Soul und Funk aus Ostdeutschland
10:09 Minuten
1988 traten "Die Zöllner" in der DDR mit James Brown vor 70.000 Menschen auf. Dann fiel die Mauer. Nach einem kurzem Intermezzo im Westen kehrte die Band zu ihren Wurzeln zurück – und blieb Ostdeutschland bis heute treu.
"Die Zöllner" waren die letzte Newcomer-Band der DDR, bevor ein Jahr später die Mauer fiel. Für nicht wenige Bands aus der DDR bedeutete die Einheit das Ende ihrer Karriere. Ostprodukte waren beim Publikum aus der DDR plötzlich nicht mehr angesagt, als sich die Welt öffnete.
Für die Soul- und Funkmusiker von "Die Zöllner" erwies sich die Wende jedoch als Glücksfall: "Es war ein großer Vorteil, dass wir noch kein Stammpublikum in Osten oder Westen hatten. Man saß noch nicht auf einem hohen Thron, von dem man hätte abstürzen können", sagt Dirk Zöllner, Gründer und Sänger der Band.
Nur Bounty und Mars
Zwei Jahre lang tourte die Band durch ganz Deutschland, bis sie wieder zurück in den Osten zog. Seitdem veröffentlichen die Musiker fast alle zwei Jahre ein neues Album. "Zuerst wollten die Menschen nur Bounty und Mars, also das, was sie nur aus der Ferne kannten. Das hat sich später reguliert. Man besann sich wieder auf eigene Stärken und Produkte", so Zöllner.
Der Sänger ist seiner Heimat Ost-Berlin treu verbunden und lebt hier bis heute. "Ich bin eine Pflanze, die sich nicht gut verpflanzen lässt. Ich brauche diese Region, hier habe ich meine Familie und Freunde." Es wundert daher kaum, dass die Band auf der anstehenden Tournee mit der Ausnahme von Castrop-Rauxel nur die ostdeutschen Bundesländer bespielen wird.
"Ich bin ein ostdeutscher Künstler"
Dass seine Musik fast nur im Osten zu hören sein wird, empfindet Zöllner nicht als Manko. Ganz im Gegeteil: "Ich verstehe mich als regionaler Künstler. Andere fühlen sich nur im Ruhrgebiet wohl oder im nördlichen Raum. Ich bin eben ein ostdeutscher Künstler und lebe vor allem in Ostdeutschland. Wenn mich jemand einlädt, fahre ich gerne dahin, aber ansonsten gucke ich, dass ich bei meiner Familie bleibe."
(rod)