Französische Konversation für Fortgeschrittene
Einmal Streichquartett und nie wieder! Sowohl Claude Debussy als auch Maurice Ravel haben sich (leider) nur ein einziges Mal dieser musikalischen Königsdisziplin gewidmet – mit Respekt, aber auch Selbstbewusstsein und vollendeter künstlerischer Meisterschaft.
Kurioserweise ist Debussys Streichquartett das einzige Werk seines Œuvres, das vom Komponisten mit einer eigenen Opuszahl bedacht wurde: op. 10. Entstanden 1893 in einer ästhetischen Umbruchzeit, knüpft Debussys g-Moll-Quartett durchaus an die tradierten Formen an, wagt aber harmonisch kühne Ausblicke in einen gereiften musikalischen Impressionismus, wie er sich dann im Jahr darauf in Debussys legendärem "Prélude à l’après-midi d’un faune" Bahn brach. Als erstes "modernes" Streichquartett der Ars Gallica beeinflusste Debussys Werk auch spätere Kompositionen maßgeblich, wenn auch nicht immer so offensichtlich, wie das beim F-Dur-Quartett von Maurice Ravel (1903-04) der Fall ist.
Vorsichtige Annäherung zweier Giganten
Das Verhältnis der beiden Komponisten, die heute gerne in einem Atemzug genannt und als Verkörperung der französischen Musikmoderne gesehen werden, war indes nicht ungetrübt. Insbesondere der gut zwölf Jahre ältere Debussy war Ravel nicht durchgehend wohlgesonnen – was aber dessen Streichquartett anging, so wurde es von Debussy über alle Maßen gelobt. Wenig verwunderlich, erweist Ravel ihm damit doch auf sehr deutliche, aber auch eigenständige Weise seine Reverenz.
Die Quartette, oft als Werkpaar wahrgenommen, werden in verschiedenen Einspielungen aus mehreren Jahrzehnten zu hören sein. Bei zwei dieser Produktionen war Ravel sogar selbst im Studio: nicht als Musiker, sondern um die Aufnahmen in seinem Sinne zu gestalten.