Die Rolle der Reichsbahn während der NS-Zeit
Bahn-Vorstand Margret Suckale hat in Berlin eine Wanderausstellung zur Reichsbahn während der Nazi-Diktatur eröffnet. "Die Reichsbahn hatte ohne Zweifel eine tragende Rolle beim nationalsozialistischen Völkermord inne", sagte Suckale anlässlich der Ausstellung "Sonderzüge in den Tod", die im Bahnhof Potsdamer Platz in Berlin zu sehen ist.
Zur Eröffnung der Wanderausstellung "Sonderzüge in den Tod" zeigte sich die als Nazi-Jägerin bekannt gewordene deutsch-französische Journalistin Beate Klarsfeld versöhnlich. Sie, die mit ihren Mitstreitern jahrelang gegen massive Widerstände von Bahnchef Mehdorn dafür gekämpft hat, die Deportation jüdischer Kinder in die Todeslager durch die Deutsche Reichsbahn während der NS-Zeit heute auf deutschen Bahnhöfen zu zeigen, äußerte sich zufrieden:
"Wir sind sehr glücklich, dass diese jüdischen Kinder auch in deutschen Bahnhöfen gezeigt werden. Bis jetzt wurden sie in Frankreich gezeigt. Die SNCF hat uns große Reisebahnhöfe zur Verfügung gestellt, und wir denken, dass diese jüdischen Kinder, die aus Deutschland stammen, auch in deutschen Bahnhöfen gezeigt werden. Vor allem die Reisenden, die diese Fotos in Frankreich sahen, waren sehr beeindruckt , und ich glaube, die haben sehr viel mit genommen, als sie da lachende Kinder sahen und sich die Frage stellten, warum wurden diese Kinder vor 60 Jahren aus ihren Heimen gerissen, von ihren Eltern getrennt und in die Gaskammern geschickt."
In Frankreich gab es im Unterschied zu Deutschland keine Schwierigkeiten mit der Staatsbahn, im Gegenteil. Die SNCF unterstützte eine Wanderausstellung über das Schicksal von über 11.000 deportierten jüdischen Kindern auf 20 Bahnhöfen aktiv. Einen Teil dieser Ausstellung hat die französische Organisation der Töchter und Söhne deportierter französischer Juden nun den Deutschen zur Verfügung gestellt. Fotos und Biographien stellen das Schicksal von 800 Kindern dar, die in Deutschland und Österreich geboren wurden, mit ihren Eltern Schutz vor den Nazis in Frankreich gesucht hatten und von dort in einen grausamen Tod geschickt wurden. Noch einmal Beate Klarsfeld:
"Das ist sehr herzergreifend, wenn man diese lustigen Kinder sieht, und sich die Frage stellt, warum hat man diese Kinder getötet. Was wir wollen, dass die Jugendlichen sich aufrütteln. In Frankreich haben wir es erreicht, dass Dank der Tatsache, dass wir für jedes Kind die letzte Adresse festhalten konnten, Gedenktafeln angebracht werden konnten an den Schulen , in die sie gingen und dass die Lehrer mit den Jugendlichen zusammenarbeiten am Schicksal der jüdischen Kinder. Wir hoffen, dass in Deutschland auch die Jugendlichen aufgerüttelt werden."
Auf 40 Tafeln will die Ausstellung das Schicksal vor allem der Kinder sichtbar machen, aber auch die Rolle der Deutschen Reichsbahn darstellen, ohne die der Holocaust nicht möglich gewesen wäre. Drei Millionen Menschen transportierte sie in ihren Waggons in die Vernichtungslager. An jedem Ort wird die Ausstellung etwas variieren und einen lokalen Bezug deutlich machen. Eine Tafel "Menschen dieser Stadt" erinnert in Berlin an Gert Rosenthal, der als Junge 1942 nach Riga deportiert und dort ermordet wurde, während sein Bruder Hans in einem Versteck in Berlin überlebte.
