Die schottische Krimi-Vielschreiberin

Von Dirk Fuhrig |
Mit ihrer Romanheldin Lindsay Gordon, lesbische Glasgower Journalistin, wurde sie in den 80er Jahren bekannt. Hier zu Lande ist die schottische Autorin Val McDermid, die selbst als Journalistin arbeitete, mit ihren zahlreichen Büchern fast so beliebt wie zu Hause. In der neuen "Brigitte" veröffentlicht sie einen Kurzkrimi.
Val McDermid wurde berühmt mit einer Serienfigur, die – zumindest Ende der 80er-Jahre – nicht unbedingt in die klassische Welt des Krimi-Genres passte: Lindsay Gordon, ihre Roman-Heldin zahlreicher Bände, ist eine lesbische Journalistin. Die tummelt sich nicht nur in den blutigen Untiefen der Boulevard-Presse, sondern ist auch ansonsten nicht zimperlich, vor allem wenn es um starke alkoholische Getränke geht. Bevorzugt Whiskey, schließlich sind wir in Schottland. "Report for murder - Die Reportage" war 1987 der erste Erfolgskrimi von Val McDermid. Ihr bislang letztes Buch heißt "Echo einer Winternacht" – es erschien vor wenigen Monaten auch auf Deutsch.

Val McDermid selbst stammt aus dem whiskey- und nebelreichen Landstrich im Norden der britischen Insel. 1955 geboren, wuchs sie in einem Bergbaugebiet auf, in der Kleinstadt Kirkcaldy. Nach ihrem Studium in Oxford arbeitete auch die heute so erfolgreiche Krimi-Autorin zunächst als Journalistin. Auch sie ist lesbisch und engagiert sich ganz offen für die Rechte von Homosexuellen.

Im Unterschied zu ihrer Serienheldin hat Val McDermid sich nicht als Sensationsreporterin, sondern als Literaturkritikerin und Universitätsdozentin einen Namen gemacht. Und: Sie hat dem Journalismus, den sie immer als stressigen Brotberuf empfand, sofort abgeschworen, als sie als Schriftstellerin zu Ruhm und Geld kam.

Val McDermid wird immer wieder gelobt für ihren packenden Schreibstil, den sie mit einem großen Feingefühl für ihre Charaktere verbindet. Die psychologische Durchdringung der Krimi-Figuren ist ihr besonders wichtig.

Neben der Lindsay-Gordon-Reihe erfand sie eine zweite Serie mit der Detektivin "Kate Brannigan", vor einigen Jahren kamen zwei weitere Krimi-Helden hinzu: "Tony Hill und Carol Jordan" – gute Bekannte für die McDermid-Fangmeinde. Mittlerweile hat die schottische Vielschreiberin rund zwei Dutzend Bücher veröffentlicht, die meisten davon sind auch auf Deutsch erhältlich. Denn: Hier zu Lande ist sie fast so beliebt wie bei sich zu Hause im Land von Edgar Wallace und Agatha Christie.

Die Übermutter des englischen Krimis ist zwar ein großes Vorbild von Val McDermind. Ihre heimliche Liebe gilt allerdings weniger den großen Schriftstellern als – den großen Musikern. Es ist kein Zufall, dass die Protagonisten in ihrem Roman "Echo einer Winternacht" allesamt David-Bowie-Fans sind. Denn: Ihr heimlicher Traum, sagt die erfolgreiche Kriminalistin, sei es, eines Tages noch ein berühmter Rockstar zu werden.

Das Gespräch zum Thema mit der Feuilletonchefin der "Brigitte", Maike Dinklake, können Sie in der rechten Spalte als Audio hören.