Die verworrenen Lebenswege des Horst Buchholz

In seiner Biografie über den vor zehn Jahren verstorbenen Schauspieler Horst Buchholz zeichnet der Autor Werner Sudendorf kenntnisreich den Aufstieg des Ausnahmetalents nach – und erklärt, wie es zu dessen beruflichem Niedergang kommen konnte.
Er war attraktiv und begabt, seine Karriere begann in den 1950er-Jahren glänzend und hielt dann doch nicht, was sie versprach: Vor zehn Jahren starb Horst Buchholz. Berühmt wurde er mit einem Film, der schon vor seiner Premiere im Herbst 1956 Furore machte und den es lohnt, auch heute zu sehen: "Die Halbstarken" von Georg Tressler, der später zum Schlüsselfilm der 50er-Jahre wurde.

Für das Drehbuch zeichnete Will Tremper verantwortlich, der auch die Pressearbeit für die Produktionsfirma übernommen hatte. Mit großem Werberummel wurde eine Partnerin für den hübschen Horst Buchholz gesucht. Am Ende setzte sich die unerfahrene Karin Baal aus dem Wedding gegen Monika Peitsch aus Dahlem durch. Für das blonde Mädchen aus dem Arbeiterbezirk begann damit die Filmkarriere. Horst Buchholz war da schon ein erfahrener Profi. Mit 14 Jahren hatte er zum ersten Mal Theater gespielt, er war einer der beliebtesten jungen Schauspieler. Sein Freund und Lebensgefährte jener Anfangsjahre, der Produzent Wenzel Lüdecke, hatte ihm den Stoff für diesen Film auf den Leib schreiben lassen: Ein junge Kerl, der den allwissenden Anführer markiert, der schnell reich werden will, der bei seiner Freundin den Pascha spielt, der den großen Coup jedoch nicht überlebt.

Kein anderer Schauspieler sah damals so gut aus wie Buchholz. Der Junge hatte Charme und war begabt. Er kam aus kleinen Verhältnissen, war vom Kriegsende geprägt, das er alleine überstanden hatte. Er war überzeugt von seinem Glück, seiner Karriere. Er wollte sich nicht auf einen Typ festlegen lassen, nicht der "Repräsentant einer Generation" sein. Er drehte an der Seite von O. W. Fischer und Romy Schneider, er war der "Hochstapler Felix Krull" und bald schon ein hoch ausgezeichneter (und sehr gut bezahlter) junge Filmschauspieler.

Werner Sudendorf zeichnet in seiner Biografie die Filme und Karrierestationen detail- und kenntnisreich nach, und er markiert den Bruch im Erfolgsleben dieses Schauspielers, der 1959 in New York Theater spielte, der 1960 einer der "Glorreichen Sieben" neben Steve McQueen und Yul Brunner war und 1961 der überzeugte junge Kommunist in Billy Wilders "Eins zwei drei". Dieser Film wurde - nicht zuletzt wegen des Mauerbaus - zum Desaster, Jahrzehnte später aber zum Erfolgsfilm.

Dass und warum die Karriere des Schauspielers Buchholz doch kein Höhenflug wurde, dass und wie er scheinbar wahllos in zu vielen uninteressanten Filmen spielte, auf diese Weise zu einem unkenntlichen Schauspielertyp wurde, davon erzählt der kundige Autor, der vor allem die großen Fehlentscheidungen ins Zentrum rückt: Visconti wollte ihn anstelle von Alain Delon in "Rocco und seine Brüder" und in "Der Leopard" besetzen, aber Buchholz war nicht interessiert. Jahrzehnte später wird er im Rückblick auf sein Leben sagen, er bereue nichts, er denke einfach nicht über die Fehler der Vergangenheit nach.

Am Ende war Horst Buchholz nach unendlich vielen Niederlagen nur noch (wie das letzte Kapitel heißt) "Der Mann im Pelzmantel": Vom Alkohol gezeichnet, lief er wie ein Gespenst durch Charlottenburg. Er war er nach Berlin zurückgekehrt, an den Ort seiner glänzenden Anfänge, wo man ihn immer noch "Hotte" nannte.

Besprochen von Manuela Reichart

Werner Sudendorf: Verführer und Rebell. Horst Buchholz. Die Biographie
Aufbau Verlag, Berlin 2013
320 Seiten, 22,99 Euro


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