Die Saar

Von Tonia Koch |
Lange Zeit galten die Investitionen in den Ausbau der Saar zur Großschifffahrtsstraße als verlorene Investitionen. Doch inzwischen weist das Frachtaufkommen Steigerungsraten von 30 Prozent pro Jahr auf. Durch die Verschärfung der Umweltschutzmaßnahmen hat sich auch die Wasserqualität des Flusses erheblich verbessert. Immer mehr Freizeitkapitäne entdecken den Fluss.
Wir steigen ein wo der Fluss am schönsten ist. An Deutschlands eindrucksvollster Schleife: Der Saarschleife.

Drei bis vier Mal am Tag, schippert die Mettlach um den hübschen Bogen. Das in die Jahre gekommene Fahrgastschiff hieß früher einmal Niedersachsen. Ein weißes Pferd auf rotem Grund ziert noch heute ein Schild aus Blech. Es klappert leise im Wind und zeugt von längst vergangen Tagen. Schiffseigner Helmut Reiter:

"Als ich die Schiffe gekauft habe, waren sie in Hameln bei der Oberweserschifffahrtsgesellschaft. Die ist im 129. Jahr ihre Bestehens zu Tode gekommen."

An Bord der Mettlach lässt sich auch Anna–Maria den Wind um die Nase wehen. Sie geht in die 4. Klasse einer Grundschule. Dort gehört die Saar zum Standardprogramm des Geographie-Unterrichtes. Der Fluss gab dem Bundesland Saarland seinen Namen. Wie die Mosel - in die er mündet - entspringt er im Nachbarland Frankreich.

"In den Vogesen, am Berg Donon in 600 Metern Höhe in zwei Quellflüssen."

Anna-Maria wendet ihren Blick den Schwänen und den Fischreihern zu. Der Reiher heißt Oskar, sagt Herr Reiter und ergänzt verschmitzt.

"Er ist auch wie Oskar. Er ist klein, grau, emsig und fleißig."

Ob sie ihn auch wählen, ihren "Oskar"?

"Selbstverständlich"

Helmut Reiter hat so manche Anekdote parat. Hält sich jedoch zurück. Denn er ist überzeugt, dass seine Gäste, wenn sie den Fluss entlang schippern, in erster Linie ihre Ruhe haben wollen, um die Idylle zu genießen. Denn nur mit dem Schiff, zu Fuß oder mit dem Rad lassen sich die dicht bewaldeten Hänge rund um die Saarschleife erkunden. Aber dann, als der Heilige Nikolaus in einer Nische am rechten Flussufer in Sichtweite kommt, läuft Reiter noch einmal zur Hochform auf.

"In Dreisbach war vor 600 Jahren eine Holzkirche, die ist abgebrannt. Das war eine Nikolauskirche. Die Statue ist gebliebene und die Schiffer haben die dann hier unten reingestellt. Und jetzt müssen sie ganz fromm gucken, noch frommer und dann bekommen sie den Segen des Heiligen Nikolaus."
Fromm sind die Menschen an der unteren Saar. Katholisch und geschäftstüchtig. Seit Jahrzehnten schon isst der Papst in Rom von Mettlacher Tellern. Erst dieses Jahr kreierte das Mettlacher Unternehmen Villeroy & Boch ein neues Service für den Pontifex.

"Wir waren heute in der Ausstellung, da hat mich sehr beeindruckt die Porzellanausstellung, vor allem das Porzellan, das unser Papst Benedikt geschenkt bekommen hat. Und jetzt haben wir eine schöne Abschlussfahrt gemacht auf der Saarschleife. Das ist hier wirklich sehr eindrucksvoll, weil ich eine solche Schleife noch nie gesehen habe, fahren wir nun auch nach oben, um sie anzuschauen. Das ist ja wahrscheinlich ein antezedentes Tal, wo der Fluss erst war und dann erst Erhebung des Schiefergebirges, man kann so richtig geologische Studien machen."

