Die Zukunft unseres Wissens

Von Gerrit Stratmann |
Die Ausstellung "Science Tunnel" bietet nach eigener Auskunft eine Reise in die Zukunft wissenschaftlicher Entdeckungen. Das einstige EXPO-Projekt der Max-Planck-Gesellschaft tourte durch die ganze Welt und wird nun auf neuestem Stand noch einmal im Berliner Naturkundemuseum präsentiert. Sie greift gelöste und ungelöste Probleme der Forschung auf.
" Die Ausstellung soll ein Bild vermitteln, von dem, was Wissenschaftler und Techniker heute wirklich weltweit erforschen, also wirklich im Sinne von: Wo stehen wir heute? An welchen Grenzlinien zwischen Unwissen und Wissen investiert die Menschheit heute Geld und Hirn, um neues Wissen zu generieren. "

Dr. Andreas Trepte von der Max-Planck-Gesellschaft bei der Einführung in die neue Ausstellung "Science Tunnel" im Berliner Naturkundemuseum, die er selbst mitkonzipiert hat.

" Wir haben einen Tunnel konzipiert, wenn Sie so wollen einen Tunnel durch die Berge des Wissens. Wir machen einen Rundgang, beginnend bei den kleinsten Bausteinen unserer Welt, und steigen dann quasi auf in einem Raumtunnel in die Welt des Nanokosmos, in die Bausteine des Lebens, in den Bereich vom Gen zum Organismus, und werden dann, wenn wir auf der anderen Seite der Ausstellung wieder herauskommen, die größten Strukturen des Universums vor uns sehen, die gewissermaßen aus diesen kleinsten Bausteinen zusammengesetzt sind, die wir in der Station eins betrachtet haben. "

Die zwölf Stationen des Tunnels sind im Theaersaal des Naturkundemuseums im Geviert aufgebaut. Begrenzt durch geschwungene Baldachine, Bildwände und Tafeln bilden sie in sich geschlossene Einheiten, die einen Einblick in die unterschiedlichsten Forschungsgebiete gewähren. Interaktive Videoschirme laden ein, per Mausklick weitere Informationen an den Stationen abzurufen.

" Da hinten an einem der Monitore können sie einen Zoom sehen und dieser Zoom illustriert Ihnen, welche Leistungsfähigkeit wir heute zum Beispiel in der Mikroskopie haben, dass wir eben das individuelle Atom sehen können und dass es Mikroskope gibt, mit denen Wissenschaftler heute in der Lage sind, Atome zu bewegen und, wenn sie so wollen eine Vision für die Zukunft, Atome mit anderen Atomen zu neuen Materialien zusammen zu bauen. "

Die Forscher träumen nicht nur von neuen Materialien. Ihnen schwebt auch die Entwicklung komplexer Moleküle bis hin zu neuen Medikamenten vor. Ergänzend zum Science Tunnel stellt Dr. Mathias Gottwald vom Ausstellungspartner Bayer-Schering Pharma mit einer neuen Erweiterung der Ausstellung den mühsamen Weg vom potentiellen Wirkstoff zum fertigen Präparat vor.

Mathias Gottwald: " Wir möchten Ihnen mit unserer Ausstellung zeigen, wie viele Disziplinen notwendig sind, um letztendlich zu einem neuen Medikament zu kommen, aber auch, warum dieser Prozess von einer Idee für eine neue Behandlung bis zu einem fertigen Medikament zwölf Jahre dauert und so immens teuer ist, dass heute Zahlen von 800 Millionen genannt werden für die Entwicklung eines neues Präparats. "

Vom Atom über große Moleküle bis zum Gehirn. Auf dem Weg das Bewusstsein zu verstehen, versuchen Wissenschaftler in der Neuroelektronik, das Gehirn enger mit Computern zu verbinden. Direkte Schnittstellen zwischen Nerven und Computerchips sollen neue Kommunikationswege zu Computern eröffnen und vielleicht eines Tages dazu dienen, irreparable Nervenschäden bei Querschnittsgelähmten zu überbrücken. Generell sind Computer und Informatik aus der Forschung nicht mehr wegzudenken und für die Simulation und Analyse vieler Prozesse unverzichtbar.

Die Ausstellung zeigt aber nicht nur Texte, Animationen und Bilder, sondern bietet den Besuchern auch die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden.

Andreas Trepte: " Hier direkt vor mir zum Beispiel eine Melodiesuchmaschine, das heißt, man kann dort in das Mikrofon einen Song hinein hauchen und wenn man Glück hat, hat man melodisch gut gehaucht und es wird auch der richtige erkannt. "

Ein paar Schritte weiter lädt ein 3D-Bildschirm zum Ausprobieren ein. Wie im Film "Minority Report" lassen sich darauf virtuelle Knöpfe drücken und plastische Objekte mit den Fingern drehen, ohne den Bildschirm zu berühren. Beides sind Technologien, die noch nicht verfügbar waren, als die Ausstellung zum ersten Mal während der EXPO 2000 gezeigt wurde.

Trepte: " Diese Ausstellung verschleißt. Ich hatte ja vorhin gesagt, heute gibt es so viele Wissenschaftler auf der Welt wie in den vergangenen 3000 Jahren nicht, die Produktivität ist sehr hoch, und nach vier Jahren muss man eine solche Ausstellung aktualisieren, weil es gibt einfach Gott sei Dank Fortschritt. "

Aus diesem Grund ist ein Science Tunnel Drei in der Max-Planck-Gesellschaft auch schon angedacht. Bis es soweit ist, geht der jetzige Tunnel allerdings noch weiter auf Weltreise: Peking, Korea, Belgien und die USA sind als weitere Stationen geplant. Etwa 2,5 Millionen Besucher haben die Ausstellung weltweit schon gesehen.

Trepte: " Ich hoffe, dass wir mit dem, wie wir versucht haben die Ausstellung bekannt zu machen, doch den ein oder anderen motivieren können, einfach mal einen Blick darauf zu werfen, was Wissenschaft heute eigentlich darstellt in ihrer Gesamtheit. "


Service:
Die Multimediaausstellung "Science Tunnel"der Max-Planck-Gesellschaft ist noch bis zum 13. April 2008 im Berliner Naturkundemuseum in der Invalidenstr. 42 zu sehen. Geöffnet ist täglich von 9:30 bis 17:00 Uhr. Der Eintritt ist frei.