Die Steinlaus, Ansichten vom Mikrokosmos und Hollywood im Wohnzimmer

Von Jörg Schieb |
Der Steinlaus, diesem besonderen, von Loriot "entdeckten" Tier, ist ein eigener Blog unter www.die-steinlaus.de gewidmet. Wer schon immer mal in den Mikrokosmos des Körpers oder der Atome eintauchen wollte, ist bei www.nanoreisen.de genau richtig. Und wer mag, kann sich unter www.springhin.de/filmklassiker Hollywood-Imitationen eines Hobby-Schauspielers ansehen.
Loriot zum 85.: www.die-steinlaus.de

Mit diesem Sketch hat Loriot sie unsterblich gemacht - die Steinlaus. 1976 war das, in einer Parodie über den damals beliebten Fernseh-Zoologen Bernhard Grzimek. Seitdem sind die Lebensbedingungen für die Steinlaus nicht besser geworden. Überall wird ihr wertvoller Lebensraum entzogen, darf sie nicht mehr das tun, was sie am besten kann: Steine nagen und verputzen.

Doch nun hat das laut Loriot weltweit kleinste Nagetier der Welt ein eigenes Weblog. Unter www.die-steinlaus.de können Liebhaber jederzeit nachschlagen, wenn sie etwas über das, Zitat, "possierliche Tierchen" erfahren wollen.

Nirgendwo erfährt man mehr über die Steinlaus, in Wort, Bild - und Videos. Hinter dem Weblog steckt übrigens der Wissenschaftsverlag de Gruyter, der auch das klinische Wörterbuch "Pschyrembel" herausgibt. Hier wurde die Steinlaus schon immer ernst genommen: Bereits seit der 255. Auflage, die 1983 erschienen ist, wird die Steinlaus beschrieben. Und jetzt auch im Weblog.

Das Weblog soll nicht nur der immens gewachsene Wissensstand zur "Petrophaga lorioti" dokumentieren, sondern auch die vielen bislang im Verborgenen forschenden Wissenschaftler aufgerufen werden, die Welt an ihren neuesten Ergebnissen teilhaben zu lassen. Bedeutet: Jeder kann mitmachen und eigene Forschungsergebnisse mitteilen. Es gibt einen Wettbewerb für die besten Beiträge. Eine Jury kürt später die besten Ideen. Loriot himself gehört dazu.

Aufbruch in die Mikrowelt: www.nanoreisen.de

Eine Mücke setzt sich auf einen Oberarm. Ein Mausklick, und die Kamera zoomt näher heran. Zeigt mehr Details. Die Mücke wird größer und größer. Irgendwann ist sogar der Rüssel zu sehen, ein Rüssel, der Blut saugt. Und das sind nur die ersten Stationen einer packenden Reise, die "Ego-Trip" heißt, eine Reise in den eigenen Körper.

Schritt für Schritt taucht der Besucher weiter ein in die Welt des Mikro- und des Nanokosmos. Jede Zoomstufe bedeutet eine Vergrößerung um den Faktor 10.

Der Trip in die Welt des Nanokosmos ist spannend. Mücke. Rüssel. Blutkörperchen. Zellkern. Chromatinfäden. All das erscheint nach und nach als Computeranimation auf dem Bildschirm. Dinge und Aspekte des Lebens, die wir bestenfalls aus Illustrationen kennen - sie sind plötzlich sehr präsent, wirken lebensecht.

www.nanoreisen.de ist wie ein Dokumentarfilm zum Anklicken. Tempo und Ziel der Reise bestimmt der Besucher selbst. Und während der Reise gibt es erhellende und spannende Hintergrundinformationen.

Eine zweite Reise entführt den Besucher in die spannende Welt des Computers. Hier ist zu sehen, wie Chips funktionieren. Wie Daten durch die Leitungen rauschen, was Bits und Bytes auszeichnet und wie Entscheidungen gefällt werden.

Wie funktioniert eine Leuchtdiode im Autoscheinwerfer oder was passiert in einer Brennstoffzelle - die dritte Nanoreise führt in die Welt der Atome und Photonen.

Die Webseite macht Lust aufs Erforschen und Lernen. Alle drei Reisen sind spannend gemacht und wirklich hervorragend gelungen.

Hollywood im Wohnzimmer: www.springhin.de/filmklassiker

Was wir hier hören, ist eine Szene aus "Full Metal Jacket", dem Filmklassiker von Stanley Kubrick. Ein Film über den Vietnam-Krieg. Der Drill Seargent begrüßt schreiend sein Platoon. Aus ganz normalen jungen Männern sollen Marines werden. Killermaschinen.

Die echte Filmszene dauert etliche Minuten. Brandon Hardesty, ein Hobbyschauspieler aus Kalifornien, hat sie äußerst eindrucksvoll nachgespielt - und ins Netz gestellt. Unter www.springhin.de/filmklassiker kann sich jeder davon überzeugen, wie talentiert der junge Mann ist, der sichtbar Freude daran hat, in berühmte Rollen zu schlüpfen.

Re-Enactment sagen die Amerikaner dazu, wenn etwas nachgespielt wird. Das hat in den USA Tradition. Auf der Webseite von Brandon Hardesty kann man sich mehrere Dutzend nachgespielte Filmszenen anschauen, ob Pulp Fiction, Fargo, There Will be Blood und viele viele andere.

Das Besondere an den Videos: Man sieht immer nur einen Mann - Brandon Hardesty. Er allein steht vor der Kamera, spielt alle Rollen, verkleidet sich - und hält oft sogar die Kamera in der Hand. Das ist beeindruckend. Mit einer aufwändigen Kulisse beschäftigt sich der Mime nicht. Alles Szenen spielen in seiner Wohnung. Hollywood im Wohnzimmer. Das ist originell - und sehenswert. Für Filmfans quasi ein Muss.