Die Teilung
Deutschland 1945 - das Land liegt in Trümmern. Die Siegermächte übernehmen die Regierungsgewalt und teilen das Land in vier Zonen auf. Sie ziehen neue Ländergrenzen und legen damit Regionen zusammen, die zum Teil sehr unterschiedlich sind.
Winston Churchill 8.5.1945: ""This is your victory! It is the victory of the cause of freedom in every land. In all our long history we have never seen a greater day than this.”"
Als am 8. Mai 1945 der britische Premierminister Winston Churchill in London zu seinen Landsleuten spricht, hat Deutschland kapituliert. Der Zweite Weltkrieg ist beendet. Er beendete das Leben von 60 Millionen Menschen - und Deutschland gleicht einem Trümmerfeld.
Augenzeuge: ""Und als ich runterging, stand kein Haus mehr, nur noch ein Mauerpfeiler stand da (...) Das war der schlimmste Augenblick, den ich je in meinem Leben gehabt habe."
So die Erinnerung eines damals 17-jährigen Kriegsheimkehrers aus Kassel.
Die Siegermächte übernehmen die Regierungsgewalt, teilen Deutschland in vier Zonen und Groß-Berlin in vier Sektoren auf. Die gemeinsame oberste Leitungsinstanz aller Zonen übernimmt ein Alliierter Kontrollrat.
Im Juli 1945 treffen sich die Regierungschefs der USA, Großbritanniens und der Sowjetunion zur Potsdamer Konferenz, um über die weitere Zukunft des Landes zu sprechen. Die Ergebnisse fasst der US-amerikanische Präsident Harry S. Truman in einer Rundfunkansprache zusammen.
Rundfunkansprache Truman: ""We are going to do what we can to make Germany over into a decent nation" (...) It was agreed to recommend that in the peace settlement portion of East Prussia should be turned over to Russia.”"
Die Alliierten, so Truman, würden alles tun, um aus Deutschland wieder eine "anständige" Nation zu machen. Dazu gehören Reparationszahlungen und Gebietsabtretungen. Nordostpreußen mit Königsberg wird an die UdSSR übertragen. Die Gebiete östlich von Oder und Lausitzer Neiße kommen unter polnische, das Saarland unter französische Verwaltung.
Truman schließt seine Rede mit dem Appell, einen gemeinsamen Weg für einen dauerhaften Frieden und eine bessere Welt zu finden.
Rundfunkansprache Truman: ""We shall continue to march together to a lasting peace and a happy world."
Es wird ein mühsamer Weg. Angelehnt an die Besatzungszonen stecken die Alliierten die meisten Landesgrenzen neu – und pressen damit auch Regionen zusammen, die weder von Mentalität, noch Dialekt oder Konfession zusammen passen.
Der ehemalige Freistaat Mecklenburg wird mit Gebieten der früheren preußischen Provinz Pommern zum Land "Mecklenburg-Vorpommern" vereint. Rheinland-Pfalz entsteht aus so unterschiedlichen Gebieten wie der Pfalz, Rheinhessen, der rechtsrheinischen Westerwaldregion und den preußischen Regierungsbezirken Trier und Koblenz. Und in Nordrhein-Westfalen kommen die ungleichen Rheinländer und Westfalen zusammen.
Konrad Adenauer, ehemals Oberbürgermeister von Köln und in der Nachkriegszeit Vorsitzender der CDU in der britischen Zone, erinnert sich.
Adenauer: "Da wurde uns nun vorjelecht, dass Großbritannien offenbar in Einverneh¬men mit Amerika beabsichtige, ein Land Nordrhein-Westfalen zu schaffen. Und es wurde uns eine Karte jezeicht, auf der die Grenzen waren, und wir wurden gefragt, ob wir damit einverstanden seien."
Eine rein rhetorische Frage.
Auch im Süden wird nicht auf regionale Traditionen Rücksicht genommen. Die Amerikaner gründen das Land Württemberg-Baden, die Franzosen Württemberg-Hohenzollern und Baden.
Erst 1952 entsteht aus diesen Teilen durch eine Volksabstimmung das Land Baden-Württemberg.
Die neuen Ministerpräsidenten werden von den Besatzern eingesetzt. In Bayern ist es der Jurist Fritz Schäffer. Er wurde von den Nazis aus dem Staatsdienst entlassen und im KZ Dachau inhaftiert.
