Freude, Schmerz und Glorie
Sie gelten als Juwel barocker Violinmusik und geben uns bis heute Rätsel auf: die "Rosenkranz-Sonaten" für Violine und Basso continuo von Heinrich Ignaz Franz von Biber.
Der Sonatenzyklus ist den Geheimnissen des Rosenkranzgebets gewidmet – so viel scheint klar. Aber zu welchem Zweck Biber (1644-1704) die insgesamt 15 Sonaten gegen Ende des 17. Jahrhunderts komponiert hat, für wen er sie schrieb und welche Besetzung er für die Begleitung der Violine vorsah, wissen wir nicht genau.
Zwischen Erzählung und Erbauung
Handelt es sich bei den "Rosenkranz-Sonaten" um ein frühes Beispiel programmatischer Kompositionen? Oder doch um abstrakte Meditationsmusik? Bei der einzigen überlieferten Handschrift fehlt das Titelblatt – es hätte vielleicht manche Unklarheit ausräumen können. Andererseits ließen barocke Komponisten bewusst Vieles in ihren Noten offen. Zum Glück, denn das gibt Raum für unterschiedliche Interpretationen. Seit Bibers 300. Todestag im Jahr 2004 erlebt die Musik des aus Böhmen stammenden und vor allem in Salzburg tätigen Komponisten eine regelrechte Renaissance. Viele Einspielungen der "Rosenkranz-Sonaten" sind seitdem entstanden.
Im Vergleich mit älteren Aufnahmen wird klar: an Biber-Interpretationen lässt sich auch immer die Entwicklung der historischen Aufführungspraxis ablesen. Gast im Studio ist die Schweizer Geigerin und Alte-Musik-Expertin Leila Schayegh.