Die Schattenseiten des Sonnenstaates
Carl Hiaasen, Kolumnist und Reporter beim "Miami Herald", hat mit "Sumpfblüten" seinen elften Roman veröffentlicht, der wie seine vorangegangenen "Öko-Thriller" die Zerstörung der Natur in Florida zum Thema macht. Diesmal ist es eine junge, naive Mutter, die einen Immobilienhai von der Schlechtigkeit seines Tuns überzeugen will. Hiaasens knallharter, tiefschwarzer Humor verleiht auch diesem Roman eine satirische Schärfe.
Sonne, Strand, Urlaub - das sind die Stichworte, die den meisten Menschen einfallen dürften, wenn von Florida die Rede ist. Doch auch in diesem gerne als Paradies auf Erden bezeichneten US-Bundesstaat wird hart gearbeitet. Carl Hiaasen zum Beispiel ist so ein Fall. Der Mann mit dem seltsamen Namen (den er seinen norwegischen Vorfahren verdankt) lebt seit seiner Geburt im Sonnenstaat, und wenn der Eindruck nicht täuscht, dürfte er nur selten Zeit finden, um am Strand zu lümmeln. Nicht nur ist er Reporter und Starkolumnist für den "Miami Herald" und viel gefragter Talkshow-Gast, vor allem aber veröffentlicht er in eindrucksvoller Frequenz Romane, neuerdings auch noch sehr erfolgreich Kinderbücher. Bei all diesen Tätigkeiten konzentriert er sich im Wesentlichen auf ein Thema: auf die fortschreitende Zerstörung eines ehemaligen Paradieses.
"Sumpfblüten" (im Original Nature Girl) ist der elfte seiner gerne als Öko-Thriller bezeichneten Romane, in denen es um die Schattenseiten des Sonnenstaates und die Verteidigung seiner geliebten Heimat gegen die Angriffe des bzw. der Bösen geht. Diese tauchen in Gestalt ignoranter Touristen, korrupter Politiker, profitgieriger Geschäftsleute und anderer fehlgeleiteter Menschen auf, und Hiaasen kennt kein Erbarmen, und seine Phantasie keine Grenzen, wenn es gilt, diese Unholde ihrer verdienten Strafe zuzuführen.
Da wird schon mal die Hand eines schmierigen Fischhändlers, der eine seiner Angestellten unsittlich belästigt hat, zuerst von Steinkrabben angeknabbert, um dann auch noch einer Ameisenkolonie, die es sich unter dem Verband gemütlich gemacht hat, als lebende Vorratskammer zu dienen. So phantasie- und genussvoll Hiaasen seine Schurken für ihre Schulden bezahlen lässt, so empathisch und liebevoll behandelt er seine Helden und Heldinnen.
In "Sumpfblüten" fällt diese Rolle einer jungen Frau namens Holly zu - genau die, der der Fischhändler seine Verwundung verdankt. Die Mutter eines halbwüchsigen Sohnes gerät durch ihren extrem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn immer wieder in Situationen, die ihr über den Kopf wachsen. Als sie zum x-ten Mal während des Abendessens von einem Werbeanruf belästigt wird, beschließt sie, dem Nervsack stellvertretend für dessen Berufskollegen eine Lehre zu erteilen. Sie führt dem gedankenlosen Immobilien-Verschacherer das Unheilvolle seines Tuns vor Augen, indem sie ihn mit der majestätischen Schönheit der unberührten Natur Floridas in den Everglades konfrontiert, die er und seinesgleichen immer weiter zerstören, in der Hoffnung ihn so zu bekehren.
Natürlich läuft Honey ihr abstruser Plan alsbald aus dem Ruder. Nur gut, dass zwei andere Sympathen, ihr smarter und praktisch begabter Ex-Mann und ein etwas unbeholfener, aber herzensguter Seminolen-Mischling, ihr zu Hilfe eilen und die Situation retten.
Das Happy End im Kleinen der Tragödie des großen Ganzen gegenüber zu stellen, ist in allen seiner Romane die Taktik Carl Hiaasens und das Grundsystem seines moralischen Universums. Dass dieses Raster nicht langweilig wird, ist hauptsächlich seiner phantastischen Fabulierkunst zu verdanken. Auch wenn "Sumpfblüten" nicht ganz die Durchschlagskraft seiner besten Werke aufweist ("Tourist Season", "Lucky You"), verleiht sein knallharter, tiefschwarzer Humor auch diesem Roman eine satirische Schärfe, die ihresgleichen sucht.