Fritz Schäffer: "Meine lieben bayerischen Landsleute, die amerikanische Besatzungsbehörde für Bayern hat mich zum Ministerpräsidenten bestimmt. (…) Die neue bayerische Landesregierung nimmt ihre Arbeit unter der Hoheit der Militärregierung nunmehr auf. (...) Alle Männer der neuen bayerischen Landesregierung waren die letzten 12 Jahre Opfer oder Gegner des NS-Systems."
Die Alliierten beauftragen die neuen Politiker der einzelnen Länder damit, Landesverfassungen zu erarbeiten. Dabei kommt es zu ungewöhnlichen Konstellationen. In Groß-Hessen, dem Vorläufer des heutigen Hessen, setzt sich beispielsweise 1946 KPD-Mitglied Emil Carlebach mit Mitgliedern von CDU, SPD und der Liberal-Demokratischen-Partei LPD, dem Vorläufer der heutigen FDP, für diese Aufgaben zusammen. Carlebach erinnert sich 50 Jahre später.
Emil Carlebach 1996: "Die CDU war eine völlig andere Partei als heute. An der Spitze stand der Buchenwaldhäftling Werner Hilpert, der mit uns im Volksfrontkomitee im KZ gesessen hatte, da war die Frau Else Eppstein, deren Mann in Auschwitz umgebracht worden ist, da war der Betriebsrat Fleckenstein von Hoechst, jedenfalls war die CDU damals weitgehend mit uns einig, in einigen Dingen hat sie quergeschossen, und dadurch kam ja auch dieser überwältigende Abstimmungssieg."
Wie die Länder zusammen arbeiten sollen, darüber sind sich die Siegermächte uneins. Während die Amerikaner einen föderalen Bundesstaat befürworten, in dem die einzelnen Länder auf bestimmten Gebieten eigenständig entscheiden können, wollen die Sowjets einen zentralistischen Einheitsstaat mit streng kommunistischer Orientierung.
In der Sowjetischen Besatzungszone wird der KPD-Funktionär Walter Ulbricht neben Wilhelm Pieck einer der einflussreichsten Politiker. Im Februar 1946 schwört er die Bewohner der SBZ auf die Boden- und Industriereform ein. Die Großgrundbesitzer sollen enteignet und alle größeren Industriebetriebe verstaatlicht werden. "Junkerland in Bauernhand" heißt die Losung.
Walter Ulbricht: "Die Verantwortlichen für den Krieg, die Mitarbeiter Hitlers in den Leitungen der Wirtschaftsorgane, die Herren der großen Banken müssen aus dem deutschen Wirtschaftsleben verschwinden. Es muss gesichert werden, dass die Träger des Militarismus, die Großgrundbesitzer nicht weiter in Deutschland kommandieren. Das heißt, die Durchführung der Bodenreform in allen Teilen Deutschlands ist eine nationale Notwendigkeit für unser Volk.""
In den Westzonen werden einige Konzerne wie die IG-Farben, der Krupp-Konzern und die Vereinigten Stahlwerke in kleine Einheiten zerschlagen und weitere Firmen demontiert.
NWDR: "Der Nordwestdeutsche Rundfunk beginnt jetzt mit der Verlesung des vollständigen Wortlauts der neuen Demontageliste für die vereinigten Westzonen. (…) Britische Zone, Land Nordrhein-Westfalen: Die Rüstungsfabriken Ähre-Stahl GmbH ... von Flugzeugteilen."
Doch Dekartellisierung und Demontage erfolgen in den westlichen Zonen eher halbherzig. Wichtiger erscheint den dortigen Besatzungsmächten der wirtschaftliche Wiederaufbau des völlig zerstörten Landes. Dem dient auch der Marshallplan, mit dem die USA den westeuropäischen Ländern bis 1952 12,4 Milliarden Dollar zur Verfügung stellen, wovon gut zehn Prozent in die Westzonen bzw. später in die Bundesrepublik fließen.
Im September 1946 hält der amerikanische Außenminister James F. Byrnes in Stuttgart eine Rede, die als "Hoffnungsrede für Deutschland" in die Geschichte eingeht. In ihr betont Byrnes die Notwendigkeit der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen den Zonen.
