Die Wucht der altdeutschen Malerei
Dürer, Cranach, Grünewald: Ein neuer Bildband würdigt die Maler der deutschen Renaissance in herausragender Weise. Selten ist die deutsche Malerei um 1500 so umfänglich und so gründlich dargestellt worden.
Eine Vielzahl monografischer Werke und opulenter Bildbände würdigt die deutschen Renaissance-Künstler. Allein die Publikationen zu Albrecht Dürer oder einem so herausragenden Werk wie dem Isenheimer Altar von Matthias Grünewald füllen Regalmeter. Dennoch: eine Gesamtschau der wichtigsten deutschen Künstler um 1500 wurde lange nicht mehr vorgenommen. Anne-Marie Bonnet und Gabriele Kopp-Schmidt legen sie nun vor. Ihr Prachtband zur Malerei der deutschen Renaissance, der schon wegen des Großformats beeindruckt, bietet einen Überblick dieser wichtigen Epoche auf dem neuesten Stand der Forschung.
Der Bildteil des Buches versammelt Einzeldarstellungen zu den Künstlern, denen die deutsche Renaissance ihren Ruf verdankt. Vorgestellt werden Albrecht Dürer, Lucas Cranach d. Ä., Hans Burgkmair d. Ä., Mathis Gothart Nithart, genannt Grünewald, Albrecht Altdorfer, Hans Baldung, genannt Grien und die Familie Holbein.
Dem Bildteil vorangestellt sind sechs Essays, die den Kontext umreißen. So reflektiert Anne-Marie Bonnet zunächst die politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Bedingungen im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation um 1500, während sich Gabriele Kopp-Schmidt Bildthemen wie dem Porträt, der Darstellung von Frauen oder der Landschaft widmet. Dabei wird deutlich, dass die sogenannte "altdeutsche" Kunst sich zwar im Dialog mit Italien entwickelte, von Beginn an aber eine eigene Ausprägung hatte. Unterlegen, das machen die beiden Autorinnen immer wieder deutlich, sei sie der italienischen Kunst mitnichten. Und das sah man früher durchaus anders.
Die deutschen Künstler entwickelten ihre Bildideen zwischen Halle, Wittenberg, Augsburg, Nürnberg, Mainz, Basel und Wien – an den Höfen Kaiser Maximilians I. und denen der Territorialfürsten. Was politisch problematisch war, die Zersplitterung des deutschen Reiches, erwies sich als äußerst fruchtbar für die Kunst. Bonnet und Kopp-Schmidt verstehen es meisterhaft, das Spannungsfeld nachzuzeichnen, in dem Dürer und seine Kollegen sich bewegten: zur Zeit der Reformation mit ihren großen geistigen und sozialen Umwälzungen, zwischen Adel und aufstrebendem Bürgertum einerseits und zwischen weltlichen und klerikalen Auftraggebern andererseits. Manchem, wie beispielsweise Lucas Cranach, der 45 Jahre am Hof in Wittenberg tätig war, gelang es dabei gar, als Unternehmer zu handeln und den "freien Markt" zu bedienen.
Ob Altarwerke, Porträts, Selbstbildnisse, Naturbilder, profane oder biblische Darstellungen – der Bildteil zeigt die ganze kreative Wucht der Malerei der deutschen Renaissance. Sämtliche Abbildungen, immerhin mehr als 300, sind ganzseitig, farbig und in höchster Qualität gedruckt. Die nebenstehenden Werkbesprechungen reflektieren den aktuellen Stand der Forschung und gehen weit über die üblichen Bildinterpretationen hinaus. Hier erfährt der Leser – und damit sind durchaus auch, aber keineswegs ausschließlich Kenner gemeint – wirklich Neues. Selten ist die deutsche Malerei um 1500 so umfänglich und so gründlich dargestellt worden. Herausragend!
Besprochen von Eva Hepper
Anne-Marie Bonnet, Gabriele Kopp-Schmidt: Die Malerei der deutschen Renaissance
Schirmer/Mosel Verlag
416 Seiten, 128,00 Euro
Der Bildteil des Buches versammelt Einzeldarstellungen zu den Künstlern, denen die deutsche Renaissance ihren Ruf verdankt. Vorgestellt werden Albrecht Dürer, Lucas Cranach d. Ä., Hans Burgkmair d. Ä., Mathis Gothart Nithart, genannt Grünewald, Albrecht Altdorfer, Hans Baldung, genannt Grien und die Familie Holbein.
Dem Bildteil vorangestellt sind sechs Essays, die den Kontext umreißen. So reflektiert Anne-Marie Bonnet zunächst die politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Bedingungen im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation um 1500, während sich Gabriele Kopp-Schmidt Bildthemen wie dem Porträt, der Darstellung von Frauen oder der Landschaft widmet. Dabei wird deutlich, dass die sogenannte "altdeutsche" Kunst sich zwar im Dialog mit Italien entwickelte, von Beginn an aber eine eigene Ausprägung hatte. Unterlegen, das machen die beiden Autorinnen immer wieder deutlich, sei sie der italienischen Kunst mitnichten. Und das sah man früher durchaus anders.
Die deutschen Künstler entwickelten ihre Bildideen zwischen Halle, Wittenberg, Augsburg, Nürnberg, Mainz, Basel und Wien – an den Höfen Kaiser Maximilians I. und denen der Territorialfürsten. Was politisch problematisch war, die Zersplitterung des deutschen Reiches, erwies sich als äußerst fruchtbar für die Kunst. Bonnet und Kopp-Schmidt verstehen es meisterhaft, das Spannungsfeld nachzuzeichnen, in dem Dürer und seine Kollegen sich bewegten: zur Zeit der Reformation mit ihren großen geistigen und sozialen Umwälzungen, zwischen Adel und aufstrebendem Bürgertum einerseits und zwischen weltlichen und klerikalen Auftraggebern andererseits. Manchem, wie beispielsweise Lucas Cranach, der 45 Jahre am Hof in Wittenberg tätig war, gelang es dabei gar, als Unternehmer zu handeln und den "freien Markt" zu bedienen.
Ob Altarwerke, Porträts, Selbstbildnisse, Naturbilder, profane oder biblische Darstellungen – der Bildteil zeigt die ganze kreative Wucht der Malerei der deutschen Renaissance. Sämtliche Abbildungen, immerhin mehr als 300, sind ganzseitig, farbig und in höchster Qualität gedruckt. Die nebenstehenden Werkbesprechungen reflektieren den aktuellen Stand der Forschung und gehen weit über die üblichen Bildinterpretationen hinaus. Hier erfährt der Leser – und damit sind durchaus auch, aber keineswegs ausschließlich Kenner gemeint – wirklich Neues. Selten ist die deutsche Malerei um 1500 so umfänglich und so gründlich dargestellt worden. Herausragend!
Besprochen von Eva Hepper
Anne-Marie Bonnet, Gabriele Kopp-Schmidt: Die Malerei der deutschen Renaissance
Schirmer/Mosel Verlag
416 Seiten, 128,00 Euro