Grégoire Delacourt: Die vier Jahreszeiten des Sommers
Übersetzung von Claudia Steinitz
Atlantik (Hoffmann und Campe), Hamburg 2016
192 Seiten, 18 Euro
Bestseller über die Liebe bis ins hohe Alter
Der französische Autor Grégoire Delacourt fürchtet in seinem Episodenroman "Die vier Jahreszeiten des Sommers" weder Kitsch noch Klischees. Tröstend lernen wir: Auch Liebeskummer kann eine Form der Liebe sein.
Sommer 1999 am "Pariser" Strand in Le Touquet. Eine Zeitenwende steht an, Anlass das Leben, die Liebe, die unerfüllten Träume und den Schmerz, aus unterschiedlichen Blickwinkeln, Revue passieren zu lassen.
Louis wird verschmäht von seiner ersten Liebe und hält – Trost für alle Unglücklichen – Liebeskummer auch für eine Form der Liebe. Den Reigen ergänzen dann eine 35-Jährige (einsam mit Kind), "Warum habe ich keine große, zerstörerische Leidenschaft erlebt?", eine über 50-Jährige (die Kinder sind aus dem Haus), die das Abenteuer sucht – und doch auf einen Neuanfang hofft, auf Dauer und Treue und "absolutes, endgültiges Vertrauen".
Ein altes Paar, beschließt nach mehr als 50 gemeinsamen Jahren, den Tod im Wasser "und das Meer wird unsere Tränen trinken".
Französische Klischees aneinandergereiht
Delacourt scheint weder Kitsch noch Melodrama zu fürchten, er reiht sämtliche französischen Klischees aneinander, stopft die Seiten voll mit Stimmungs-Referenzen aus Liedzeilen, Filmen, Chansontiteln und Literatur. Schwer vorstellbar, dass das auch im Deutschen funktionieren kann. Aber wahrscheinlich geht es nur um ein vages Kolorit, wie auch Zeiten und Atmosphären – etwa die Jahre unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg – nur angerissen und sofort ins Ungefähre versetzt werden.
Wolkig und parfümiert auch die Sprache der Blumen, auf die der Autor setzt: "Wollen Sie Liebe spielen? – mit einer Spur Erotik" – signalisieren rote Hyazinthen.
Die Geschichten sind lose verknüpft, hin und wieder tauchen Personal oder Situationen aus einer vorherigen Episode auf. Von einem Roman kann man nicht sprechen, wohl aber von Konstellationen, die für jede – weibliche – Lebenssituation etwas bieten: vor allem eine überbordend unrealistische Vorstellung von Liebe und Glück, denn "man erlebt immer nur eine allzu klägliche Liebe", wie eine Protagonistin anmerkt.
Das Buch also bedient den "Traum von der Liebe, die so stark ist, dass man daran sterben könnte", ebenso wie den Wunsch, dass ein Neuanfang möglich ist.
Regelmäßig schauen wir uns in der "Lesart" die Bestsellerlisten an. Grégoire Delacourts ist von Platz "0" auf Platz "19" eingestiegen.