Byrnes im Württembergischen Staatstheater Stuttgart: "Die Zeit ist gekommen, wo die Zonengrenzen nur als Kennzeichnung der Gebiete angesehen werden sollten, die aus Sicherheitsgründen von den Streitkräften der Besatzungsmächte besetzt gehalten werden. (...) Das ist auch der Gang der Entwicklung, den die amerikanische Regierung mit ihrer ganzen Autorität verfolgen wird. Sie hat offiziell ihre Absicht ausgedrückt, die Wirtschaft ihrer eigenen Zone mit einer oder allen anderen zu vereinigen, die hier zu bereit sind."
Byrnes fordert gemeinsame Verwaltungsräte für Wirtschaft, Verkehr, Ernährung, Landwirtschaft, Post- und Fernmeldewesen und einen gemeinsamen deutschen Finanzrat. Der britische und der amerikanische Außenminister unterzeichnen daraufhin die wirtschaftliche Vereinigung ihrer beiden Zonen mit Wirkung vom 1. Januar 1947. Mit dieser Bi-Zone wird eine entscheidende Weiche für die endgültige Teilung in West- und Ostdeutschland gestellt.
Parallel zu dieser Entwicklung in den westlichen Besatzungszonen beginnt auch die sowjetisch besetzte Zone sich abzukapseln. Um dem entgegenzuwirken lädt der bayerischen Ministerpräsident Hans Ehard, CSU, im Juni 1947 die Ministerpräsidenten aller damals bestehenden 17 Länder nach München ein. Das Treffen soll "ein weiteres Abgleiten des deutschen Volkes in ein rettungsloses wirtschaftliches und politisches Chaos verhindern".
Weder die Amerikaner noch die Briten haben Einwände gegen diese Konferenz. Die französische Militärregierung aber macht zur Bedingung, dass keine politischen Themen erörtert werden.
Die Ministerpräsidenten in der Ostzone wollen aber politische Themen auf die Tagesordnung setzen. Die Westvertreter dagegen wollen nicht über die "Bildung einer deutschen Zentralverwaltung … zur Schaffung eines deutschen Einheitsstaates" sprechen, sondern ausschließlich wirtschaftliche Themen erörtern. Beide Seiten geben nicht nach, schließlich verlassen die Vertreter aus der sowjetischen Zone die Konferenz, bevor sie richtig begonnen hat.
Die Konferenz in München bleibt für mehr als 40 Jahre das letzte gemeinsame Treffen aller deutschen Ministerpräsidenten.
Hans Ehard am 6. Juni 1947:
Ehard: "Trotz der Aufspaltung Deutschlands in vier Zonen geben wir keinen Teil unseres deutschen Vaterlandes auf. Trotz des Weggangs der Ministerpräsidenten der Ostzone, bleiben wir auch diesem Teile Deutschlands zutiefst verbunden."
Einen Tag nach der Erklärung des bayerischen Ministerpräsidenten macht sich der Vertreter des noch ungeteilten Berlin vor allem Sorgen über die Auswirkungen auf die Lage in der Stadt. Ferdinand Friedensburg, stellvertretender Oberbürgermeister, erklärt zum Abschluss der Ministerpräsidentenkonferenz am 7. Juni:
Ferdinand: "Bitte wollen Sie aber auch verstehen, dass die psychologische Situation Berlins nicht gerade erleichtert worden ist, dass zwischen dem Osten und dem Westen durch die unglücklichen Ereignisse der ersten Nacht eine gewisse Spannungen entstanden waren."
Der Graben zwischen der Ost- und den Westzonen vertieft sich. Zur weiteren Spaltung trägt die Währungsreform bei, die die Westalliierten beschließen. Sie wird am 18. Juni 1948 bekannt gegeben.
Lochner: "Das erste. Gesetz zur Neuordnung des deutschen Geldwesens ist von den Militärregierungen Großbritanniens, der Vereinigten Staaten und Frankreichs verkündet worden und tritt am 20. Juni in Kraft. Die bisher gültige deutsche Währung wird durch dieses Gesetz aus dem Verkehr gezogen. Das neue Geld heißt: die Deutsche Mark. Jede Deutsche Mark hat 100 deutsche Pfennig."
Wenige Tage später wird die neue Währung, die zu einem ersten wirtschaftlichen Aufschwung führt, auch in den Westsektoren Berlins eingeführt. Daraufhin sperren in der Nacht zum 24. Juni 1948 sowjetische Truppen die Wege in die West-Sektoren. Die Berlin-Blockade wird ein Symbol für die Aufteilung Deutschlands.
