Die Stradivari und ihr Geheimnis
Auch Jahrhunderte nach ihrer Entstehung sind die Geigen von Antonio Stradivari einzigartig in ihrem Klang. Ein niederländischer Radiologe und ein amerikanischer Geigenbauer haben nun versucht, das Klanggeheimnis mit modernster Wissenschaft zu entschlüsseln.
Agata Szymczewska hat bei der Deutschen Stiftung Musikleben eine Geige gewonnen. Es ist nicht irgendeine Geige. Nein, die 22-jährige Polin, die in Hannover Musik studiert, ist für ein Jahr Besitzerin einer rund 250 Jahre alten Geige aus Antonio Stradivaris Werkstatt geworden.
Stradivari war nicht der einzige hervorragende Instrumentenbauer seiner Zeit. Aber er war einer der produktivsten. Rund 300 seiner Geigen gibt es weltweit noch heute. Eine von diesen spielen zu dürfen ist gerade für junge Musiker ein fast unglaubliches Erlebnis. .
"Ich habe drei oder vier Mal noch mal gefragt, ob das richtig ist, dass ich eine Stradivari für das nächste Jahr spielen werde – und vier mal kam die Antwort 'ja'."
Voller Respekt öffnet sie ihren Geigenkasten. Eingebettet in der blauen Samtverkleidung liegt darin das ziemlich kleine und offensichtlich viel gespielte Instrument. Ein paar Klänge lassen ahnen, welcher Klangreichtum in ihm steckt ...
"Die Geige spielt nicht alleine. Man braucht natürlich sehr gute Hände und ich muss wirklich sehr präzis sein, also aufpassen auf alle Kleinigkeiten, also wie schnell mit dem Bogen, wie soll ich drücken. Vielleicht moderne Instrumente sind nicht so sensitiv. Aber natürlich: die Möglichkeiten dieser Geige sind grenzenlos."
Die Studentin bereist mit ihrer Geige mittlerweile die ganze Welt. Sie spielt in den größten Konzertsälen auf – für die Stradivari kein Problem.
"Also auf jeden Fall ist das sehr laut. Und der Klang ist einfach sehr warm und sehr rund und angenehm für Ohren. Und auch hört man den Unterschied zwischen Color, zwischen Farben, verschiedene Emotionen. Und natürlich, eine gute Geigerin oder Geiger kann das alles auf allen Instrumenten machen, aber wenn eine tolle Geige durch diese Hände geht, dann ist das doppelt oder drei Mal größer."
Niemand weiß, worauf die besonderen Eigenschaften der Geigen, Bratschen und Celli aus Stradivaris Werkstatt zurückzuführen sind. Ist es das Holz, der Lack oder einfach nur das Alter - alles Vermutungen.
Schon lange versuchen Geigenbauer in aller Welt das Rätsel zu lösen. Einer von ihnen ist der Amerikaner Terry Borman. Seine Annahme: vielleicht verwendeten Stradivari und andere Geigenbauer im 17. Jahrhundert ein besonders dichtes Holz. So machte er sich auf die Suche nach einer Möglichkeit, den Geigen unter den Lack zu schauen und traf dabei auf den Radiologen Berend Stoel von der Universitätsklinik im niederländischen Leiden. Dessen Spezialgebiet: computertomografische Dichtemessungen in Lungengewebe.
"Es ist nämlich sehr gut möglich, dass die Ausbreitung von Schallwellen im Holz sich mit der Holzstruktur verändert und damit auch die Akustik – und die könnte dadurch auch besser werden."
Die beiden sammelten bei Geigern in New York sechs Instrumente aus dem 17. Jahrhundert ein und zum Vergleich zehn neuere und schoben sie alle durch einen Computertomografen. In warmen Rot-Brauntönen erscheinen die durchleuchteten Geigen auf den Scans. Deutlich zeigen sich die unterschiedlichen Holzarten und -stärken: Fichte für die Decke, die Ahorn-Rückseiten in etwas wärmerem Rot. Man kann die Jahresringe einzeln zählen. Auch entlarven die Aufnahmen zahlreiche Reparaturen und Ausbesserungen der alten Geigen, die man mit bloßem Auge nicht sehen kann.
"Es fällt auf, dass die Dichte der Frühjahrsringe sich im Holz alter Geigen kaum von den Herbstringen abhebt. Bei neuen Geigen ist das ganz anders."
Eine stichhaltige Erklärung dafür gibt es nicht. Sind die Bäume im 17. Jahrhundert - in der sogenannten kleinen Eiszeit - anders gewachsen? Hat das Alter die Geigen reifen lassen? Oder haben sich, wie einige vermuten, im Laufe der Jahrhunderte Pilze im Holz verbreitet? Das Geheimnis der Stradivari ist also immer noch nicht gelöst, erklärt Berend Stoel. Denn unter den alten Geigen, die gescannt wurden, waren nur ein paar Stradivari – und die unterschieden sich in den Scans nicht von den anderen alten Geigen.