Es stimmt, das Saartal zählt wie der Mittelrhein zu den antezedenten Tälern, das heißt, der Fluss ist seht alt, er war schon da, als sich die Quarzit- und Schiefergebirge drum herum auffalteten. Hier am Unterlauf der Saar ist das Tal eng und sind die Hänge steil. Und in diesen steilen Lagen, die mitunter bis zu 45 Grad geneigt sind, gedeiht der Wein seit Jahrhunderten. Winzer Johannes Peters:

"Das Besondere ist die Tatsache, dass wir in den Steillagen über dem Fluss Rieslinge auf sehr kargen Schieferböden anbauen und aus diesen kargen Verhältnissen Dinge entstehen mit einer unvergleichlichen Aromatik und einem nicht kopierbaren und nicht nachahmbaren Geschmack."

Die Familie Peters baut seit 300 Jahren am Wiltinger Saar-Bogen Riesling-Weine an. Die Reben stehen ausschließlich an den Hängen, um die Sonnenstrahlen und die Speicherkraft der Schieferböden optimal zu nutzen. Das bedeutet allerdings auch, dass den Saar-Winzern wie vor Jahrhunderten die mühselige Handarbeit in den Steillagen geblieben ist. Die schwierigen Voraussetzungen und die Kleinheit des Gebietes haben jedoch auch Vorteile. Große Kellereien haben sich aufgrund der Verhältnisse nie für die Saar interessiert. Anders als die Mosel, wurde die Saar von Rufschädigenden Weinskandalen verschont. Johannes Peters:

"Weil, die Saar hat sich als kleines Gebiet nie verdreht, sie ist geblieben was sie war, eine kleine exklusive Riesling-Enklave."

An den Hängen des Gottesfußes gedeihen die Reben prächtig. Von hier aus hat der Betrachter einen unverbauten Blick auf den Altarm der Saar, den Wiltinger Bogen, auf das Örtchen selbst und auf die mächtige, viel zu groß geratene katholische Kirche. Links von Gottesfuß und Klosterberg gerät der Braunfels in den Blick. Seine südlichen Hänge, der Scharzhofberg, genießen Weltruhm. Johannes Peters:

"Der Scharzhofberg ist eine der weltbekanntesten Weißweinlagen. Es gibt nicht viele davon und die Lage Scharzhofberg ist ausschließlich mit Riesling-Reben bepflanzt und es wäre auch ein Frevel, wenn man hier etwas anders pflanzen würde. Denn dieser Berg ist prädestiniert, große Weine hervorzubringen."

Den Ruf begründet haben insbesondere edelsüße Sorten: Beerenauslesen, Trockenbeerenauslesen und Eisweine. Handverlesene Spezialitäten, die auf internationalen Märkten Spitzenpreise erzielen. Johannes Peters:

"Eiswein muss bei minus sieben Grad gelesen werden. Es ist klar, dass die gefrorenen Trauben nur einen Bruchteil dessen hergeben, was eine nicht gefrorene Menge hergibt. Die Mengeneinbußen sind immens. Eine Trockenbeerenauslese wird aus getrockneten Beeren handselektioniert , das ergibt verschwindend geringe Menge. Und es ist klar, das diese Mengen bei entsprechender Nachfrage und die Nachfrage ist da, entsprechend gehandelt werden, das ist eine logische Konsequenz."

Allerdings bleiben die klimatischen Veränderungen auch an der Saar nicht ohne Folgen. Im vergangenen Jahr konnten keine Eisweine gelesen werden. Im Januar und Februar lagen die Temperaturen bis zu viereinhalb Grad über dem langjährigen Mittel. Noch werden die Wetterkapriolen von den Winzern nur beobachtet. Und wirklich traurig über eine Erwärmung sind sie nicht. Der warme April hat den Reben einen dreiwöchigen Vegetationsvorsprung eingebracht. Sorgenfalten zeigen sich bei Winzer Peters keine.

"Weil diese Erwärmung, die wir signifikant haben dazu führen wird, dass wir immer höherwertige Weine produzieren können. Das kommt letztendlich auch dem Verbraucher zu Gute."

Unter Weinliebhabern hatte die Saar schon immer einen guten Ruf. Das galt auch in jenen Zeiten, als der Fluss unter den enormen Schmutzfrachten litt, die er aus den Industrierevieren der oberen Saar herantransportierte. In den Talauen der Saar gab und gibt es jedoch keine Rebflächen. Darüber sind die Winzer heute froh.