Noch während der Blockade, im Juli 1948, rufen die westlichen Besatzungsmächte die Ministerpräsidenten ihrer Zonen nach Frankfurt am Main. Die Wochenschau berichtet.
Wochenschau: "Die Militärgouverneure wiesen die Ministerpräsidenten an, bis spätestens 1. September dieses Jahres eine verfassunggebende Versammlung einzuberufen, um wenigstens Westdeutschland zu einer politischen Einheit zusammenzuschließen. Auf dem Fundament einer demokratischen Verfassung soll dann eine westdeutsche Regierung errichtet werden. Ferner soll ein Besatzungsstatut die Zuständigkeiten der Besatzungsmächte und der westdeutschen Regierung festlegen."
Der Parlamentarische Rat nimmt seine Arbeit auf. Ihm gehören 65 Delegierte der westlichen Landtage an sowie fünf nicht stimmberechtigte Abgeordnete aus den West-Sektoren Berlins. Um eine Machtkonzentration zu verhindern, wie sie während der NS-Zeit herrschte, fordern die Westmächte einen föderalen Staatsaufbau.
Bayerns Ministerpräsident Hans Ehard im November 1948:
Hans Ehard: "Es soll ein Organ der Länder geschaffen werden, in dem die Länder als solche vertreten sind und in dem die Länder als solche ein Mitsprache- und Mitwirkungsrecht haben bei den Dingen, die den Bund angehen. Wenn man einen bundesstaatlichen Aufbau will, dann muss man die Länder, das heißt die Glieder des Bundes, die Bundesstaaten, auch entscheidend an den Dingen des Bundes mitwirken lassen."
Im Grundgesetz wird die föderale Ordnung festgeschrieben. Mit dem Bundesrat entsteht ein starkes Widerlager zum Parteienwettbewerb im Parlament.
Am 23. Mai 1949 erklärt Konrad Adenauer, CDU-Mitglied und Präsident des Parlamentarischen Rates.
Adenauer: "Meine Damen und Herren. Gemäß Artikel 145 verkündige ich im Namen und im Auftrage des Parlamentarischen Rates, unter Mitwirkung der Abgeordneten Großberlins, das Grundgesetz. Es tritt mit Ablauf des heutigen Tages in Kraft."
Die Regierungschefs der elf Länder haben das Grundgesetz ratifiziert. West-Berlin nicht, da es nur eine beratende Stimme im Parlamentarischen Rat hatte. Und zehn der elf Landtage – außer Bayern - haben es gebilligt.
Der 23. Mai 1949 ist die Geburtsstunde der Bundesrepublik. Sie besteht nicht aus den Bundesländern, sondern die Bundesländer bilden die Bundesrepublik.
In der Sowjetischen Besatzungszone wird ebenfalls ein Verfassungsentwurf erarbeitet und im März 1949 vom Volksrat beschlossen.
Am 7. Oktober erklärt sich der Volksrat zur Provisorischen Volkskammer. Wenige Tage später, am 11. Oktober, wird Wilhelm Pieck von Länder- und Volkskammer zum ersten Präsidenten der Deutschen Demokratischen Republik gewählt.
Pieck nach der Wahl zum Präsidenten: "Die Sowjetunion hat dem deutschen Volk in all den Jahren nach der Zerschlagung der Hitlermacht eine große unschätzbare Hilfe geleistet. (…) So haben die erhebenden Ereignisse der letzten Tage es allen ehrlichen Deutschen, auch denen, die es bisher nicht einsehen wollten, klargemacht, dass nur eine Politik der ehrlichen Freundschaft mit der Sowjetunion die Einheit und Freiheit Deutschlands, den Frieden, den wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung des deutschen Volkes gewährleisten kann."
Anders als in der Bundesrepublik verlieren die östlichen Länder nach der Gründung der DDR wieder ihre Eigenständigkeit. Auf der 2. Parteikonferenz der SED im Juli 1952 erklärt Walter Ulbricht, Generalsekretär der SED:
Ulbricht: "Die neuen Aufgaben lassen die Untauglichkeit des vom alten Deutschland übernommenen Systems der verwaltungsmäßigen Gliederung offen zu Tage treten. Deshalb schlagen wir vor, dass anstelle der bisher bestehenden fünf Landesregierungen fünfzehn Bezirksräte und Bezirkstage geschaffen werden."
Die Länder Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern verschwinden 1952 von der Landkarte.
