Die Zukunft der Popmusik
Die "Pop Up", die einzige Messe für Independent Popkultur in Deutschland, ist zuende gegangen. Inzwischen ist die kultige Leipziger Messe an ihre Grenzen gestoßen: 135 kleine Labels, Fanzines und Agenturen stellten aus, umrahmt von über 50 Konzerten mit Bands und DJs. Ziel der "Pop Up" ist es, dem gesamten Spektrum der unabhängigen Popkultur jenseits der Majors ein Forum zu bieten und letztlich in der Öffentlichkeit bekannter zu machen.
Aus dem Underground kommen die Nachrichten von morgen. Während sich Pophörer mittleren Alters noch zaghaft über den ersten gelungenen Download ihres Lebens freuen, denken die Indie-Popper in Leipzig schon längst einen Schritt weiter. Und: Da kommt einiges auf uns zu. Zum Beispiel die Kulturflatrate. Sie soll das drückendste Problem der Musiker lösen. Denn noch immer ist nicht klar geregelt, wie Musiker für kostenlose Dowloads bezahlt werden sollen. Die Kulturflatrate funktioniert wie eine Rundfunkgebühr für das Internet. Raik Hölzl vom Label Kitty-Yo erklärt:
"Hinter der Kulturflatrate, oder besser Content-Flatrate, verbirgt sich der Gedanke, dass alle Musik frei verfügbar ist und ohne separate Gebühr genutzt werden kann von jedem auf der Welt und dass darüber eine Pauschalgebühr bezahlt wird und durch ein ausgeklügeltes System nach Menge der Nutzung dann das titelgenau an den Urheber ausgeschüttet wird."
Zwei Fliegen mit einer Klappe wären dadurch geschlagen: Zum einen würden Musiker auch für die bisher kostenlosen Downloads bezahlt werden. Und: Die Nutzer, die sich Musik aus dem Netz laden, brauchen dann keine Angst mehr vor Gerichtsklagen der Plattenindustrie zu haben.
Womit wir beim nächsten Punkt wären: Die Kulturflatrate würde Shops wie iTunes, bei denen ja pro Download bezahlt wird, hinfällig machen. Downlaod-Shops sind ohnehin schon wieder Schnee von gestern, sagt Raik Hölzl und gewährt noch einen Blick in die Zukunft. Mit der Kulturflatrate sei alles bezahlt. Musikdownloads sollen darüber hinaus nichts mehr kosten und frei verfügbar für alle sein. Hölzls Label Kitty-Yo macht das heute schon so.
"Wir nutzen den digitalen Download als Promotion-Tool, um die Musik wesentlich bekannter zu machen. Aber vor allem um darüber hinaus geldwerte, zum Beispiel Musikeinbindung in Werbespots oder in Filmen zu generieren. … Genau genommen könnte wir jetzt schon unsere Musik frei, also nicht-kommerziell anbieten. Das werden wir übrigens mit einem Album in den nächsten Monaten machen, um da zu schauen, ob wir nicht eine hundert- bis tausendfach höhere Nutzung und Wahrnehmung erreichen."
Markus Beckedahl von der Seite Netzpolitik.org hat dafür schon einen Begriff gefunden: Es geht in Zukunft bei Musik um Mehrwert.
"Also zum Beispiel gibt es schon Labels, die stellen ihre Musik kostenlos ins Internet. Aber ich kann bei diesen Labels auch CDs erwerben, komplett mit Booklet. Diese Labels lizensieren ihre Musik dann an Dokumentarfilmer, an Werbung. Das sind zwei Mehrwerte, die geschaffen werden. Anderseits haben wir die Entwicklung, dass Nutzer in den Produktionsprozess eingebunden werden. So dass man eine Beziehung zu seinen Fans aufbaut, dass sie teilhaben können, dass sie schon in der Produktion Feedback geben können …"
Ach ja, und Musik gab es auf der Pop Up auch noch reichlich zu entdecken. Nachdem die Szene auf der Pop Up in den letzten Jahren zunehmend über sich selbst diskutierte, ging der Blick diesmal nach Polen. Immer noch ist unser Nachbarland ein weißer Fleck auf der musikalischen Landkarte. Dabei kann man dort erstaunliche Funde machen: Die Pop-Musik Polens hat zwar ihre Wurzeln in der Popmusik des Westens. Dennoch gibt es ganz eigene Färbungen, meint Henning Küpper, der eine Agentur für polnische Musik betreibt. Er beschreibt das am Beispiel Punk.
