"Die Tribute von Panem - The Hunger Games"

Von Hans-Ulrich Pönack |
In einer zukünftigen Gesellschaft werden jährlich 24 Jugendliche in live übertragenen "Hunger-Spielen" auf Leben und Tod gegeneinander ausgesetzt. Eine "dumpfe Verherrlichung" von Gewalt unter Kindern, sagt Kinokritiker Hans-Ulrich Pönack.
Wütend bin ich, sehr wütend. Denn es ist endlich soweit in Sachen weiterer fragwürdiger Themen-Grenzüberschreitung. Galten in Hollywood bislang Kinder (und Tiere) in Spielfilmen quasi als geschützt vor Mord und Totschlag, vor dem allgemeinen sowie gegenseitigen deutlichen Abschlachten, so fügt dieser ab 12 Jahren freigegebene, unverschämte Blockbuster-Streifen der allgemeinen Leinwand-Show eine neue üble Nuance hinzu.

Stichwort: Die lieben Kinderchen dürfen jetzt in den totalen gegenseitigen Vernichtungskrieg ziehen - als sozusagen Junior-Gladiatoren. Brutal, mörderisch, blutig. Bis halt ein Gewinner übrig bleibt. Zur Beruhigung wird erklärt: Dies sei doch alles nicht so schlimm gemeint, schließlich adaptiere man doch einen Bestseller-Roman. Denn der Film "The Hunger Games" (Originaltitel) basiert auf dem ersten Roman der gleichnamigen Trilogie der 50-jährigen, amerikanischen Schriftstellerin Suzanne Collins. Das Buch wurde millionenfach verkauft, wie dann auch die beiden Nachfolger.

Worum geht es? Wir leben in ferner Zukunft. Nordamerika wurde neulich von einer Naturkatastrophe vernichtet, als Nachfolgestaat entstand die Diktatur Panem, bestehend aus zwölf versklavten Distrikten und dem Kapitol als Regierungssitz. Dort herrscht ein alter Diktator (Donald Sutherland) mit seinem Team. Um das gemeine Volk bei Laune zu halten, werden alljährlich die "Hunger-Spiele" veranstaltet und live im Fernsehen übertragen.

In diesen hitzigen Spielen müssen vom Los bestimmte 24 Jungen und Mädchen aus den Distrikten, allesamt zwischen 12 und 18 Jahren, gegeneinander antreten. Es gilt, sich möglichst schnell gegenseitig abzuschlachten. Die TV-Kameras sind ständig präsent.

Mit dabei, mit Pfeil und Bogen und im Wald quasi zu Hause, die pfiffige 16-jährige Katniss Everdeen (gespielt von der 21-jährigen Jennifer Lawrence, bekannt aus dem Independent-Hit "Winter's Bone" von 2010 und mit einer Oscar-Nominierung) und ihr Lover Peeta Mellark (Josh Hutcherson, zuletzt aufgefallen in "The Kids are Allright" von 2010).

Unfug ist das, zynischer, böser Unfug. Krank. Eine neue Erfolgsserie soll "Harry Potter" und "Twilight" folgen. Der erste Teil ist übel. Geschmacklos. Eine dumpfe Verherrlichung von feinen Extrem-Brutalitäten unter Kindern.

USA 2012. Originaltitel: The Hunger Games. Regie: Gary Ross. Darsteller: Jennifer Lawrence, Josh Hutcherson, Liam Hemsworth, Woody Harrelson, Lenny Kravitz, Elizabeth Banks, Stanley Tucci, Lenny Kravitz. Ab 12 Jahren. 142 Minuten.

Filmhomepage "The Hunger Games"