Die Gründung der BRD und der DDR festigt die Teilung Deutschlands. In der Bundesrepublik bestimmen die Bundesländer das Prinzip des Föderalismus. In der DDR werden die Bezirke als Nachfolger der Länder dem Zentralismus untergeordnet.
Morgen im Länderreport:
Getrennte Wege - Die deutschen Länder (2)
Als am 8. Mai 1945 der britische Premierminister Winston Churchill in London zu seinen Landsleuten spricht, hat Deutschland kapituliert. Der Zweite Weltkrieg ist beendet. Er beendete das Leben von 60 Millionen Menschen - und Deutschland gleicht einem Trümmerfeld.
Augenzeuge: ""Und als ich runterging, stand kein Haus mehr, nur noch ein Mauerpfeiler stand da (...) Das war der schlimmste Augenblick, den ich je in meinem Leben gehabt habe."
So die Erinnerung eines damals 17-jährigen Kriegsheimkehrers aus Kassel.
Die Siegermächte übernehmen die Regierungsgewalt, teilen Deutschland in vier Zonen und Groß-Berlin in vier Sektoren auf. Die gemeinsame oberste Leitungsinstanz aller Zonen übernimmt ein Alliierter Kontrollrat.
Im Juli 1945 treffen sich die Regierungschefs der USA, Großbritanniens und der Sowjetunion zur Potsdamer Konferenz, um über die weitere Zukunft des Landes zu sprechen. Die Ergebnisse fasst der US-amerikanische Präsident Harry S. Truman in einer Rundfunkansprache zusammen.
Rundfunkansprache Truman: ""We are going to do what we can to make Germany over into a decent nation" (...) It was agreed to recommend that in the peace settlement portion of East Prussia should be turned over to Russia.”"
Die Alliierten, so Truman, würden alles tun, um aus Deutschland wieder eine "anständige" Nation zu machen. Dazu gehören Reparationszahlungen und Gebietsabtretungen. Nordostpreußen mit Königsberg wird an die UdSSR übertragen. Die Gebiete östlich von Oder und Lausitzer Neiße kommen unter polnische, das Saarland unter französische Verwaltung.
Truman schließt seine Rede mit dem Appell, einen gemeinsamen Weg für einen dauerhaften Frieden und eine bessere Welt zu finden.
Rundfunkansprache Truman: ""We shall continue to march together to a lasting peace and a happy world."
Es wird ein mühsamer Weg. Angelehnt an die Besatzungszonen stecken die Alliierten die meisten Landesgrenzen neu – und pressen damit auch Regionen zusammen, die weder von Mentalität, noch Dialekt oder Konfession zusammen passen.
Der ehemalige Freistaat Mecklenburg wird mit Gebieten der früheren preußischen Provinz Pommern zum Land "Mecklenburg-Vorpommern" vereint. Rheinland-Pfalz entsteht aus so unterschiedlichen Gebieten wie der Pfalz, Rheinhessen, der rechtsrheinischen Westerwaldregion und den preußischen Regierungsbezirken Trier und Koblenz. Und in Nordrhein-Westfalen kommen die ungleichen Rheinländer und Westfalen zusammen.
Konrad Adenauer, ehemals Oberbürgermeister von Köln und in der Nachkriegszeit Vorsitzender der CDU in der britischen Zone, erinnert sich.
Adenauer: "Da wurde uns nun vorjelecht, dass Großbritannien offenbar in Einverneh¬men mit Amerika beabsichtige, ein Land Nordrhein-Westfalen zu schaffen. Und es wurde uns eine Karte jezeicht, auf der die Grenzen waren, und wir wurden gefragt, ob wir damit einverstanden seien."
Eine rein rhetorische Frage.
Auch im Süden wird nicht auf regionale Traditionen Rücksicht genommen. Die Amerikaner gründen das Land Württemberg-Baden, die Franzosen Württemberg-Hohenzollern und Baden.
Erst 1952 entsteht aus diesen Teilen durch eine Volksabstimmung das Land Baden-Württemberg.
Die neuen Ministerpräsidenten werden von den Besatzern eingesetzt. In Bayern ist es der Jurist Fritz Schäffer. Er wurde von den Nazis aus dem Staatsdienst entlassen und im KZ Dachau inhaftiert.
Fritz Schäffer: "Meine lieben bayerischen Landsleute, die amerikanische Besatzungsbehörde für Bayern hat mich zum Ministerpräsidenten bestimmt. (…) Die neue bayerische Landesregierung nimmt ihre Arbeit unter der Hoheit der Militärregierung nunmehr auf. (...) Alle Männer der neuen bayerischen Landesregierung waren die letzten 12 Jahre Opfer oder Gegner des NS-Systems."
