Die Welt in all ihren Facetten

Von Susanne Billig |
Im Januar 1888 gründeten 33 Männer in Washington die "National Geographic Society", die "Nationale Geografische Gesellschaft" der USA. Von Anfang an waren bekannte Wissenschaftler des Landes hier engagiert. Ihr Ziel: der Allgemeinheit die Geografie nahezubringen. Dazu gründete die Gesellschaft auch ein Magazin, das bald schon aus dem engen Rahmen der Geographie ausbrach und eigene Berühmtheit erlangte: der "National Geographic".
Menschen, Länder, Abenteuer und fantastische Fotografien - dafür steht der "National Geographic". Das berühmteste Naturmagazin der Welt erscheint jeden Monat in 32 Sprachen und wird von 35 Millionen Menschen gelesen. Nun ist die englische digitale Gesamtausgabe zu bewundern - 120 Jahre journalistischer und optischer Hochgenuss.

Ein Einführungsfilm auf der Bonus-DVD zeigt in rasanten Schnitten, was der National Geographic zu bieten hat: Da kämpfen sich Bergsteiger zum Gipfel, hoch oben ziehen Kraniche gen Süden, ein Zwillingspaar schwebt im Mutterleib, Menschenmassen drängen aus einem Schnellzug, ein Tiger spannt die Muskeln an und springt.

"I do not know of any magazine in the world that spends as many resources on each page as we do. National Geographic Magazine is printed in thirty-two languages and read by more than thirty-five million people every month. The key is great story-telling with incredibly talented people and telling stories that are relevant in peoples' lifes today and in the future."

Er kenne kein Magazin auf der Welt, das so viele Ressourcen aufbiete, um eine einzige Seite zu füllen, erklärt der Chefredakteur des National Geographic, Chris Johns, und lobt seine ungewöhnlich begabten Autoren. Ihre englischsprachigen Geschichten kann man auf der hervorragend programmierten digitalen Sammlung in verschiedenster Weise durchsuchen, mit Lesezeichen versehen, in Favoritenlisten eintragen und vor allem: auf tiefschwarzem Bildschirmhintergrund betrachten. David Griffin, Chef der Foto-Abteilung:

"Am Anfang kamen Leute von Reisen zurück und die Redaktion hat ihre Fotografien im Magazin abgedruckt. Der National Geographic hat mit den ersten Blitzlichtaufnahmen experimentiert, die ersten naturhistorischen Bilder abgedruckt, fing früh mit der Farbfotografie an. Das Magazin war technologisch schon immer nach vorn ausgerichtet - und das ist bis heute so."

Per Mausklick geht die Zeitreise ins Jahr 1888. Damals erscheint das erste Heft im schlichten braunen Umschlag. Ferne Länder, fremde Sitten - in der Kolonialzeit boomen solche Themen. Auch die Heimat steht im Fokus: Im März 1888 fegte ein Furcht erregender Blizzard über die Ostküste der USA.

New York, Boston, Washington versinken in meterhohen Schneewänden. Schiffe laufen auf Grund, Telegrafie und Feuerwehr versagen. Fotos bringt der National Geographic damals noch nicht, sondern nüchterne Wetterkarten und Ursachen-Analysen.

"We will want a mix of subject matter - from archeology to national history to culture to possibly geopolitical to science to paleontology. Those are basic core areas that we try to deliver every month."

Naturgeschichte, Archäologie, fremde Kulturen, Wissenschaft, das sind Kernthemen des National Geographic. Schnell trägt der Browser alte Zeiten auf den Bildschirm. 1905 - blasse Schwarz-Weiß-Fotografien aus einem Tibet, wie es längst unterging.

1924 - die stolze Dokumentation einer Saharadurchquerung mit dem Automobil. 1933 - interessiert die Intelligenz von Singvögeln. 1961 - der legendäre Anthropologe Louis Leaky berichtet von Frühmenschenfunden in der Olduvai Schlucht.

Wer heute für den National Geographic arbeiten möchte, muss von monatelangen Recherchereisen Zehntausende von Fotos mitbringen, damit das eine dabei sein kann. Die Mühe lohnt.

Klar und tiefblau taucht auf dem Bildschirm das eisige Meer der Arktis auf. Mitten darin mit breiten Tatzen vorwärts rudernd - ein Eisbär. Ruhig blickt er in den Fotoapparat und über ihm spiegelt die Wasseroberfläche seinen mächtigen weißen Körper. In der Rubrik "Hinter dem Foto" schildern die Künstler ihren Einsatz:

"Dieses Bild des Eisbären, der unter dem Eis taucht, mit der Wasserreflexion, hatte ich zum ersten Mal vor zehn Jahren auf ein Blatt Papier gezeichnet. Und ich bin zehn Jahre lang immer wieder in die Arktis gefahren und habe versucht, dieses eine Bild zu schießen - um den Leuten einen Bär zu zeigen, den sie so noch nie gesehen haben."

Für Paul Nicklen ist das schöne Bild kein Selbstzweck. Er möchte die Menschen locken, damit sie Anteil nehmen am Schicksal der Natur. Das unterstreicht auch Chefredakteur Chris Johns mit großer Leidenschaft. Die Welt, sagt er hier, sei ein erstaunlicher Ort. Diese Erfahrung möchte er mit allen Menschen teilen.

"What I want to do in my lifetime is to share the incredible things I've seen, the incredible experiences I've had, so people can come to understand and appreciate - and know! - what an amazing place this world is!"

Service:
Die DVD "The Complete National Geographic " ist im United Soft Media Verlag erschienen und kostet 69,- Euro.