Die Urmutter aller Vampire
Serienmord ist eine der letzten Männerbastionen. Aber schon vor 400 Jahren wurde das Schloss von Erzsébet Báthory gestürmt. Und was auf dem Schloss der die ungarische "Blutgräfin" am 29. Dezember 1610 vorgefunden wurde, erinnert an eine Mischung aus Dracula und Dorian Gray.
Tiefe Dunkelheit liegt über der Stadt Csejte in den Karpaten, Schnee dämpft den Hufschlag der Pferde. Fast lautlos preschen die Reiter durch die Gassen zum Schloss, springen ab und schlagen an die Tür.
"Als unsere Leute und Diener in das Kastell eingedrungen waren, fanden sie ein Mädchen tot im Hause, ein anderes war infolge der vielen Wunden und Qualen im Sterben. Außer diesen saß auch eine Frau verwundet und gepeinigt da; die übrigen als Opfer Bereiteten
waren in strengstem Versteck gehalten, diese hatte sich das verfluchte Weib zur künftigen Marterei vorbereitet."
Gräfin Erzsébet Báthory sitzt beim Abendessen, als der Vizekönig von Ungarn am 29. Dezember 1610 mit seinen Männern ihr Schloss stürmt und ihre jüngsten Opfer befreit. Noch in der Nacht wird sie in die alte Burg gebracht, die hoch über der Stadt auf einem kahlen Felsen dräut, um dort "in ewiger Gefangenschaft" zu bleiben. Wenige Tage später vernimmt König Matthias erschauernd:
"Dass nämlich diese mehr als 300 unschuldige Jungfrauen und Frauen, sowohl adligen als auch niederen Standes auf geradezu ungeheuerliche und grausame Weise getötet, deren Körper verstümmelt und mit glühenden Eisen verbrannt, ihnen Fleisch herausgerissen, am Feuer gebraten hat und das Gebratene von diesen hat verspeisen lassen."
Die wirkliche Zahl ihrer Opfer – einige Dutzend oder einige Hundert - bleibt ein Geheimnis. Aber sicher scheint, dass Gräfin Bárthory viele Jahre lang junge Mädchen, oft noch Kinder, gequält und getötet hat: Bauernmädchen aus ihrem Gesinde und Adelstöchter, die ihr zur Erziehung anvertraut waren. Die Gräfin, eine hochgebildete Frau, reicher als der Vizekönig, war eine sadistische Mörderin. Doch warum wurde ihr nicht früher das Handwerk gelegt?
Erzsébet Báthory, 1560 geboren, entstammte einer der mächtigsten Magnatenfamilien Ungarns. Das Land war zerrissen, teils von den Habsburgern beherrscht, teils vom türkischen Sultan. Und Schauplatz eines brutalen Dauerkriegs. Überall im Land marodierten Söldner, drohten Plünderung, Verwüstung und Mord. Die Gewalt der großen Grundbesitzer war in diesem Chaos fast unbeschränkt, und die Gräfin schützte zudem ihr Ehemann, Oberbefehlshaber der königlichen Truppen und bewundert als der "Schwarze Ritter".
"Der dappfere Herr, der sich wider die Türken rühmlich gehalten."
Auch war sie kaum länger als einige Wochen an einem Ort. Um ihre weit verstreuten Ländereien zu kontrollieren, zog sie von Burg zu Burg. Grausige Gerüchte gingen um, doch selbst nach dem Tod ihres Mannes blieb Erzsébet Báthory noch volle sechs Jahre unbehelligt. Erst 1610 ließ der Vizekönig das Treiben der Gräfin untersuchen. Zwei Frauen und ein Mann aus ihrem Gesinde wurden als Komplizen ihrer Verbrechen hingerichtet, sie selbst ohne Prozess in ihrer Burg eingesperrt. Die blieb ihr Kerker, bis sie in einer Augustnacht 1614 im Schlaf starb. Eine düstere Faszination übt sie bis heute aus, denn, wie es 1812 in einer Zeitschrift hieß:
"Wenn Grausamkeit und Blutdurst den Mann entehren, ihn dem allgemeinen Abscheu preisgeben, so findet die Sprache keinen Ausdruck, die Gefühle der empörten Natur zu bezeichnen, wenn ein Weib diesem unnatürlichen Trieben fröhnt."
Und so fand sich schon bald ein Motiv für die Mordlust der Gräfin: weibliche Eitelkeit.
"Sie schlägt ihr Kammermädchen ins Gesicht, sodass es blutet und ein Tropfen Blut auf ihre Wange kommt. Sie wischt sie ab, meint aber, die von dem Blut berührte Stelle sei viel schöner geworden. Da denkt sie: 'Wenn ich mich bloß mit Menschenblut waschen könnte! Es müsste aber warm und von einem jungen Mädchen gekommen sein.'"
