch durch die Diskussion der Studenten an der Uni Potsdam, die doch immer mehr ein Interesse haben, mehr zu erfahren, über diese vergangene Kultur."
Birgit Jank, Professorin an der Uni Potsdam und Veranstalterin der Konzertreihe "Ehrt man die Rose noch?". Im Mittelpunkt: die Geschichte der DDR-Rockmusik.
Walter Ulbricht: "Müssen wir denn alles vom Westen übernehmen, dieses ständige Yeah yeah yeah oder wie das heißt, diese Monotonie ..."
Detailliert und von verschiedenen Seiten beleuchtet das Ensemble des Abends die Vergangenheit. Da ist einmal die junge Live-Band rund um Suse Jank, die DDR-Rocksongs frisch und poppig interpretiert. Dazwischen: erläuternde Moderationen von Birgit Jank und eine Multimedia-Show, die Originaltöne und -Musik aus drei Jahrzehnten DDR-Rockmusikgeschichte präsentiert. Der Zuschauer begegnet so Musikgruppen wie Renft, City, Lift oder Silly, hört Manfred Krug und Wolf Biermann zu - und erlebt mit, wie gegen staatliche Repression gekämpft wurde, mit welchen praktischen Schwierigkeiten im Musikeralltag umgegangen werden musste und welche besondere Bedeutung das Phänomen Rockmusik in der DDR erhielt:
Jank: "In der DDR hatte das eine besondere Brisanz, weil man oftmals zwischen den Zeilen las, es gab eine eigene Zuhörkultur, man interpretierte in diese Musik eigene Sehnsüchte und Wünsche hinein, also der Text war sehr bedeutungsvoll und auch der Habitus der Künstler war wichtig, war im wahrsten Sinne vorbildgebend und war ein Stück Freiheit auch in der DDR."
Klaus Renft: "Wir wollten nur dem DDR-Mief entkommen, raus aus der Enge, Musik war ein Stück Freiheit ..."
Der 2006 verstorbene Musiker Klaus Renft. Der Titel des Abends "Ehrt man die Rose noch" geht auf einen Song der Klaus-Renft-Combo zurück. Eine Band, die in den 60er-Jahren Auftrittsverbot erhielt und 1975 schließlich von der Kulturstaatsbehörde der DDR aufgelöst wurde.
Mit der Vergangenheit, die mit der Konzertreihe vor allem Studenten nahegebracht werden soll, musste sich auch die junge Band des Abends erst einmal auseinandersetzen – Sängerin Suse Jank ist Jahrgang 1984:
Suse Jank: "Die Band ist ganz verschieden, ich bin aus Ostdeutschland und der Schlagzeuger kommt aus Thüringen und ansonsten, jetzt muss ich mal kurz überlegen, der Bassist kommt aus Schweden, der Gitarrist kommt aus Italien, die Cellistin kommt aus Kanada, der Perkussionist kommt aus Armenien. Für uns war eigentlich eher die musikalische Intention der einzelnen Songs wichtig, also, was sagen die aus, sagen die etwas aus, das uns anspricht, die geschichtliche Auseinandersetzung folgte dann eher mit dem Projekt, das wir jetzt mit der Uni zusammen durchführen, denn da war es notwendig, die ganzen Songs auch geschichtlich einzuordnen."
Genau das ist für die Veranstalterin Birgit Jank, die selbst noch als Musikerin in der DDR auftrat, der Schlüssel zur Vermittlung von Geschichte: Die unterschiedliche Sozialisation aller Beteiligten. Verschiedene Generationen aus Ost und West arbeiten an der Konzertreihe mit. Die Gefahr der "Ostalgie" sei damit gebannt.
Birgit Jank: "Wir versuchen, es objektiv so wie es uns möglich ist, darzustellen und ich glaube auch, durch die jungen Musiker habe ich auch viel im Projekt lernen können, dass sie Fragen stellen, vor allem Dingen auch sehr klare Fragen, die mich bewegt haben, zum Beispiel, wie konnte man unter diesen Bedingungen auch frei Rockmusik machen oder warum haben die sich so angepasst oder wie hätte ich gehandelt in diesen Zeiten ..."
"Ehrt man die Rose noch?" ist ein überaus engagiertes Projekt, mitreißend und eindringlich, sympathisch und in der Multimedialität sehr gut aufbereitet. Fern von verstaubter Hörsaal-Atmosphäre vermögen es Birgit Jank, ihr Team und die Band, auch heute noch den Ton einer vergangenen Jugendkultur zu treffen. Und das ohne jegliche falsch zu verstehende Nostalgie. Sondern vielmehr mit dem richtigen, einordnenden Blick, der ein Stück Geschichte nacherlebbar macht.
Birgit Jank: "Ich glaube, Musik ist eine wunderbare Möglichkeit überhaupt Geschichte zu begreifen, das sind persönliche Geschichten, das sind Musikerbiographien, die auch Musikstudenten auch sehr nachempfinden können, (...) also mir ist sehr daran gelegen, dass die Ost- und Westdeutschen sich näherkommen und vielleicht kann die Musik eine Brücke dazu sein, zumal wenn sie von so jungen Leuten gemacht wird."