Bei der Eröffnung der Ausstellung war von der konfliktreichen Vorgeschichte eher am Rande die Rede, vergessen ist sie nicht. Mehdorn selbst war nicht erschienen und hatte die Vertretung der Bahn Personalvorstand Margret Suckale überlassen. Sie ging ohne Beschönigung auf die "tragende Rolle der Reichsbahn beim nationalsozialistischen Völkermord" ein. Den lang dauernden, aber nur schwer verständlichen Konflikt um die Ausstellung erwähnte sie nur indirekt:
"Auch wenn es über die Frage, ob eine solche Ausstellung auf Bahnhöfen gezeigt werden soll, unterschiedliche Auffassungen gab, so ist doch jetzt klar: es ist eine Ausstellung, der wir sehr, sehr viele Besucher wünschen. Sie bietet die Möglichkeit zur ernsthaften Auseinandersetzung mit den Ursachen des Völkermordes und zum gebührenden Gedenken an die Opfer."
Die Ausstellung befindet sich in der Passerelle des Bahnhofs Potsdamer Platz in einer etwas abgelegenen Ecke. Ohne deutliche Hinweisschilder werden viele Passanten sie womöglich gar nicht wahrnehmen. Lea Rosh, die viele Jahre für die Errichtung des Holocaust-Mahnmals gestritten hat, zeigte sich zwar mit der Konzeption der Ausstellung zufrieden, übte aber zugleich deutliche Kritik am Standort:
"Ich finde die Ausstellung gut, gut gemacht. Ich finde den Standort falsch. Ich finde, sie gehört in den Hauptbahnhof, und ich finde, es sollte eine Dauerausstellung sein und bleiben. Dann müssten Kopien an anderen großen Bahnhöfen Kassel, München sein."
Die Verlegung zum Hauptbahnhof sei aus Sicherheitsgründen nicht möglich, sagt die Bahn dazu.
Auch wenn man mit Fug und Recht sagen kann, dass es die Ausstellung ohne Beate Klarsfeld nicht gäbe, so hat doch erst die politische Intervention des Bundesverkehrsministers Wolfgang Tiefensee die Bahn zum Einlenken gebracht. Die Notwendigkeit der Wanderausstellung auf deutschen Bahnhöfen, dort wo die Deportationen vor aller Augen ihren Anfang nahmen, begründet Tiefensee damit,
"dass wir die Beschäftigung mit der Vergangenheit an öffentlichem Ort stattfinden lassen, weil sich die Diktatur im Alltag abgespielt hat, im Alltag ihre Stützung gefunden hat und weil sie im Alltag die Auseinandersetzung in der Gegenwart erfahren muss."
In Berlin wird die Ausstellung drei Wochen lang zu sehen sein, die nächsten Stationen sind Halle, Schwerin, Münster. In zehn verschiedenen Städten soll sie in diesem Jahr zu sehen sein. Was anschließend mit ihr geschieht, ist noch nicht entschieden.
"Wir sind sehr glücklich, dass diese jüdischen Kinder auch in deutschen Bahnhöfen gezeigt werden. Bis jetzt wurden sie in Frankreich gezeigt. Die SNCF hat uns große Reisebahnhöfe zur Verfügung gestellt, und wir denken, dass diese jüdischen Kinder, die aus Deutschland stammen, auch in deutschen Bahnhöfen gezeigt werden. Vor allem die Reisenden, die diese Fotos in Frankreich sahen, waren sehr beeindruckt , und ich glaube, die haben sehr viel mit genommen, als sie da lachende Kinder sahen und sich die Frage stellten, warum wurden diese Kinder vor 60 Jahren aus ihren Heimen gerissen, von ihren Eltern getrennt und in die Gaskammern geschickt."
In Frankreich gab es im Unterschied zu Deutschland keine Schwierigkeiten mit der Staatsbahn, im Gegenteil. Die SNCF unterstützte eine Wanderausstellung über das Schicksal von über 11.000 deportierten jüdischen Kindern auf 20 Bahnhöfen aktiv. Einen Teil dieser Ausstellung hat die französische Organisation der Töchter und Söhne deportierter französischer Juden nun den Deutschen zur Verfügung gestellt. Fotos und Biographien stellen das Schicksal von 800 Kindern dar, die in Deutschland und Österreich geboren wurden, mit ihren Eltern Schutz vor den Nazis in Frankreich gesucht hatten und von dort in einen grausamen Tod geschickt wurden. Noch einmal Beate Klarsfeld:
"Das ist sehr herzergreifend, wenn man diese lustigen Kinder sieht, und sich die Frage stellt, warum hat man diese Kinder getötet. Was wir wollen, dass die Jugendlichen sich aufrütteln. In Frankreich haben wir es erreicht, dass Dank der Tatsache, dass wir für jedes Kind die letzte Adresse festhalten konnten, Gedenktafeln angebracht werden konnten an den Schulen , in die sie gingen und dass die Lehrer mit den Jugendlichen zusammenarbeiten am Schicksal der jüdischen Kinder. Wir hoffen, dass in Deutschland auch die Jugendlichen aufgerüttelt werden."
