Die unterirdische Welt des Vatikans
Der Vatikan ist der Ort des Glaubens, der Geschichte - und der Legenden. Bis zehn Meter tief unter den heutigen Petersdom reichen die Zeugnisse privaten wie gesellschaftlichen Lebens: eine riesige Nekropole, eine Stadt der Toten. Das Buch führt an diesen atemberaubenden Ort.
Forschung wird zu einem faszinierenden Abenteuer, wenn sie Fragen beantwortend neue aufwirft. Es gibt wohl kaum einen Ort auf der Welt, der besser erkundet und zugleich geheimnisvoller bleibt als der Vatikan.
Es ist der Ort des Glaubens und der Geschichte, anderseits aber auch der Ort der Mythen und Legenden. Bis in zehn Meter Tiefe unter dem heutigen Niveau des Petersdoms reichen die Zeugnisse privaten wie gesellschaftlichen Lebens. Denn unter dem Vatikan befindet sich eine riesige Nekropole, eine Stadt der Toten.
Der reich bebilderte Band führt uns durch diese atemberaubende Nekropole mit ihren heidnischen und christlichen Gräbern. So schildert das Buch, ausgehend vom Petrusgrab, die unterirdische Welt des Vatikan, genauer: die Nekropolen der römischen Kaiserzeit. Da die Römer fest daran glaubten, dass die Toten so lange bei ihnen blieben, solange an sie gedacht wurde, errichteten sie eindrucksvolle Andachtsstätten.
In dem Buch erkunden namhafte Wissenschaftler diese einzigartige Nekropole, die in den Jahrtausenden überbaut wurde und nun von Archäologen freigelegt wird. Die Besonderheit des Buches besteht darin, dass es auch durch die Regionen der Nekropole führt, die der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind und dass es uns diese Stadt erklärt und dadurch die Zusammenhänge verstehen lässt.
Es ist ja ein welthistorischer Ort: Denn unter Michelangelos Kuppel liegt das Grab des heiligen Petrus. Zunächst während der Christenverfolgungen erfolgreich verborgen, feierte man später hier offiziell den Kult des Apostels. In den Tiefen befinden sich auch der Circus Neroni, in dem die Christen grausam hingerichtet wurden und in dem sich Nero gern als Wagenlenker präsentierte. Ein paar Fußschritte von hier entfernt stand Neros Theater, von dem er den Untergang Trojas besingend die verheerende Brandkatastrophe genossen haben soll. Diese Geschichten erzählt das Buch neben anderen in berührender Weise.
Als Kaiser Constantin, der das Christentum zur Staatsreligion erhob, über dem Grab des Apostels die Petersbasilika errichtete, überbaute er die Nekropole und brachte sie dadurch zum Verschwinden. Wie diese antike Totenstadt zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wiederentdeckt und auf Anweisung Papst Pius XII. ergraben und erforscht wurde, ist eine ebenfalls atemberaubende Geschichte, die sogar mit einem Agentenplot verknüpft ist.
Der Bild-Text-Band, der zunächst die Topographie der Nekropole klärt, dann mit den Bestattungsbräuchen und dem Totengedenken im alten Rom vertraut macht, schließlich pars pro toto das Petrusgrab als die für die weitere Geschichte folgenreichste Bestattung vorstellt, um schließlich den Bogen zum Erhalt der Totenstadt unter dem Vatikan zu schlagen, ist in mehrfacher Hinsicht ein Glücksfall. Exzellente Fachleute präsentieren den Stand der Forschung, ohne dabei dem Gegenstand die Aura zu nehmen. Die großartigen Bilder machen den im wahrsten Sinne des Wortes geheimnisvollen Ort anschaulich, und in der berührenden Klage eines Vaters um seine Tochter, verewigt auf einem Grabstein, hat der Leser noch heute Anteil am Fühlen und Glauben der Menschen im antiken Rom.
Über die Autoren:
Paolo Liverani ist Professor für Topographie des antiken Italiens an der Universität Florenz, war aber zuvor von 1986 bis 2005 Direktor der Antikeabteilung der Vatikanischen Museen.
Giandomenico Spinola leitet die Archäologie- und Antikeabteilung der Vatikanischen Museen, zuvor stand er als Direktor der Abteilung für antike und frühchristliche Kunst vor.
Pietro Zander arbeitet als Archäologe der vatikanischen Nekropolen und der Bauhütte von Sankt Peter. Die Restaurierung beim Grab des Hl. Petrus fand unter seiner Leitung statt.
