Die Wegbereiter des Rap "The Last Poets"

"Wir haben Lyrik laut gemacht"

Die Band "The Last Poets" beie einem Auftritt mit dem Saxophonisten David Murray, 2010 in Paris.
1968 gegründet und noch immer auf Tour: "The Last Poets". © Fred Toulet/ Leemage / dpa
Die Band "The Last Poets" im Gespräch mit Stephan Karkowsky |
Als sie sich vor 50 Jahren gründeten, wollten sie mit "lauten Gedichten" die schwarze Community in den USA aufrütteln, sagt Musiker Abiodun Oyewole. Die Band "The Last Poets" gilt als Wegbereiter des Rap. Ihre Song-Texte sind politisch und aktuell.
"When the revolution comes." – Gleich einem Mantra wiederholen die Musiker von "The Last Poets" immer wieder die Zeile, bis sich aus den Worten ein Rhythmus formt: "When the revolution comes, when the revolution comes".
Die Band "The Last Poets" gilt als Wegbereiter des Rap und Hip-Hop. Der Song stammt aus dem Jahr 1970. "Vor uns war Lyrik etwas Stilles, dem man zu einem Tässchen Tee und Gebäck lauscht", sagt Bandmitglied Abiodun Oyewole auf dem Pop-Kultur-Festival Berlin im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur. "Wir haben Lyrik laut gemacht, Gedichten eine Stimme gegeben."
Abiodun Oyewole beim Interview mit Deutschlandfunk-Kultur-Moderator Stephan Karkowsky auf dem Popkultur-Festival in Berlin 2018.
Abiodun Oyewole (links) beim Interview mit Deutschlandfunk-Kultur-Moderator Stephan Karkowsky (rechts) auf dem Popkultur-Festival in Berlin 2018. © Marius Schwarz
50 Jahre gibt es sie jetzt schon, die "letzten Poeten". 1968 gründeten sie sich in Harlem – genauer am 19. Mai, dem Geburtstag von Malcolm X. und ganz in der Tradition der schwarzen Bürgerrechtsbewegung.
Mit ihren "lauten Gedichten" haben sie versucht, "die Massen aufzurütteln", sagt Oyewole, um Themen anzusprechen, die in der schwarzen Community schief liefen – und das Verhalten und Auftreten mancher Menschen zu ändern. "Um vereint zu sein, im Kampf gegen das System, das uns unterdrückte."
Seitdem hat sich einiges verändert: die Bandbesetzung wechselte mehrfach. Vier Mitglieder des Projekts sind mittlerweile verstorben, darunter unter anderem Mitbegründer Jalal Mansur Nurddin.

"Die USA hat noch immer ein Problem mit Rasse"

Die Themen ihrer politischen Songs sind anlässlich von Polizeigewalt, Ausschreitungen wie in Charlottesville und der Regierungszeit Donald Trumps aber wieder erschreckend aktuell.
Dass dieser zum Präsidenten gewählt wurde, lasse sich nur "als Gegenreaktion auf die Regierungszeit Barack Obamas" erklären, meint Oyewole – der sich erst eigentlich gar nicht über Donald Trump äußern möchte. Schließlich sei dieser nur eine "einzige Peinlichkeit".
"Die USA hat noch immer ein Problem mit Rasse." Weil mit Barack Obama ein Schwarzer das Präsidentenamt zuvor bekleidet hatte, "haben weiße Nationalisten in den USA sich für Donald Trump entschieden". Denn dieser spreche die Sprache der weißen Nationalisten. Sein Wahlkampfslogan "Make America great again" habe für Trump letztlich bedeutet: "Make America white".
"Amerika wird aber nie schwarz oder weiß sein." Es sei vielmehr eine Mischung. "Und das wird sich auch nicht ändern."
(lk)

Die ganze Kompressor-Sendung: Live vom Popkultur-Festival in Berlin 2018:
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