Auf 40 Tafeln will die Ausstellung das Schicksal vor allem der Kinder sichtbar machen, aber auch die Rolle der Deutschen Reichsbahn darstellen, ohne die der Holocaust nicht möglich gewesen wäre. Drei Millionen Menschen transportierte sie in ihren Waggons in die Vernichtungslager. An jedem Ort wird die Ausstellung etwas variieren und einen lokalen Bezug deutlich machen. Eine Tafel "Menschen dieser Stadt" erinnert in Berlin an Gert Rosenthal, der als Junge 1942 nach Riga deportiert und dort ermordet wurde, während sein Bruder Hans in einem Versteck in Berlin überlebte.
Bei der Eröffnung der Ausstellung war von der konfliktreichen Vorgeschichte eher am Rande die Rede, vergessen ist sie nicht. Mehdorn selbst war nicht erschienen und hatte die Vertretung der Bahn Personalvorstand Margret Suckale überlassen. Sie ging ohne Beschönigung auf die "tragende Rolle der Reichsbahn beim nationalsozialistischen Völkermord" ein. Den lang dauernden, aber nur schwer verständlichen Konflikt um die Ausstellung erwähnte sie nur indirekt:
"Auch wenn es über die Frage, ob eine solche Ausstellung auf Bahnhöfen gezeigt werden soll, unterschiedliche Auffassungen gab, so ist doch jetzt klar: es ist eine Ausstellung, der wir sehr, sehr viele Besucher wünschen. Sie bietet die Möglichkeit zur ernsthaften Auseinandersetzung mit den Ursachen des Völkermordes und zum gebührenden Gedenken an die Opfer."
Die Ausstellung befindet sich in der Passerelle des Bahnhofs Potsdamer Platz in einer etwas abgelegenen Ecke. Ohne deutliche Hinweisschilder werden viele Passanten sie womöglich gar nicht wahrnehmen. Lea Rosh, die viele Jahre für die Errichtung des Holocaust-Mahnmals gestritten hat, zeigte sich zwar mit der Konzeption der Ausstellung zufrieden, übte aber zugleich deutliche Kritik am Standort:
"Ich finde die Ausstellung gut, gut gemacht. Ich finde den Standort falsch. Ich finde, sie gehört in den Hauptbahnhof, und ich finde, es sollte eine Dauerausstellung sein und bleiben. Dann müssten Kopien an anderen großen Bahnhöfen Kassel, München sein."
Die Verlegung zum Hauptbahnhof sei aus Sicherheitsgründen nicht möglich, sagt die Bahn dazu.
Auch wenn man mit Fug und Recht sagen kann, dass es die Ausstellung ohne Beate Klarsfeld nicht gäbe, so hat doch erst die politische Intervention des Bundesverkehrsministers Wolfgang Tiefensee die Bahn zum Einlenken gebracht. Die Notwendigkeit der Wanderausstellung auf deutschen Bahnhöfen, dort wo die Deportationen vor aller Augen ihren Anfang nahmen, begründet Tiefensee damit,
"dass wir die Beschäftigung mit der Vergangenheit an öffentlichem Ort stattfinden lassen, weil sich die Diktatur im Alltag abgespielt hat, im Alltag ihre Stützung gefunden hat und weil sie im Alltag die Auseinandersetzung in der Gegenwart erfahren muss."
In Berlin wird die Ausstellung drei Wochen lang zu sehen sein, die nächsten Stationen sind Halle, Schwerin, Münster. In zehn verschiedenen Städten soll sie in diesem Jahr zu sehen sein. Was anschließend mit ihr geschieht, ist noch nicht entschieden.