Die subversive Kraft der Miniaturmalerei
"Hunerkada" heißt übersetzt: "Haus der Fertigkeiten". Gelegen mitten in einem Wohngebiet wirkt das "Hunerkada College für visuelle und darstellende Kunst" eher unscheinbar. Nur die kleine Skulptur eines im Yogasitz meditierenden Asketen vor der Haustür deutet darauf hin, dass dieses zweistöckige Gebäude im Westen Islamabads kein normales Wohnhaus ist.
Jamal Shah: "Dieses College soll die Kunst in einem Land fördern, in dem die Regierung der Kultur keinerlei Bedeutung zugesteht. Wir werden weder von der Regierung noch von Spendenorganisationen unterstützt. Unsere Arbeit basiert auf reiner Selbsthilfe. Deshalb können wir nicht mehr als 50 Studenten gleichzeitig für das vierjährige Studium zulassen. Wir nehmen also nur 12 bis 13 Studenten pro Jahr auf."
Was den Institutsgründer Jamal Shal und seine Studenten antreibt, ist eine große Vision. Eine Metamorphose alter Kulturtraditionen durch zeitgemäße Stilmittel. Über die Sprache der Kunst soll so ein neuer gesellschaftlicher Dialog entfacht werden.
Jamal Shah: "Die Kunst muss das Leben und die Gesellschaft reflektieren. Sie ist nicht denkbar ohne ihr Publikum. In diesem College wird Kunst als Kommunikationsform unterrichtet. Es gibt einen großen Unterschied zwischen Dekoration und dem Versuch, mit Kunst die Gesellschaft zu verändern. Kunst wird Teil des Lebens und löst einen Dialog aus. Wenn es gelingt, mit einigen kleinen Impulsen die Empfänger zu erreichen, dann hört die Kommunikation nie wieder auf. Kunst verändert langsam aber stetig. Am Ende erreicht sie auch die Politik."
Künstlern wie Jamal Shah geht es um mehr als nur darum, handwerkliche Fertigkeiten zu vermitteln - in Malerei oder Bildhauerei, in Textil- oder Grafikdesign, in Videokunst. Im Vergleich von alten und neuen Ausdrucksformen sollen die Studenten ihre eigene Kunstsprache entwickeln. So wie der Kubismus es europäischen Künstlern ermöglichte, Dinge aus ganz verschiedenen Perspektiven zu betrachten, so erlaube auch die Jahrhunderte alte Miniaturmalerei, die Sicht auf die Welt grundlegend zu verändern.
Jamal Shah: "Unsere Tradition der Miniaturmalerei geht dem Kubismus voraus. In der Miniaturmalerei gibt es keine Fluchtpunkte wie in der westlichen Malerei. In der westlich-perspektivischen Darstellung erscheint der Vordergrund größer, und Objekte im Hintergrund können verdeckt werden. Unsere Miniaturmalerei ändert mehrfach die Perspektive im Bilderrahmen. Sie können jedes Detail hervorheben und selbst durch eine Wand hindurch Vögel oder Menschen zeigen."
Unter der Mogul-Herrschaft entstand vom 16. bis zum 19. Jahrhundert ein für Südostasien typischer Stil der Miniaturmalerei, der den Lebenswandel der feudalen Kaste porträtierte. Zur Zeit dieser türkisch-mongolischen Dynastien dominierten auf dem Subkontinent mythologische Motive aus der muslimischen oder hinduistischen Kulturtradition die Bilder. Ermutigt durch das Hunerkada College sucht nun eine junge Generation pakistanischer Künstler eine neue Identität im alten Gewand.
Jamal Shah: "In der Moguln-Ära entwickelten Künstler transparente Darstellungen, die einander überlagernde Motive aus unterschiedlichen Perspektiven zeigen. Wir nehmen diesen Stil auf, verändern aber die Themen. Früher wurde die Gesellschaft von Königen beherrscht, mit ganz anderen Normen und Tabus. Die Miniaturen zeigten vor allem das Leben von Prinzessinnen und Adeligen. Heute ist die Miniaturmalerei sehr politisch. Sie zeigt das Leben in seinen Widersprüchen, zeigt den Überlebenskampf. Dadurch wird die Miniaturmalerei revolutionär."
Kaum ein bedeutender Künstler in Asien verwendet in seinen Werken nicht auch einige Elemente der traditionellen Miniaturmalerei. Neben figurativen, realistischen Beschreibungen des täglichen Lebens zeichnen pakistanische Künstler heute auch abstrakte Porträts als Miniatur. Oder, wie Hadia Moiz, Traumbilder mit fließenden Konturen. Die 26-Jährige hatte ihr Studium 2005 am Hunerkada College begonnen und unterrichtet hier inzwischen selbst Miniaturmalerei.
