Vom Flüchtling zum Star
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Ihre Leidenschaft ist das Schwimmen: Yusra Mardini hat bis zum Kriegsausbruch in Syrien täglich trainiert. Als bei ihrer Flucht nach Europa das Boot voll Wasser lief, rettete sie mit ihrer Schwester vielen anderen das Leben – und wurde berühmt.
Eigentlich wollte Yusra Mardini immer nur eines: schwimmen. Ihr Vater, ein Schwimmtrainer, brachte es ihr im Alter von drei Jahren bei, in ihrer Heimat errang sie Landesrekorde. Doch der Krieg in Syrien und die damit verbundene Ausweglosigkeit änderten ihr Leben:
"Es gab diesen Moment, wo du nicht weißt, ob du lebst oder ob du stirbst. Du denkst jeden Tag: Ich weiß nicht, ob es ein Morgen gibt oder nicht. Und wir waren so: Ich will nicht so leben."
Gemeinsam mit ihrer Schwester Sara beschloss die damals 17-Jährige zu fliehen – gegen den Willen der Eltern. Die Flucht führte sie über Beirut nach Istanbul.
Waghalsige Flucht
Von der türkischen Küste aus wollten sie mit einem Schleuserboot nach Griechenland. Doch die Schleuser stritten sich und beschädigten dabei den Motor. Das überfüllte Schlauchboot drohte zu kentern: "Wir haben alle unsere Sachen rausgeworfen. Am Ende hatte ich nur noch T-Shirt, Jeans, keine Schuhe. Und ich hatte mein Handy und 500 Euro in meinem BH."
In diesem Moment kam Yusra Mardini und ihrer Schwester das harte Schwimmtraining des Vaters zugute: "Auf dem Boot kannst du nicht aufgeben. Das ist dein Leben. Und du probierst bis zur letzten Chance."
Hollywood interessiert sich bereits für ihre Geschichte
Gemeinsam mit drei jungen Männern zogen sie das Boot in einem dreistündigen Kampf gegen Wellen und Wind in Richtung Lesbos. "Das war richtig schwer, und das war kalt und Salz in meinen Augen, in meinem Mund für drei Stunden." Diese Rettungsaktion machte Yusra Mardini weltbekannt – Hollywood hat sich bereits die Filmrechte gesichert.
Ihr Schwimmtalent half ihr auch in der Fremde: 2016 trat sie bei den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro an. Mittlerweile trainiert sie für die "Wasserfreunde Spandau 04" und träumt von der Teilnahme an den Olympischen Spielen in Japan 2020.
Botschafterin der Vereinten Nationen
Vier Jahre liegt die Flucht mittlerweile zurück. Yusra Mardini hat ein Buch über dieses Abenteuer und ihr Leben danach geschrieben: "Butterfly", nach ihrem Lieblings-Schwimmstil, dem "Schmetterling".
Und sie ist eine Berühmtheit: Als Sonderbotschafterin des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) traf sie Barack Obama und den Papst. Sie ist damit auch Vorbild für viele junge Frauen, die ihr Briefe schreiben. Eigentlich habe sie zwei Berufe, sagt sie: Sie trainiert täglich im Olympia-Stützpunkt in Hamburg – und sie ist Botschafterin.
"Ich halte Reden, ich gehe zu Events, ich gehe zu Flüchtlingscamps und rede mit den Leuten und gucke, was die brauchen. Und ich gebe auch Interviews. Das ist mein Job jetzt. Das ist echt anstrengend mit dem Leistungssport, dass du diese zwei Sachen machst."