Die Alliierten beauftragen die neuen Politiker der einzelnen Länder damit, Landesverfassungen zu erarbeiten. Dabei kommt es zu ungewöhnlichen Konstellationen. In Groß-Hessen, dem Vorläufer des heutigen Hessen, setzt sich beispielsweise 1946 KPD-Mitglied Emil Carlebach mit Mitgliedern von CDU, SPD und der Liberal-Demokratischen-Partei LPD, dem Vorläufer der heutigen FDP, für diese Aufgaben zusammen. Carlebach erinnert sich 50 Jahre später.
Emil Carlebach 1996: "Die CDU war eine völlig andere Partei als heute. An der Spitze stand der Buchenwaldhäftling Werner Hilpert, der mit uns im Volksfrontkomitee im KZ gesessen hatte, da war die Frau Else Eppstein, deren Mann in Auschwitz umgebracht worden ist, da war der Betriebsrat Fleckenstein von Hoechst, jedenfalls war die CDU damals weitgehend mit uns einig, in einigen Dingen hat sie quergeschossen, und dadurch kam ja auch dieser überwältigende Abstimmungssieg."
Wie die Länder zusammen arbeiten sollen, darüber sind sich die Siegermächte uneins. Während die Amerikaner einen föderalen Bundesstaat befürworten, in dem die einzelnen Länder auf bestimmten Gebieten eigenständig entscheiden können, wollen die Sowjets einen zentralistischen Einheitsstaat mit streng kommunistischer Orientierung.
In der Sowjetischen Besatzungszone wird der KPD-Funktionär Walter Ulbricht neben Wilhelm Pieck einer der einflussreichsten Politiker. Im Februar 1946 schwört er die Bewohner der SBZ auf die Boden- und Industriereform ein. Die Großgrundbesitzer sollen enteignet und alle größeren Industriebetriebe verstaatlicht werden. "Junkerland in Bauernhand" heißt die Losung.
Walter Ulbricht: "Die Verantwortlichen für den Krieg, die Mitarbeiter Hitlers in den Leitungen der Wirtschaftsorgane, die Herren der großen Banken müssen aus dem deutschen Wirtschaftsleben verschwinden. Es muss gesichert werden, dass die Träger des Militarismus, die Großgrundbesitzer nicht weiter in Deutschland kommandieren. Das heißt, die Durchführung der Bodenreform in allen Teilen Deutschlands ist eine nationale Notwendigkeit für unser Volk.""
In den Westzonen werden einige Konzerne wie die IG-Farben, der Krupp-Konzern und die Vereinigten Stahlwerke in kleine Einheiten zerschlagen und weitere Firmen demontiert.
NWDR: "Der Nordwestdeutsche Rundfunk beginnt jetzt mit der Verlesung des vollständigen Wortlauts der neuen Demontageliste für die vereinigten Westzonen. (…) Britische Zone, Land Nordrhein-Westfalen: Die Rüstungsfabriken Ähre-Stahl GmbH ... von Flugzeugteilen."
Doch Dekartellisierung und Demontage erfolgen in den westlichen Zonen eher halbherzig. Wichtiger erscheint den dortigen Besatzungsmächten der wirtschaftliche Wiederaufbau des völlig zerstörten Landes. Dem dient auch der Marshallplan, mit dem die USA den westeuropäischen Ländern bis 1952 12,4 Milliarden Dollar zur Verfügung stellen, wovon gut zehn Prozent in die Westzonen bzw. später in die Bundesrepublik fließen.
Im September 1946 hält der amerikanische Außenminister James F. Byrnes in Stuttgart eine Rede, die als "Hoffnungsrede für Deutschland" in die Geschichte eingeht. In ihr betont Byrnes die Notwendigkeit der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen den Zonen.
Byrnes im Württembergischen Staatstheater Stuttgart: "Die Zeit ist gekommen, wo die Zonengrenzen nur als Kennzeichnung der Gebiete angesehen werden sollten, die aus Sicherheitsgründen von den Streitkräften der Besatzungsmächte besetzt gehalten werden. (...) Das ist auch der Gang der Entwicklung, den die amerikanische Regierung mit ihrer ganzen Autorität verfolgen wird. Sie hat offiziell ihre Absicht ausgedrückt, die Wirtschaft ihrer eigenen Zone mit einer oder allen anderen zu vereinigen, die hier zu bereit sind."