"Wir haben die Weinberge nur in den Toplagen positioniert. Von daher hatten die Reben auch keinerlei Chance an das Wasser aus der Saar zu kommen. Also, da wird auch weiterhin nichts passieren, zumal sich die Wasserqualität der Saar immens verbessert hat."

Über ein ganzes Jahrhundert, haben die Bewohner sich von ihrem Fluss abgewandt. Die Menschen haben die Wasserstraße ausgebeutet und benutzt, ihre Ränder mit Industrieanlagen, Eisenbahnverbindungen und Straßen bebaut. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg galt der Fluss als tot, war nichts als eine Kloake. Sie schluckte alles, was die Industrie an schädlichen Substanzen ausspie und transportierte die ungeklärten Abwässer der schnell wachsenden Städte.

"Es ist alles anders als früher, früher war es ein Dreckloch, pechschwarz, tot, außer Ratten war nichts drin."

Dieter Thies ist an den Ufern der Saar, aufgewachsen. Er ist einer von 22,000 Hobbyanglern. Die Wandlungen des Flusses hat er verfolgt wie Werner Becker. Der Präsident des saarländischen Fischereiverbandes schüttelt sich noch heute, wenn er an früher denkt.

"Der Phenol-Geschmack in den Fischen der Saar war so stark, dass man die Pfanne nach dem Braten wegwerfen musste. Heute ist das alles weg, wir haben hervorragendes Fischfleisch."

Phenole entstehen zum Beispiel bei der Verkokung von Steinkohle. Bis auf eine sind jedoch sämtliche Kokereien an der Saar stillgelegt. Wie überhaupt der Reinigungsprozess der Saar überwiegend mit dem Rückgang der Schwerindustrie zusammenhängt. Hinzu kommt der Bau von Kläranlagen im gesamten Land. 98 Prozent aller saarländischen Haushalte sind inzwischen an eine Kläranlage angeschlossen. Die 122 Anlagen verteilen sich übers ganze Land. Helfen aber in erster Linie der Saar, sauber zu bleiben. Werner Daub vom Entsorgungsverband Saar, dem EVS:

"94 Prozent der Fläche im Saarland entwässern letztendlich in die Saar über Nebenflüsse zweiter und dritter Ordnung. Und durch den Bau der Kläranlagen werden die Schadstoffe eliminiert und entsorgt. Gegenüber 1957 ist die Gewässergüte von rot auf hellgrün geändert worden."

Die größte Kläranlage des Landes steht in Saarbrücken–Burbach. Hier brodelt und blubbert es in den runden Becken. Überdimensionierte Rührarme halten eine nicht eben appetitlich wirkende Brühe in Bewegung. Erstaunlicherweise ist die Geruchsentwicklung der über Stege begehbaren Abwasserbecken jedoch weniger schlimm als erwartet. Das sei den Mikroorganismen und Bakterien zu danken, sagt Manfred Leidinger, der Leiter der Kläranlage. Sie seien für den biologischen Reinigungsprozess unverzichtbar. Unzählige gingen hier zu Werke.

"Oh, Milliarden, Milliarden von Mitarbeitern, die wir hier haben und züchten. Sie vermehren sich auch ständig. Wir sorgen für optimale Bedingungen indem wir die Schmutzfracht gleichmäßig zuführen und Sauerstoff zugeben, damit ein optimales Milieu entsteht."

In 20 Jahren, Mitte der 70 bis Mitte der 90er Jahre wurde die Saar zur Großschifffahrtsstraße ausgebaut. Darunter hat ihre Fähigkeit sich selbst zu reinigen, ein wenig gelitten. Zwar hat die Vertiefung der Fahrrinne den Fluss von giftigen Ablagerungen befreit. Durch den Bau der zahlreichen Staustufen ist aus der Saar jedoch mehr oder minder eine hinter einander geschaltete Seenplatte geworden. Annelore Limbach, Biologin des EVS:

"So hat sich die Verweilzeit von Saarbrücken bis Konz von 8 auf 21 Tage verdreifacht. Durch die Verlangsamung der Fließgeschwindigkeit bilden sich Algenpopulationen aus, die zu problematischen Sauerstoffverhältnissen führen."