So erzählten es die Gebrüder Grimm. Schließlich wurde sie auch noch als Urmutter aller Vampire entdeckt. In Blut badend oder blutsaugend geistert Erzsébet Báthory durch Romane, über Bühnenbretter und Filmleinwände. Als nächste lässt Ulrike Ottinger die Untote auferstehen, in Gestalt von Tilda Swinton. Isabelle Huppert ist dabei, und Elfriede Jelinek hat am Buch mitgeschrieben. Es wird ein blutroter Film.
"Als unsere Leute und Diener in das Kastell eingedrungen waren, fanden sie ein Mädchen tot im Hause, ein anderes war infolge der vielen Wunden und Qualen im Sterben. Außer diesen saß auch eine Frau verwundet und gepeinigt da; die übrigen als Opfer Bereiteten
waren in strengstem Versteck gehalten, diese hatte sich das verfluchte Weib zur künftigen Marterei vorbereitet."
Gräfin Erzsébet Báthory sitzt beim Abendessen, als der Vizekönig von Ungarn am 29. Dezember 1610 mit seinen Männern ihr Schloss stürmt und ihre jüngsten Opfer befreit. Noch in der Nacht wird sie in die alte Burg gebracht, die hoch über der Stadt auf einem kahlen Felsen dräut, um dort "in ewiger Gefangenschaft" zu bleiben. Wenige Tage später vernimmt König Matthias erschauernd:
"Dass nämlich diese mehr als 300 unschuldige Jungfrauen und Frauen, sowohl adligen als auch niederen Standes auf geradezu ungeheuerliche und grausame Weise getötet, deren Körper verstümmelt und mit glühenden Eisen verbrannt, ihnen Fleisch herausgerissen, am Feuer gebraten hat und das Gebratene von diesen hat verspeisen lassen."
Die wirkliche Zahl ihrer Opfer – einige Dutzend oder einige Hundert - bleibt ein Geheimnis. Aber sicher scheint, dass Gräfin Bárthory viele Jahre lang junge Mädchen, oft noch Kinder, gequält und getötet hat: Bauernmädchen aus ihrem Gesinde und Adelstöchter, die ihr zur Erziehung anvertraut waren. Die Gräfin, eine hochgebildete Frau, reicher als der Vizekönig, war eine sadistische Mörderin. Doch warum wurde ihr nicht früher das Handwerk gelegt?
Erzsébet Báthory, 1560 geboren, entstammte einer der mächtigsten Magnatenfamilien Ungarns. Das Land war zerrissen, teils von den Habsburgern beherrscht, teils vom türkischen Sultan. Und Schauplatz eines brutalen Dauerkriegs. Überall im Land marodierten Söldner, drohten Plünderung, Verwüstung und Mord. Die Gewalt der großen Grundbesitzer war in diesem Chaos fast unbeschränkt, und die Gräfin schützte zudem ihr Ehemann, Oberbefehlshaber der königlichen Truppen und bewundert als der "Schwarze Ritter".
"Der dappfere Herr, der sich wider die Türken rühmlich gehalten."
Auch war sie kaum länger als einige Wochen an einem Ort. Um ihre weit verstreuten Ländereien zu kontrollieren, zog sie von Burg zu Burg. Grausige Gerüchte gingen um, doch selbst nach dem Tod ihres Mannes blieb Erzsébet Báthory noch volle sechs Jahre unbehelligt. Erst 1610 ließ der Vizekönig das Treiben der Gräfin untersuchen. Zwei Frauen und ein Mann aus ihrem Gesinde wurden als Komplizen ihrer Verbrechen hingerichtet, sie selbst ohne Prozess in ihrer Burg eingesperrt. Die blieb ihr Kerker, bis sie in einer Augustnacht 1614 im Schlaf starb. Eine düstere Faszination übt sie bis heute aus, denn, wie es 1812 in einer Zeitschrift hieß:
"Wenn Grausamkeit und Blutdurst den Mann entehren, ihn dem allgemeinen Abscheu preisgeben, so findet die Sprache keinen Ausdruck, die Gefühle der empörten Natur zu bezeichnen, wenn ein Weib diesem unnatürlichen Trieben fröhnt."
Und so fand sich schon bald ein Motiv für die Mordlust der Gräfin: weibliche Eitelkeit.
"Sie schlägt ihr Kammermädchen ins Gesicht, sodass es blutet und ein Tropfen Blut auf ihre Wange kommt. Sie wischt sie ab, meint aber, die von dem Blut berührte Stelle sei viel schöner geworden. Da denkt sie: 'Wenn ich mich bloß mit Menschenblut waschen könnte! Es müsste aber warm und von einem jungen Mädchen gekommen sein.'"
So erzählten es die Gebrüder Grimm. Schließlich wurde sie auch noch als Urmutter aller Vampire entdeckt. In Blut badend oder blutsaugend geistert Erzsébet Báthory durch Romane, über Bühnenbretter und Filmleinwände. Als nächste lässt Ulrike Ottinger die Untote auferstehen, in Gestalt von Tilda Swinton. Isabelle Huppert ist dabei, und Elfriede Jelinek hat am Buch mitgeschrieben. Es wird ein blutroter Film.