Sönke Wortmann: "Es gilt das gesprochene Wort"
Ullstein Verlag, Berlin 2021
240 Seiten, 24 Euro
Sönke Wortmann: „Es gilt das gesprochene Wort“
Fasziniert von der Magie der Worte: Der Filmemacher Sönke Wortmann hat einen Redenschreiber ins Zentrum seines Debütromans gestellt. © picture alliance / Frank May
Die verborgene Welt der Diplomatie
13:52 Minuten
Der Debütroman des Filmemachers Sönke Wortmann ist dicht am aktuellen Zeitgeschehen. In „Es gilt das gesprochene Wort“ erzählt er von politischer Radikalisierung, von Flüchtlingspolitik und von der Welt hinter den Kulissen der Diplomatie.
Die Welt der Diplomaten fasziniert den Filmemacher Sönke Wortmann. In seinem ersten Roman „Es gilt das gesprochene Wort“ blickt Wortmann hinter die Kulissen eines Staatsbesuches in Marokko.
Als Teilnehmer von Kulturdelegationen hat Wortmann selbst Politiker bei Auslandsbesuchen begleitet. Dabei konnte er die Welt des diplomatischen Dienstes, der Botschaften und des Protokolls bei solchen Besuchen beobachten. Hinter den Kulissen arbeiten zahlreiche Menschen, die in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen werden.
Faszination für große Redner
Im Mittelpunkt seines Romans steht deshalb der Redenschreiber Frank-Josef Klenke, ein junger Mann, der regelmäßig den Außenminister Hans Behring begleitet. Dieser verhandelt bei einem Staatsbesuch in Marokko über die Rücknahme illegaler Flüchtlinge.
„Mich faszinieren große Redner und Menschen, die mit Worten umgehen können“, sagt Wortmann. Der Redenschreiber des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama sei erst 27 Jahre alt gewesen, und es sei erstaunlich, wie man in diesem Alter schon so eindrucksvolle Sachen schreiben könne.
„Und wenn man dann noch einen tollen Redner wie Obama hat, dann ist es schon mehr eine Predigt als eine Rede, und das gefällt mir einfach.“
In der deutschen Botschaft in Marokko trifft Klenke auf den Diplomaten Cornelius von Schröder. Klenke bemerkt, dass von Schröder nicht die Linie des Außenministeriums, sondern eine ganz eigene Agenda vertritt: Er hat sich still und heimlich radikalisiert.
Verrohung von Sprache
„Ich habe viel darüber gelesen, warum Leute plötzlich an Verschwörungstheorien glauben", erzählt Wortmann. "Es geht denen oft privat nicht gut, vielleicht gibt es Krisen in der Ehe oder der Familie, oder es läuft beruflich nicht so, wie sie es sich vorstellen.“
Bei dem Diplomaten von Schröder in Wortmanns Roman trifft beides zu. „Beruflich ist er auf dem Abstellgleis, seine Ehe geht gerade in die Brüche - und dann liest er die falschen Sachen“, sagt Wortmann.
In sozialen Medien finde heute eine Verrohung von Sprache statt, und das sei schade, so Wortmann. „Bei vielen Kindern habe ich das Gefühl, dass sie mehr mit Bildern als mit Worten aufwachsen. Die lesen gar nicht mehr und tauchen nicht mehr in fremde Welten ein, und da geht natürlich Sprache auch verloren. Und gerade in der Diplomatie ist Sprache enorm wichtig.“