Für Berend Stoel aber hat der Versuch etwas anderes bewiesen: nämlich die Leistungsfähigkeit der Computertomografie. Terry Borman, der Geigenbauer, wird weiter suchen müssen nach dem Ursprung des besonderen Klangs. Und für Agata Szymczeska ändern die Erkenntnisse sowieso nichts am Abenteuer des Musizierens mit der Stradivari-Geige.
Stradivari war nicht der einzige hervorragende Instrumentenbauer seiner Zeit. Aber er war einer der produktivsten. Rund 300 seiner Geigen gibt es weltweit noch heute. Eine von diesen spielen zu dürfen ist gerade für junge Musiker ein fast unglaubliches Erlebnis. .
"Ich habe drei oder vier Mal noch mal gefragt, ob das richtig ist, dass ich eine Stradivari für das nächste Jahr spielen werde – und vier mal kam die Antwort 'ja'."
Voller Respekt öffnet sie ihren Geigenkasten. Eingebettet in der blauen Samtverkleidung liegt darin das ziemlich kleine und offensichtlich viel gespielte Instrument. Ein paar Klänge lassen ahnen, welcher Klangreichtum in ihm steckt ...
"Die Geige spielt nicht alleine. Man braucht natürlich sehr gute Hände und ich muss wirklich sehr präzis sein, also aufpassen auf alle Kleinigkeiten, also wie schnell mit dem Bogen, wie soll ich drücken. Vielleicht moderne Instrumente sind nicht so sensitiv. Aber natürlich: die Möglichkeiten dieser Geige sind grenzenlos."
Die Studentin bereist mit ihrer Geige mittlerweile die ganze Welt. Sie spielt in den größten Konzertsälen auf – für die Stradivari kein Problem.
"Also auf jeden Fall ist das sehr laut. Und der Klang ist einfach sehr warm und sehr rund und angenehm für Ohren. Und auch hört man den Unterschied zwischen Color, zwischen Farben, verschiedene Emotionen. Und natürlich, eine gute Geigerin oder Geiger kann das alles auf allen Instrumenten machen, aber wenn eine tolle Geige durch diese Hände geht, dann ist das doppelt oder drei Mal größer."
Niemand weiß, worauf die besonderen Eigenschaften der Geigen, Bratschen und Celli aus Stradivaris Werkstatt zurückzuführen sind. Ist es das Holz, der Lack oder einfach nur das Alter - alles Vermutungen.
Schon lange versuchen Geigenbauer in aller Welt das Rätsel zu lösen. Einer von ihnen ist der Amerikaner Terry Borman. Seine Annahme: vielleicht verwendeten Stradivari und andere Geigenbauer im 17. Jahrhundert ein besonders dichtes Holz. So machte er sich auf die Suche nach einer Möglichkeit, den Geigen unter den Lack zu schauen und traf dabei auf den Radiologen Berend Stoel von der Universitätsklinik im niederländischen Leiden. Dessen Spezialgebiet: computertomografische Dichtemessungen in Lungengewebe.
"Es ist nämlich sehr gut möglich, dass die Ausbreitung von Schallwellen im Holz sich mit der Holzstruktur verändert und damit auch die Akustik – und die könnte dadurch auch besser werden."
Die beiden sammelten bei Geigern in New York sechs Instrumente aus dem 17. Jahrhundert ein und zum Vergleich zehn neuere und schoben sie alle durch einen Computertomografen. In warmen Rot-Brauntönen erscheinen die durchleuchteten Geigen auf den Scans. Deutlich zeigen sich die unterschiedlichen Holzarten und -stärken: Fichte für die Decke, die Ahorn-Rückseiten in etwas wärmerem Rot. Man kann die Jahresringe einzeln zählen. Auch entlarven die Aufnahmen zahlreiche Reparaturen und Ausbesserungen der alten Geigen, die man mit bloßem Auge nicht sehen kann.
"Es fällt auf, dass die Dichte der Frühjahrsringe sich im Holz alter Geigen kaum von den Herbstringen abhebt. Bei neuen Geigen ist das ganz anders."
Eine stichhaltige Erklärung dafür gibt es nicht. Sind die Bäume im 17. Jahrhundert - in der sogenannten kleinen Eiszeit - anders gewachsen? Hat das Alter die Geigen reifen lassen? Oder haben sich, wie einige vermuten, im Laufe der Jahrhunderte Pilze im Holz verbreitet? Das Geheimnis der Stradivari ist also immer noch nicht gelöst, erklärt Berend Stoel. Denn unter den alten Geigen, die gescannt wurden, waren nur ein paar Stradivari – und die unterschieden sich in den Scans nicht von den anderen alten Geigen.
Für Berend Stoel aber hat der Versuch etwas anderes bewiesen: nämlich die Leistungsfähigkeit der Computertomografie. Terry Borman, der Geigenbauer, wird weiter suchen müssen nach dem Ursprung des besonderen Klangs. Und für Agata Szymczeska ändern die Erkenntnisse sowieso nichts am Abenteuer des Musizierens mit der Stradivari-Geige.