Besprochen von Klaus-Rüdiger Mai
Paolo Liverani, Giandomenico Spinola, Pietro Zander: Die Nekropolen im Vatikan
Belser Verlag, Stuttgart 2010,
300 Abbildungen, davon 200 in Farbe
351 Seiten, 89 Euro
Es ist der Ort des Glaubens und der Geschichte, anderseits aber auch der Ort der Mythen und Legenden. Bis in zehn Meter Tiefe unter dem heutigen Niveau des Petersdoms reichen die Zeugnisse privaten wie gesellschaftlichen Lebens. Denn unter dem Vatikan befindet sich eine riesige Nekropole, eine Stadt der Toten.
Der reich bebilderte Band führt uns durch diese atemberaubende Nekropole mit ihren heidnischen und christlichen Gräbern. So schildert das Buch, ausgehend vom Petrusgrab, die unterirdische Welt des Vatikan, genauer: die Nekropolen der römischen Kaiserzeit. Da die Römer fest daran glaubten, dass die Toten so lange bei ihnen blieben, solange an sie gedacht wurde, errichteten sie eindrucksvolle Andachtsstätten.
In dem Buch erkunden namhafte Wissenschaftler diese einzigartige Nekropole, die in den Jahrtausenden überbaut wurde und nun von Archäologen freigelegt wird. Die Besonderheit des Buches besteht darin, dass es auch durch die Regionen der Nekropole führt, die der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind und dass es uns diese Stadt erklärt und dadurch die Zusammenhänge verstehen lässt.
Es ist ja ein welthistorischer Ort: Denn unter Michelangelos Kuppel liegt das Grab des heiligen Petrus. Zunächst während der Christenverfolgungen erfolgreich verborgen, feierte man später hier offiziell den Kult des Apostels. In den Tiefen befinden sich auch der Circus Neroni, in dem die Christen grausam hingerichtet wurden und in dem sich Nero gern als Wagenlenker präsentierte. Ein paar Fußschritte von hier entfernt stand Neros Theater, von dem er den Untergang Trojas besingend die verheerende Brandkatastrophe genossen haben soll. Diese Geschichten erzählt das Buch neben anderen in berührender Weise.
Als Kaiser Constantin, der das Christentum zur Staatsreligion erhob, über dem Grab des Apostels die Petersbasilika errichtete, überbaute er die Nekropole und brachte sie dadurch zum Verschwinden. Wie diese antike Totenstadt zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wiederentdeckt und auf Anweisung Papst Pius XII. ergraben und erforscht wurde, ist eine ebenfalls atemberaubende Geschichte, die sogar mit einem Agentenplot verknüpft ist.
Der Bild-Text-Band, der zunächst die Topographie der Nekropole klärt, dann mit den Bestattungsbräuchen und dem Totengedenken im alten Rom vertraut macht, schließlich pars pro toto das Petrusgrab als die für die weitere Geschichte folgenreichste Bestattung vorstellt, um schließlich den Bogen zum Erhalt der Totenstadt unter dem Vatikan zu schlagen, ist in mehrfacher Hinsicht ein Glücksfall. Exzellente Fachleute präsentieren den Stand der Forschung, ohne dabei dem Gegenstand die Aura zu nehmen. Die großartigen Bilder machen den im wahrsten Sinne des Wortes geheimnisvollen Ort anschaulich, und in der berührenden Klage eines Vaters um seine Tochter, verewigt auf einem Grabstein, hat der Leser noch heute Anteil am Fühlen und Glauben der Menschen im antiken Rom.
Über die Autoren:
Paolo Liverani ist Professor für Topographie des antiken Italiens an der Universität Florenz, war aber zuvor von 1986 bis 2005 Direktor der Antikeabteilung der Vatikanischen Museen.
Giandomenico Spinola leitet die Archäologie- und Antikeabteilung der Vatikanischen Museen, zuvor stand er als Direktor der Abteilung für antike und frühchristliche Kunst vor.
Pietro Zander arbeitet als Archäologe der vatikanischen Nekropolen und der Bauhütte von Sankt Peter. Die Restaurierung beim Grab des Hl. Petrus fand unter seiner Leitung statt.
Besprochen von Klaus-Rüdiger Mai
Paolo Liverani, Giandomenico Spinola, Pietro Zander: Die Nekropolen im Vatikan
Belser Verlag, Stuttgart 2010,
300 Abbildungen, davon 200 in Farbe
351 Seiten, 89 Euro