"Das Epigonentum ist da natürlich genauso wie in Deutschland: Überall gibt es diese Rezeption von Punk. Wenn’s halt um die Verquickung von Katholizismus und Punk geht – da hast Du eine eigene Färbung. Und Du hast auch eine eigene Färbung, wenn internationale Stile transformiert werden in was Eigenes. Bestes Beispiel ist eine Band, die heißen Orangada. Ihre Helden machen Krautrock, sie singen aber auf polnisch …"
Polens Musik wird es auch in Zukunft schwer haben bei uns. Musikindustrie und Musikkritik hierzulande unterliegen immer noch Vorurteilen: Polens Kultur wird reduziert auf Plakatkunst und Jazz, beklagt Henning Küpper.
"Polen ist ein Nischenthema. Wir haben kein Tokio Hotel aus Polen. Diese Wahrnehmung: Plakate und Jazz, die ist einfach prädominant. Die wird auch gefördert von der polnischer Kulturpolitik. Da ist einfach diese Dominanz, dass einfach alles aus ‚Angloamerika’ kommen muss. Dann gibt’s da noch den Weltmusik-Bereich, der ein bisschen fluider ist.
Der Markt in Deutschland ist einfach voll. Es gibt kaum Akteure, die das größer machen. Ausnahmen sind das Jaro-Label aus Bremen oder East-Block Music, die viel mit Musik aus Russland zu tun haben. Es gibt eine Tendenz, dass man sich für den Ostteil Europas interessiert, aber der geht selten über den Weltmusik-Bereich hinaus."
Die diesjährige Pop Up hat gezeigt, wie groß das Bedürfnis nach Kommunikation und Diskussion im Bereich der Independent-Kultur nach wie vor ist. In Leipzig hat man an diesem Wochenende in die Zukunft der Popmusik geschaut. Die Independent Popmusik passiert bald fast ausschließlich im Netz. Dort gibt es für die Labels einfach mehr Publikum zu gewinnen. Und für die Hörer gibt es – wie das Beispiel Polen zeigt – im Netz mehr spannende Musik zu entdecken, als im Plattenladen.
"Hinter der Kulturflatrate, oder besser Content-Flatrate, verbirgt sich der Gedanke, dass alle Musik frei verfügbar ist und ohne separate Gebühr genutzt werden kann von jedem auf der Welt und dass darüber eine Pauschalgebühr bezahlt wird und durch ein ausgeklügeltes System nach Menge der Nutzung dann das titelgenau an den Urheber ausgeschüttet wird."
Zwei Fliegen mit einer Klappe wären dadurch geschlagen: Zum einen würden Musiker auch für die bisher kostenlosen Downloads bezahlt werden. Und: Die Nutzer, die sich Musik aus dem Netz laden, brauchen dann keine Angst mehr vor Gerichtsklagen der Plattenindustrie zu haben.
Womit wir beim nächsten Punkt wären: Die Kulturflatrate würde Shops wie iTunes, bei denen ja pro Download bezahlt wird, hinfällig machen. Downlaod-Shops sind ohnehin schon wieder Schnee von gestern, sagt Raik Hölzl und gewährt noch einen Blick in die Zukunft. Mit der Kulturflatrate sei alles bezahlt. Musikdownloads sollen darüber hinaus nichts mehr kosten und frei verfügbar für alle sein. Hölzls Label Kitty-Yo macht das heute schon so.
