Die Schauspiel-Agentinnen

Von Camilla Hildebrandt |
In den USA gibt es Schauspiel-Manager schon seit den Fünfzigern, genauso wie die Gewerkschaft der Schauspieler. In Deutschland ist der Beruf in dieser Form noch relativ neu. Vor dem Jahr 2000 mussten Schauspiel-Agenturen eine Autorisierung der Bundesanstalt für Arbeit einholen, um ihren Job auszuführen. Und auch der "Verband der Agenturen für Film, Fernsehen und Theater" existiert erst seit zehn Jahren. Ohne ihn hätten sie es hier aber sehr schwer gehabt, erklärten Cordula Fink und Pamela Fischer von der Berliner Agentur "Fischer & Fink" – ehemals "Entertainment 3000".
Ein ehemaliges Fabrikgelände in Berlin-Mitte. Ein Café und zahlreiche Büros sind hier untergebracht, unter anderem das Deutsche Architekturzentrum DAZ, Designer - und "Fischer & Fink". Cordula Fink und Pamela Fischer, beide Anfang 30, lange braune Haare und eingepackt in schicke aber gleichzeitig gemütliche Klamotten, ziehen sich in die kleine Küche zurück, sonst wird es zu laut vom vielen Telefonieren, sagen sie. Zwei Praktikanten haben sie eingestellt, alles andere organisieren sie selbst.

Pamela: "Was wir hier in der Agentur machen, ist das komplette Management-Paket, von Fotos sichten über Verträge durchgucken, Anfragen beantworten, Demo-Band, also: wie präsentiert man einen Schauspieler..."

Filmausschnitt:
Im Restaurant "Hey, wenn du beim Sex den gleichen Heißhunger hast, dann würde ich mich gern mal bei dir anmelden – Warum nicht? Mittwoch Abend hab ich Zeit, kannst mich gegen 18 Uhr anrufen. Tschüs.”"

Matthias Beier, 32, in dem Kinofilm "Shoppen".

Cordula: ""Man muss ja bedenken, dass zwischen Regisseur und Schauspieler meistens noch ein Caster sitzen und eine Produktionsfirma. Und wir sind so was wie eine Schnittstelle zwischen Schauspieler und Produktionsfirma, Caster und Regisseur, weil es einfach schwer ist für einen Schauspieler, sich selbst an den Mann zu bringen, Gagen zu verhandeln, sich zu bewerben."

Pamela Fischer kennt die ganzen Abläufe nicht nur als Agentin. Die 33-Jährige hat am Mozarteum in Salzburg Schauspiel studiert, danach als Schauspielerin u.a. in London gearbeitet.

Pamela: "”Es ist sehr schwierig Kontakte zu machen und zu sagen: Hallo ich bin Pamela Fischer, ich bin Schauspielerin, ich würde gerne in Ihrem nächsten Film mitspielen. Ich habe das dann viel über Briefe gemacht, über Emails. Wenn ich jetzt zurückblicke, sind diese Briefe, die ich an Herrn Dietel oder sonst wen geschrieben habe, weil ich unbedingt in seinen Filmen mitspielen wollte, völlig absurd, völlig unrealistisch.""

Filmausschnitt:
"Man, der Typ hat mein Handy geklaut und ist dann einfach damit abgehauen, seitdem hab ich den Typen nie wiedergesehen - Wo hat sich Florian versteckt? Der braucht doch dringend Stoff? - Ich hab meine Rechte! - Kennst du auch deine Pflichten? Der Typ hat einen Polizisten erschossen, und ich will wissen, wo er ist!"

"Tatort" mit Michael Baral, 27.

Meistens kommen die Anfragen für einen Schauspieler vom Caster, also dem "Schauspiel-Sucher" einer Produktion, per Anruf oder Email.

Cordula: "Da ist dann meistens ne Rollenbeschreibung, Alter, Aussehen, manchmal wissen sie selber noch nicht genau was sie suchen. Je nachdem haben wir entsprechend jemanden in der Agentur...mit diesem Vorschlag geht dann der Caster meistens zum Regisseur und der wählt sich jemanden aus."

Pamela und Cordula kennen sich noch aus der Schulzeit in Bremerhaven. Cordula studierte später Theaterwissenschaften und Anglistik und ging für eine Weile in die USA

Pamela: "”Wir hatten eigentlich immer Kontakt, Cordula war dann in New York, ich war in Salzburg, aber wir hatten damals nicht so konkret die Pläne: wir machen jetzt ne Firma auf. Das war dann eher so, dass wir uns wiedergetroffen haben in Berlin und gesagt haben: was können wir zusammen machen.""

Cordula: "”Nachdem ich aus New York wiederkam, war sie auf einmal blond, ich hab sie fast nicht wiedererkannt...""

Pamela: "..und dann sind wir auch gleich zusammengezogen..."

Filmausschnitt:
"Gott, das sind ja witzige Portionen, mein Vater hat immer gesagt: da ist das Schnitzel unter dem Salatblatt versteckt - Yvonne bitte.
Kaviar wollte ich echt noch nie probieren, ich find der sieht so ein bisschen aus wie kleine Hasenköttel - Es reicht, Yvonne, musst du jedem demonstrieren, dass du aus der Gosse kommst?"

"Verliebt in Berlin", Sat.1-Serie mit Bärbel Schleker, 31.
2004 beschlossen sie, eine Schauspiel-Agentur zu eröffnen: "Fischer & Fink", ehemals "Entertainment 3000". Heute leben sie zwar nicht mehr zusammen, aber im gleichen Viertel, in Kreuzberg. Die Agentur läuft mittlerweile sehr gut - bis auf die Arbeitszeiten...

Pamela: "Das fängt morgens um acht an und hört manchmal nachts um eins auf, weil gedreht wird manchmal die ganze Nacht, am Wochenende kommen Dispos rein, oder am Montag macht der Schauspieler Fotos, würde aber gern wissen, welche Klamotten er tragen soll..."

Cordula: "Wir leben sozusagen für den Job, vier Abende pro Woche gehen für den Job drauf. Das ist auch immer alles sehr glamourös, wo wir so landen. Aber es gibt dann doch so Wochen, wo ich einfach gerne mal zuhause sitzen würde, nicht mit Leuten reden möchte. Das ist nicht machbar."

Sie lieben ihren Job, sagen beide. Was Ihnen allerdings zu schaffen macht, ist der Umgangston in der Film- und Theaterwelt.

Pamela: "...die Launen die oftmals mehr mit Profilneurosen zu tun haben als mit inhaltlichen wichtigen Dingen."

Cordula: "Schauspieler sind oftmals nicht so gut drauf und erwarten dann einen unwahrscheinlichen Zuspruch, und ich hab auch manchmal einen Scheißtag, und das ist dann sehr schwer an solchen Tagen auch noch jemanden aufzufangen, der am Fallen ist. Aber ich möchte an solchen Tagen eigentlich auch lieber nach Hause rennen, Schokolade fressen, Fernsehen gucken..."

Ob es heute in Deutschland noch ohne Schauspiel-Agenten gehe? Kaum, aber noch weniger in Amerika. In L. A. brauche man als Schauspieler die Stadt ohne Agenten gar nicht betreten.