Innige Stimmen
Irene Galindo Quero hat eine starke Neigung zu Sprache und Literatur. Analogien wie Metrik, Betonung oder Syntax faszinieren sie, grade weil sie in beiden Bereichen zwar das gleiche, nicht aber dasselbe bedeuten.
Wenn sich Irene Galindo Quero in ihrer Musik auf Texte bezieht, dann geht es nicht um ihre Vertonung. Vielmehr versucht die spanische Komponistin jene Scharnierstellen auszumachen, wo Musik sprachlich und Sprache musikalisch verstanden werden kann. Gelegentlich zeigen sich da auch Risse und eröffnen kleine Abründe im allzu Wohlbekannten.
Karten und Wege
"Ich habe viel von Lyrikern gelernt", sagt die spanische Komponistin, "über Brüche, Schnitte, Risse und Zerrissenheit der Sprache und die Offenbarungen, die aus diesen Spalten auftauchen können. Beim Komponieren habe ich angefangen Landkarten zu skizzieren. In diesen Karten gibt es semantische Momente und Aktionen, Charaktere, Farben, Zustände und Wege, die sich gabeln.
Dann entscheide ich, dass alles simultan stattfinden soll - damit meine ich, ich verzichte bewusst auf eine intuitive Dramaturgie und zeichne mehrere Wegstrecken, die simultan geschehen, und welche andere Wegstrecke danach gezeigt werden sollen. Jede Karte hat einen eigenen Charakter und ist eine kleine Welt in sich".