"Die schlimmste Zeit meines Lebens"

Sven Regener im Gespräch mit Joachim Scholl |
"Das ist, wie wenn man so plötzlich auf einem anderen Stern ist", bezeichnet Schriftsteller Sven Regener seinen Wehrdienst im Jahr 1980. Es sei ein "Schock" gewesen, "in so ein Befehls- und Gehorsamssystem hineingepresst zu werden".
Der Schriftsteller Sven Regener hat seinen Wehrdienst im Jahr 1980 als "wahrscheinlich die schlimmste Zeit meines Lebens" bezeichnet. Es sei ein "Schock" gewesen, "in so ein Befehls- und Gehorsamssystem hineingepresst zu werden". Er habe einige Wochen gebraucht, um sich daran zu gewöhnen.

"Das ist, wie wenn man so plötzlich auf einem anderen Stern ist, von heute auf morgen", sagte Regener am Montag im Deutschlandradio Kultur. Prägend sei der Eindruck gewesen, dass er über fast nichts mehr habe selbst bestimmen dürfen und dass ihm gesagt wurde, "wie man zu atmen hat quasi".

Regener betonte, dass er nicht wie sein Romanheld Frank Lehmann "verpennt" habe zu verweigern. Er habe sich vielmehr ganz bewusst für die Bundeswehr entschieden, weil er als Mitglied des "Kommunistischen Bund Westdeutschland" (KBW) das System gleichsam habe unterwandern wollen.

Nach einem halben Jahr sei er dann aber "geheilt" gewesen und sei dann auch aus dem KBW ausgetreten, weil er "dieses ganze autoritäre Ding, das ja auch im Marxismus-Leninismus drin ist", überhaupt nicht habe gut finden können. Er habe sozusagen "zum ersten Mal richtig am eigenen Leib erlebt (…), wie das ist in solchen autoritären Systemen". Und das sei sehr lehrreich gewesen.

Weiter sagte Regener, dass es in der Zeit des Kalten Krieges - "unter dem Aspekt der Block-Konfrontation" - durchaus gute Argumente für eine Wehrpflicht gegeben habe. Mit dem "Fall der Mauer" sei diese aber überflüssig geworden. Regener kritisierte: "Spätestens aber Mitte der 90er-Jahre wäre es richtig gewesen, die Wehrpflicht auch abzuschaffen."

Seine Bundeswehr-Zeit diente Regener auch als Vorlage für seinen Roman "Neue Vahr Süd". Der Schriftsteller meinte dazu, dass er im Hinblick auf dieses Buch von seinem Wehrdienst auf jeden Fall profitiert habe - "aber das hätte mich damals nicht getröstet".

Überhaupt wundere er sich, dass es ansonsten kaum Literatur gebe, die bei der Bundeswehr spiele, "wahrscheinlich weil die meisten Schriftsteller gar nicht bei der Bundeswehr waren".

Das vollständige Interview mit Sven Regener können Sie bis zum 3. Juni 2011 in unserem Audio-on-Demand-Angebot als MP3-Audio hören.