Byrnes fordert gemeinsame Verwaltungsräte für Wirtschaft, Verkehr, Ernährung, Landwirtschaft, Post- und Fernmeldewesen und einen gemeinsamen deutschen Finanzrat. Der britische und der amerikanische Außenminister unterzeichnen daraufhin die wirtschaftliche Vereinigung ihrer beiden Zonen mit Wirkung vom 1. Januar 1947. Mit dieser Bi-Zone wird eine entscheidende Weiche für die endgültige Teilung in West- und Ostdeutschland gestellt.
Parallel zu dieser Entwicklung in den westlichen Besatzungszonen beginnt auch die sowjetisch besetzte Zone sich abzukapseln. Um dem entgegenzuwirken lädt der bayerischen Ministerpräsident Hans Ehard, CSU, im Juni 1947 die Ministerpräsidenten aller damals bestehenden 17 Länder nach München ein. Das Treffen soll "ein weiteres Abgleiten des deutschen Volkes in ein rettungsloses wirtschaftliches und politisches Chaos verhindern".
Weder die Amerikaner noch die Briten haben Einwände gegen diese Konferenz. Die französische Militärregierung aber macht zur Bedingung, dass keine politischen Themen erörtert werden.
Die Ministerpräsidenten in der Ostzone wollen aber politische Themen auf die Tagesordnung setzen. Die Westvertreter dagegen wollen nicht über die "Bildung einer deutschen Zentralverwaltung … zur Schaffung eines deutschen Einheitsstaates" sprechen, sondern ausschließlich wirtschaftliche Themen erörtern. Beide Seiten geben nicht nach, schließlich verlassen die Vertreter aus der sowjetischen Zone die Konferenz, bevor sie richtig begonnen hat.
Die Konferenz in München bleibt für mehr als 40 Jahre das letzte gemeinsame Treffen aller deutschen Ministerpräsidenten.
Hans Ehard am 6. Juni 1947:
Ehard: "Trotz der Aufspaltung Deutschlands in vier Zonen geben wir keinen Teil unseres deutschen Vaterlandes auf. Trotz des Weggangs der Ministerpräsidenten der Ostzone, bleiben wir auch diesem Teile Deutschlands zutiefst verbunden."
Einen Tag nach der Erklärung des bayerischen Ministerpräsidenten macht sich der Vertreter des noch ungeteilten Berlin vor allem Sorgen über die Auswirkungen auf die Lage in der Stadt. Ferdinand Friedensburg, stellvertretender Oberbürgermeister, erklärt zum Abschluss der Ministerpräsidentenkonferenz am 7. Juni:
Ferdinand: "Bitte wollen Sie aber auch verstehen, dass die psychologische Situation Berlins nicht gerade erleichtert worden ist, dass zwischen dem Osten und dem Westen durch die unglücklichen Ereignisse der ersten Nacht eine gewisse Spannungen entstanden waren."
Der Graben zwischen der Ost- und den Westzonen vertieft sich. Zur weiteren Spaltung trägt die Währungsreform bei, die die Westalliierten beschließen. Sie wird am 18. Juni 1948 bekannt gegeben.
Lochner: "Das erste. Gesetz zur Neuordnung des deutschen Geldwesens ist von den Militärregierungen Großbritanniens, der Vereinigten Staaten und Frankreichs verkündet worden und tritt am 20. Juni in Kraft. Die bisher gültige deutsche Währung wird durch dieses Gesetz aus dem Verkehr gezogen. Das neue Geld heißt: die Deutsche Mark. Jede Deutsche Mark hat 100 deutsche Pfennig."
Wenige Tage später wird die neue Währung, die zu einem ersten wirtschaftlichen Aufschwung führt, auch in den Westsektoren Berlins eingeführt. Daraufhin sperren in der Nacht zum 24. Juni 1948 sowjetische Truppen die Wege in die West-Sektoren. Die Berlin-Blockade wird ein Symbol für die Aufteilung Deutschlands.
Noch während der Blockade, im Juli 1948, rufen die westlichen Besatzungsmächte die Ministerpräsidenten ihrer Zonen nach Frankfurt am Main. Die Wochenschau berichtet.