Hadia Moiz: "Das ist der König im Schachspiel. Der Königin fließt Wasser die Beine hinunter. In meinen Bildern benutze ich oft das Wasser als Symbol, weil es viele Emotionen ausdrückt. Wasser ist ursprünglich. Es kann ruhig sein oder aggressiv wie ein Tsunami."
Mit neuem Selbstbewusstsein und der subversiven Kraft ihrer Miniaturen fordert die junge Generation pakistanischer Künstler politische Veränderungen ein. Durch neue Inhalte und Stilformen erhält die bedeutendste Kunstrichtung des Subkontinents ein zeitgemäßes Gesicht.
Was den Institutsgründer Jamal Shal und seine Studenten antreibt, ist eine große Vision. Eine Metamorphose alter Kulturtraditionen durch zeitgemäße Stilmittel. Über die Sprache der Kunst soll so ein neuer gesellschaftlicher Dialog entfacht werden.
Jamal Shah: "Die Kunst muss das Leben und die Gesellschaft reflektieren. Sie ist nicht denkbar ohne ihr Publikum. In diesem College wird Kunst als Kommunikationsform unterrichtet. Es gibt einen großen Unterschied zwischen Dekoration und dem Versuch, mit Kunst die Gesellschaft zu verändern. Kunst wird Teil des Lebens und löst einen Dialog aus. Wenn es gelingt, mit einigen kleinen Impulsen die Empfänger zu erreichen, dann hört die Kommunikation nie wieder auf. Kunst verändert langsam aber stetig. Am Ende erreicht sie auch die Politik."
Künstlern wie Jamal Shah geht es um mehr als nur darum, handwerkliche Fertigkeiten zu vermitteln - in Malerei oder Bildhauerei, in Textil- oder Grafikdesign, in Videokunst. Im Vergleich von alten und neuen Ausdrucksformen sollen die Studenten ihre eigene Kunstsprache entwickeln. So wie der Kubismus es europäischen Künstlern ermöglichte, Dinge aus ganz verschiedenen Perspektiven zu betrachten, so erlaube auch die Jahrhunderte alte Miniaturmalerei, die Sicht auf die Welt grundlegend zu verändern.
Jamal Shah: "Unsere Tradition der Miniaturmalerei geht dem Kubismus voraus. In der Miniaturmalerei gibt es keine Fluchtpunkte wie in der westlichen Malerei. In der westlich-perspektivischen Darstellung erscheint der Vordergrund größer, und Objekte im Hintergrund können verdeckt werden. Unsere Miniaturmalerei ändert mehrfach die Perspektive im Bilderrahmen. Sie können jedes Detail hervorheben und selbst durch eine Wand hindurch Vögel oder Menschen zeigen."
Unter der Mogul-Herrschaft entstand vom 16. bis zum 19. Jahrhundert ein für Südostasien typischer Stil der Miniaturmalerei, der den Lebenswandel der feudalen Kaste porträtierte. Zur Zeit dieser türkisch-mongolischen Dynastien dominierten auf dem Subkontinent mythologische Motive aus der muslimischen oder hinduistischen Kulturtradition die Bilder. Ermutigt durch das Hunerkada College sucht nun eine junge Generation pakistanischer Künstler eine neue Identität im alten Gewand.
Jamal Shah: "In der Moguln-Ära entwickelten Künstler transparente Darstellungen, die einander überlagernde Motive aus unterschiedlichen Perspektiven zeigen. Wir nehmen diesen Stil auf, verändern aber die Themen. Früher wurde die Gesellschaft von Königen beherrscht, mit ganz anderen Normen und Tabus. Die Miniaturen zeigten vor allem das Leben von Prinzessinnen und Adeligen. Heute ist die Miniaturmalerei sehr politisch. Sie zeigt das Leben in seinen Widersprüchen, zeigt den Überlebenskampf. Dadurch wird die Miniaturmalerei revolutionär."
Kaum ein bedeutender Künstler in Asien verwendet in seinen Werken nicht auch einige Elemente der traditionellen Miniaturmalerei. Neben figurativen, realistischen Beschreibungen des täglichen Lebens zeichnen pakistanische Künstler heute auch abstrakte Porträts als Miniatur. Oder, wie Hadia Moiz, Traumbilder mit fließenden Konturen. Die 26-Jährige hatte ihr Studium 2005 am Hunerkada College begonnen und unterrichtet hier inzwischen selbst Miniaturmalerei.
Hadia Moiz: "Das ist der König im Schachspiel. Der Königin fließt Wasser die Beine hinunter. In meinen Bildern benutze ich oft das Wasser als Symbol, weil es viele Emotionen ausdrückt. Wasser ist ursprünglich. Es kann ruhig sein oder aggressiv wie ein Tsunami."
Mit neuem Selbstbewusstsein und der subversiven Kraft ihrer Miniaturen fordert die junge Generation pakistanischer Künstler politische Veränderungen ein. Durch neue Inhalte und Stilformen erhält die bedeutendste Kunstrichtung des Subkontinents ein zeitgemäßes Gesicht.