"Ich hätte am liebsten ein Doppelalbum rausgeworfen"
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Die neue Platte der Toten Hosen ist da – und sie klingt sehr anders, als die meisten Fans erwarten dürften. Es ist nämlich ein Coveralbum voll mit Liverpooler Songs der Sechziger. Doch der Sound steht der Band näher, als man meint.
Zwar ohne Pilzköpfe, aber für eine Punkband doch erstaunlich adrett gibt sich das Cover vom neuen Album der Toten Hosen. Auf "Learning English Lesson Three" wandern die Düsseldorfer musikalisch nach Liverpool aus und widmen sich dem Merseybeat – eine Erfindung Großbritanniens, die Rockmusik revolutioniert hat, wie Frontmann Campino sich erinnert:
"Damit, den klassischen Rock-'n'-Roll-Shufflebeat aus den USA in einen Viervierteltakt umzuwandeln, hat man einen besseren Flow in die Stücke bekommen. Und auch einen leicht aggressiveren Touch. Das, addiert mit den elektrischen Gitarren, die da zum ersten Mal wirklich radikal rausgeholt wurden, macht eben diesen speziellen Liverpooler Sound aus, der für zwei, drei Jahre dann auch in der ganzen Welt der maßgebliche Motor war."
Die Band war erst skeptisch
Dieser Liverpooler Sound fügt sich auf dem neuen Album perfekt in den Klang der Toten Hosen ein. Kein Zufall, wie Campino findet. Auch im Merseybeat würde auf überflüssige Soli verzichtet und die Stücke seien klar gegliedert.
Anfangs sei es ihm trotzdem schwergefallen, seine Bandkollegen für dieses Album zu begeistern. Doch nach wenigen Proben sei diese Idee nicht mehr angezweifelt worden und alle, vom Produzenten bis zum Bassisten, wären begeistert gewesen. Campino selbst wollte dabei gar nicht mehr aufhören: "Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich am liebsten Doppelalbum rausgeworfen."
In Liverpool würde man sich über das Album freuen
Die Idee für die Platte ist dem Sänger durch sein Buch "Hope Street: Wie ich einmal englischer Meister wurde" gekommen:
"Ich hatte immer vor hatte, mit meinem Buch auf Lesetour zu gehen. An diesen Abenden wollte ich nur Lieder spielen, die irgendwie im Zusammenhang mit der Stadt Liverpool stehen. Und da war ich natürlich ganz schnell in dieser Merseybeat-Ecke. Das haben wir ein bisschen ausprobiert und sind auf die Idee gekommen, dass manche Songs sich mit der Band noch besser transportieren lassen."
Campino ist sich sicher, dass man auch in Liverpool selbst Freude daran hätte, wenn die Toten Hosen für ein Konzert mit den Songs vorbeikämen. Dort gäbe es kein Naserümpfen, sondern es sei eine sehr freundliche Stadt – und wenn man sich für ihre Kultur interessiere, renne man dort offene Türen ein: "Das könnte ein großer Spaß werden."
(hte)