Wochenschau: "Die Militärgouverneure wiesen die Ministerpräsidenten an, bis spätestens 1. September dieses Jahres eine verfassunggebende Versammlung einzuberufen, um wenigstens Westdeutschland zu einer politischen Einheit zusammenzuschließen. Auf dem Fundament einer demokratischen Verfassung soll dann eine westdeutsche Regierung errichtet werden. Ferner soll ein Besatzungsstatut die Zuständigkeiten der Besatzungsmächte und der westdeutschen Regierung festlegen."
Der Parlamentarische Rat nimmt seine Arbeit auf. Ihm gehören 65 Delegierte der westlichen Landtage an sowie fünf nicht stimmberechtigte Abgeordnete aus den West-Sektoren Berlins. Um eine Machtkonzentration zu verhindern, wie sie während der NS-Zeit herrschte, fordern die Westmächte einen föderalen Staatsaufbau.
Bayerns Ministerpräsident Hans Ehard im November 1948:
Hans Ehard: "Es soll ein Organ der Länder geschaffen werden, in dem die Länder als solche vertreten sind und in dem die Länder als solche ein Mitsprache- und Mitwirkungsrecht haben bei den Dingen, die den Bund angehen. Wenn man einen bundesstaatlichen Aufbau will, dann muss man die Länder, das heißt die Glieder des Bundes, die Bundesstaaten, auch entscheidend an den Dingen des Bundes mitwirken lassen."
Im Grundgesetz wird die föderale Ordnung festgeschrieben. Mit dem Bundesrat entsteht ein starkes Widerlager zum Parteienwettbewerb im Parlament.
Am 23. Mai 1949 erklärt Konrad Adenauer, CDU-Mitglied und Präsident des Parlamentarischen Rates.
Adenauer: "Meine Damen und Herren. Gemäß Artikel 145 verkündige ich im Namen und im Auftrage des Parlamentarischen Rates, unter Mitwirkung der Abgeordneten Großberlins, das Grundgesetz. Es tritt mit Ablauf des heutigen Tages in Kraft."
Die Regierungschefs der elf Länder haben das Grundgesetz ratifiziert. West-Berlin nicht, da es nur eine beratende Stimme im Parlamentarischen Rat hatte. Und zehn der elf Landtage – außer Bayern - haben es gebilligt.
Der 23. Mai 1949 ist die Geburtsstunde der Bundesrepublik. Sie besteht nicht aus den Bundesländern, sondern die Bundesländer bilden die Bundesrepublik.
In der Sowjetischen Besatzungszone wird ebenfalls ein Verfassungsentwurf erarbeitet und im März 1949 vom Volksrat beschlossen.
Am 7. Oktober erklärt sich der Volksrat zur Provisorischen Volkskammer. Wenige Tage später, am 11. Oktober, wird Wilhelm Pieck von Länder- und Volkskammer zum ersten Präsidenten der Deutschen Demokratischen Republik gewählt.
Pieck nach der Wahl zum Präsidenten: "Die Sowjetunion hat dem deutschen Volk in all den Jahren nach der Zerschlagung der Hitlermacht eine große unschätzbare Hilfe geleistet. (…) So haben die erhebenden Ereignisse der letzten Tage es allen ehrlichen Deutschen, auch denen, die es bisher nicht einsehen wollten, klargemacht, dass nur eine Politik der ehrlichen Freundschaft mit der Sowjetunion die Einheit und Freiheit Deutschlands, den Frieden, den wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung des deutschen Volkes gewährleisten kann."
Anders als in der Bundesrepublik verlieren die östlichen Länder nach der Gründung der DDR wieder ihre Eigenständigkeit. Auf der 2. Parteikonferenz der SED im Juli 1952 erklärt Walter Ulbricht, Generalsekretär der SED:
Ulbricht: "Die neuen Aufgaben lassen die Untauglichkeit des vom alten Deutschland übernommenen Systems der verwaltungsmäßigen Gliederung offen zu Tage treten. Deshalb schlagen wir vor, dass anstelle der bisher bestehenden fünf Landesregierungen fünfzehn Bezirksräte und Bezirkstage geschaffen werden."
Die Länder Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern verschwinden 1952 von der Landkarte.
Die Gründung der BRD und der DDR festigt die Teilung Deutschlands. In der Bundesrepublik bestimmen die Bundesländer das Prinzip des Föderalismus. In der DDR werden die Bezirke als Nachfolger der Länder dem Zentralismus untergeordnet.
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