"Wir nutzen den digitalen Download als Promotion-Tool, um die Musik wesentlich bekannter zu machen. Aber vor allem um darüber hinaus geldwerte, zum Beispiel Musikeinbindung in Werbespots oder in Filmen zu generieren. … Genau genommen könnte wir jetzt schon unsere Musik frei, also nicht-kommerziell anbieten. Das werden wir übrigens mit einem Album in den nächsten Monaten machen, um da zu schauen, ob wir nicht eine hundert- bis tausendfach höhere Nutzung und Wahrnehmung erreichen."
Markus Beckedahl von der Seite Netzpolitik.org hat dafür schon einen Begriff gefunden: Es geht in Zukunft bei Musik um Mehrwert.
"Also zum Beispiel gibt es schon Labels, die stellen ihre Musik kostenlos ins Internet. Aber ich kann bei diesen Labels auch CDs erwerben, komplett mit Booklet. Diese Labels lizensieren ihre Musik dann an Dokumentarfilmer, an Werbung. Das sind zwei Mehrwerte, die geschaffen werden. Anderseits haben wir die Entwicklung, dass Nutzer in den Produktionsprozess eingebunden werden. So dass man eine Beziehung zu seinen Fans aufbaut, dass sie teilhaben können, dass sie schon in der Produktion Feedback geben können …"
Ach ja, und Musik gab es auf der Pop Up auch noch reichlich zu entdecken. Nachdem die Szene auf der Pop Up in den letzten Jahren zunehmend über sich selbst diskutierte, ging der Blick diesmal nach Polen. Immer noch ist unser Nachbarland ein weißer Fleck auf der musikalischen Landkarte. Dabei kann man dort erstaunliche Funde machen: Die Pop-Musik Polens hat zwar ihre Wurzeln in der Popmusik des Westens. Dennoch gibt es ganz eigene Färbungen, meint Henning Küpper, der eine Agentur für polnische Musik betreibt. Er beschreibt das am Beispiel Punk.
"Das Epigonentum ist da natürlich genauso wie in Deutschland: Überall gibt es diese Rezeption von Punk. Wenn’s halt um die Verquickung von Katholizismus und Punk geht – da hast Du eine eigene Färbung. Und Du hast auch eine eigene Färbung, wenn internationale Stile transformiert werden in was Eigenes. Bestes Beispiel ist eine Band, die heißen Orangada. Ihre Helden machen Krautrock, sie singen aber auf polnisch …"
Polens Musik wird es auch in Zukunft schwer haben bei uns. Musikindustrie und Musikkritik hierzulande unterliegen immer noch Vorurteilen: Polens Kultur wird reduziert auf Plakatkunst und Jazz, beklagt Henning Küpper.
"Polen ist ein Nischenthema. Wir haben kein Tokio Hotel aus Polen. Diese Wahrnehmung: Plakate und Jazz, die ist einfach prädominant. Die wird auch gefördert von der polnischer Kulturpolitik. Da ist einfach diese Dominanz, dass einfach alles aus ‚Angloamerika’ kommen muss. Dann gibt’s da noch den Weltmusik-Bereich, der ein bisschen fluider ist.
Der Markt in Deutschland ist einfach voll. Es gibt kaum Akteure, die das größer machen. Ausnahmen sind das Jaro-Label aus Bremen oder East-Block Music, die viel mit Musik aus Russland zu tun haben. Es gibt eine Tendenz, dass man sich für den Ostteil Europas interessiert, aber der geht selten über den Weltmusik-Bereich hinaus."
Die diesjährige Pop Up hat gezeigt, wie groß das Bedürfnis nach Kommunikation und Diskussion im Bereich der Independent-Kultur nach wie vor ist. In Leipzig hat man an diesem Wochenende in die Zukunft der Popmusik geschaut. Die Independent Popmusik passiert bald fast ausschließlich im Netz. Dort gibt es für die Labels einfach mehr Publikum zu gewinnen. Und für die Hörer gibt es – wie das Beispiel Polen zeigt – im Netz mehr spannende Musik zu entdecken, als im Plattenladen.