Die Problemstelle einige Kilometer flussabwärts hinter Saarbrücken ist gelb gekennzeichnet. Ansonsten ist die Saar auf der Gewässergütekarte durchgehend grün. Die Saar-Fischer sind mit der erreichten Wasserqualität der Güte zwei bis drei sehr zufrieden. Werner Becker.

"Die Saar wird mit Sicherheit nicht unter zwei kommen, weil wir es dann mit einer Wasserqualität vergleichbar einem Gebirgsbach zu tun hätten. Und das würde bedeuten, dass einige Fischarten aussterben würden. Wir befürworten die Wassergüte zwei bis drei, weil sie allen Fischen und Krebsen in der Saar zugute kommt, Ich glaube, wir haben das Maximum erreicht."

34 Fischarten tummeln sich im Gewässer, darunter auch Forellen, die in den Nebenflüssen der Saar ihre Laichgebiete haben. Der Lachs wird allerdings nicht wiederkehren, da er an den meterhohen Schleusen keine Fischtreppen zum Aufsteigen vorfindet. Andere Fischarten, insbesondere Weißfische wie der Karpfen oder Räuber wie der Wels, freuen sich darüber, dass die Saar zwischen den Schleusen nun gemächlich dahinfließt. Eine Freude, die der saarländische Fischereiverband teilt.

"Das ist von Vorteil besonders für Karpfen, Schleie, Rotauge, Braxe, die wachsen natürlich entsprechend schneller ab als vorher in einem Fließgewässer. Das Nahrungsangebot ist durch das fast stehende Gewässer zwischen den Schleusen deutlich größer geworden."

Darüber hinaus diente diese Entwicklung auch der Artenvielfalt – so Becker.

"Parallel dazu haben wir auch einen größeren Aufbau an Jungfischen. Die Brut wird nicht weggeschwemmt und entwickelt sich sehr gut. Über diese Kette kam auch der Raubfisch wieder: Barsch, Zander, Hecht und Wels."

100 Tonnen Fisch landen pro Jahr auf saarländischen Tellern. Sie werden von den Hobbyanglern verschenkt, denn an der Saar gibt es keine Berufsfischer. Deshalb muss sich auch der Kormoran nicht fürchten. Der gierige Vogel vertilgt täglich etwa 500 Gramm Fisch. Im Jahr bringt er es auf etwa 90 Tonnen und macht den Hobbyfischern mächtig Konkurrenz.

Nicht als Konkurrenz, sondern als Bereicherung empfinden die Angler den zunehmenden Schiffsverkehr auf der Saar. Die Schiffsschrauben verwirbeln das Wasser und führen dem Fluss so zusätzlichen Sauerstoff zu. Der Transport gewerblicher Güter über den Wasserweg ist in den vergangen fünf Jahren um etwa 30 Prozent gewachsen. Hauptnutzer ist die Dillinger Hütte. Hans-Joachim Welsch:

"Die Wasserstraße hat eine Menge Vorteile. Der Abtransport unserer Produkte ist kostengünstig. Die Wasserstraße hat aber auch starke ökologische Vorteile. Mit einem Schiff kann man große Tonnagen transportieren, für die man Dutzende oder hunderte von Lastkraftwagen benötigen würde. Und wir profitieren zudem von der Pünktlichkeit der Anlieferung bei den Kunden."

Die dickwandigen Bleche sind mitunter vier bis fünf Meter breit und bis zu 36 Metern lang. Sie werden für den Bau von Offshore-Anlagen, Brücken oder Pipelines genutzt und gehen meist vom belgischen Antwerpen aus in alle Welt. Sie lagern in unterschiedlichen Größen wie auf einem Schachbrett, angeordnet vom Hafenmeister der Dillinger Hütte, Martin Schröder:

"Was wir hier sehen, ist etwas ungewöhnlich, Bleckpaketheber, für die jeweilige Länge und Breite der Bleche."

Mit einem Hub können bis zu 40 Tonnen vom Kai ins Boot befördert werden: Über entsprechende Ausmaße verfügen auch die vor Anker liegenden Schiffe. Martin Schröder:

"Da vorne das Schiff ist 135 Meter und heute Abend kommt noch ein Schubverband …"

50 Prozent des gesamten Transportes wickelt der Stahlproduzent über die Wasserstraße ab. Nachahmer in der Industrie findet das Beispiel der Dillinger Hütte jedoch kaum. Hans-Joachim Welsch:

"Das ist für mich nur sehr schwer nachvollziehbar. Es sei denn, die haben Produkte, die aus irgendwelchen Gründen nur schwer Wasserstraßenaffin sind."