Als Angehöriger der Pop-Generation - er ist 1953 geboren - forciert er weniger den literarischen Tiefgang und pflegt stattdessen einen Stil, der der Alltagssprache verpflichtet ist, ohne dabei auf Eloquenz und Eleganz zu verzichten. Dass seine Bücher stets in den Bestsellerlisten landen, sollte auch anspruchsvolle Leser nicht vom Lektüre-Vergnügen abhalten.
Rezensiert von Helmut Heimann
Carl Hiaasen: Sumpfblüten
Roman. Übersetzt von Marie-Luise Bezzenberger
Goldmann Verlag
420 S., 19 Euro 95
"Sumpfblüten" (im Original Nature Girl) ist der elfte seiner gerne als Öko-Thriller bezeichneten Romane, in denen es um die Schattenseiten des Sonnenstaates und die Verteidigung seiner geliebten Heimat gegen die Angriffe des bzw. der Bösen geht. Diese tauchen in Gestalt ignoranter Touristen, korrupter Politiker, profitgieriger Geschäftsleute und anderer fehlgeleiteter Menschen auf, und Hiaasen kennt kein Erbarmen, und seine Phantasie keine Grenzen, wenn es gilt, diese Unholde ihrer verdienten Strafe zuzuführen.
Da wird schon mal die Hand eines schmierigen Fischhändlers, der eine seiner Angestellten unsittlich belästigt hat, zuerst von Steinkrabben angeknabbert, um dann auch noch einer Ameisenkolonie, die es sich unter dem Verband gemütlich gemacht hat, als lebende Vorratskammer zu dienen. So phantasie- und genussvoll Hiaasen seine Schurken für ihre Schulden bezahlen lässt, so empathisch und liebevoll behandelt er seine Helden und Heldinnen.
In "Sumpfblüten" fällt diese Rolle einer jungen Frau namens Holly zu - genau die, der der Fischhändler seine Verwundung verdankt. Die Mutter eines halbwüchsigen Sohnes gerät durch ihren extrem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn immer wieder in Situationen, die ihr über den Kopf wachsen. Als sie zum x-ten Mal während des Abendessens von einem Werbeanruf belästigt wird, beschließt sie, dem Nervsack stellvertretend für dessen Berufskollegen eine Lehre zu erteilen. Sie führt dem gedankenlosen Immobilien-Verschacherer das Unheilvolle seines Tuns vor Augen, indem sie ihn mit der majestätischen Schönheit der unberührten Natur Floridas in den Everglades konfrontiert, die er und seinesgleichen immer weiter zerstören, in der Hoffnung ihn so zu bekehren.
Natürlich läuft Honey ihr abstruser Plan alsbald aus dem Ruder. Nur gut, dass zwei andere Sympathen, ihr smarter und praktisch begabter Ex-Mann und ein etwas unbeholfener, aber herzensguter Seminolen-Mischling, ihr zu Hilfe eilen und die Situation retten.
Das Happy End im Kleinen der Tragödie des großen Ganzen gegenüber zu stellen, ist in allen seiner Romane die Taktik Carl Hiaasens und das Grundsystem seines moralischen Universums. Dass dieses Raster nicht langweilig wird, ist hauptsächlich seiner phantastischen Fabulierkunst zu verdanken. Auch wenn "Sumpfblüten" nicht ganz die Durchschlagskraft seiner besten Werke aufweist ("Tourist Season", "Lucky You"), verleiht sein knallharter, tiefschwarzer Humor auch diesem Roman eine satirische Schärfe, die ihresgleichen sucht.
Als Angehöriger der Pop-Generation - er ist 1953 geboren - forciert er weniger den literarischen Tiefgang und pflegt stattdessen einen Stil, der der Alltagssprache verpflichtet ist, ohne dabei auf Eloquenz und Eleganz zu verzichten. Dass seine Bücher stets in den Bestsellerlisten landen, sollte auch anspruchsvolle Leser nicht vom Lektüre-Vergnügen abhalten.
Rezensiert von Helmut Heimann
Carl Hiaasen: Sumpfblüten
Roman. Übersetzt von Marie-Luise Bezzenberger
Goldmann Verlag
420 S., 19 Euro 95