Sollte wie geplant ein neues Kohlekraftwerk an der Saar gebaut werden, das mit Importkohle befeuert wird, dann wird die Wasserstraße auch bei anderen Unternehmen alternativ zur Straße ins Visier geraten. Bis dahin gehört sie in erster Linie Freizeitkapitänen und Freizeitsportlern.

Die charakteristische Trommel kündigt ein Drachenboot an. In Zweierreihen sitzen 16 Frauen und Männer in einem überdimensionierten Kanu und legen sich mächtig ins Zeug.

Das Ganze sieht ein wenig nach Galeerensklaven, nach Mühsal aus. Nein, sagen die Beteiligten, der Reiz liege ganz woanders.

"Aus Spaß an der Freude. Der Zusammenhalt, das Team, das Gemeinsame. Och, weil es Spaß macht."

Die FDP ist samt Symphatisanten auf dem Wasser. Sie trainieren in der so genannten Fun-Fun-Klasse, für die bevorstehenden Wettbewerbe an den Sommerwochenenden. In dieser Spaßklasse geht es vordergründig nicht darum, Schulter- und Armmuskulatur zu stärken. Steuermann Walter Teusch:

"Es ist etwas Gesellschaftspolitisches auch, dass wir sagen können, diese Mannschaft hat vor, beim und während des Trainings Spaß miteinander. Und das fördert natürlich auch das Zusammenwirken in einer Firma in einer Institution in einem Verein."

Der Steuermann, Walter Teusch, ist der einzige Kanute im Boot. Er hat lange Jahre Erfahrung als Wildwasserkanute, alle andern sind erst über die Drachenboote aufs Wasser gekommen. Wie auch Marion Deutsch, im Kanuclub Völklingen zuständig für die Sparte Drachenboot. Sie fährt für die Deutsche Post AG eine von vielen Firmen, die an der Saar über eigene Boote verfügen und damit die Kanu-Szene beleben.

"So ein Drachenboot kann man nicht unter den Arm klemmen, um es in einer halben Stunde an ein Gewässer zu bringen. Als muss man vor Ort trainieren und so wurde die Saar für den Hobbybereich wieder neu entdeckt."

Ausgelöst wurde der Boom bei Drachenbooten durch das Saarbrücker Saarspektakel. 80 Mannschaften treten seit acht Jahren meist Anfang August gegeneinander an, unterstützt von jeweils 300.000 Zuschauern. Die Bürger haben ihren Fluss, dem sie so lange den Rücken gekehrt hatten wiederentdeckt, sagt die Oberbürgermeisterin Charlotte Britz:

"Durch das Freizeitverhalten kann man schon sagen, das der Fluss wieder mehr an Bewusstsein gewonnen hat. Aus meiner Sicher verlangen die Bürger auch nach mehr Aufenthaltsqualität."

Aus den Reihen der Bürgerschaft stammt auch der Vorschlag, Saarbrücken möge seine Stadtmitte zurückgewinnen. Sie ging in den 60er Jahren verloren. Gemäß dem Motto: Vorrang für den Verkehr, wurde das Flussbett der Saar teilweise verlegt und eine Stadtautobahn quer durch die Stadt gebaut. Der Fluss rächte sich dafür so gut er konnte. Bei jedem Hochwasser trat er über die Ufer und stoppte den Verkehr. Gegen den Lärm aber ist kein Kraut gewachsen.

Deshalb soll die Autobahn in einem Tunnel verschwinden. Das Projekt, war bereits 1991 Gegenstand eines Ideenwettbewerbes, lag dann aber auf Eis. Eine Bürgerinitiative hat es wieder angeschoben und den Stadtrat überzeugt. Das Land, die Eu und auch der Bund sind aufgefordert, mitzufinanzieren. Eindeutige Zusagen aber fehlen noch. Wenn es was werden soll, müssen sich alle noch mächtig anstrengen müssen.