"Dieser Mann ist eine vollständige, wandelnde Akademie"
"Humboldt war eines jener Weltwunder, die von Zeit zu Zeit auftauchen, so als wollten sie uns die Möglichkeiten des menschlichen Geistes vorführen." So beschrieb der amerikanische Philosoph Ralph Waldo Emerson Alexander von Humboldt. Er war in der Tat ein "Weltbürger". Vor 150 Jahren starb der Universalgelehrte.
In vielen Sprachen und Städten zuhause, mit den Großen aus Politik und Kultur ebenso vertraut wie mit den Vertretern unterschiedlichster Wissenschaftsdisziplinen: mit dem US-Präsidenten Thomas Jefferson oder dem Freiheitskämpfer Simón Bolívar; mit Goethe, Schiller, Darwin oder Jacques Mandé Daguerre, dem Erfinder der Fotografie; mit dem mathematischen Genie Karl Friedrich Gauß ebenso wie mit Felix Mendelssohn Bartholdy, der eigens für Humboldt eine Kantate komponierte.
Und: Er war selbst ein "Universalgelehrter".
O-Ton: Hans Magnus Enzensberger "Dieser Mann ist eine vollständige, wandelnde Akademie."
Sagt Hans Magnus Enzensberger über Alexander von Humboldt.
Die Weichen dafür werden früh gestellt: Der 1769 geborene Alexander und sein älterer Bruder Wilhelm kommen in den Genuss einer umfassenden Ausbildung, denn die Familie Humboldt ist sehr wohlhabend. Beide Jungen sollen in den preußischen Staatsdienst gehen, aber Alexander interessiert sich mehr für die Naturwissenschaften.
O-Ton: Hans Magnus Enzensberger "Über die letzten Gletscher, die ödesten Bergketten wirft er sein Netz von Kurven und Koordinaten. Er misst die magnetische Deklination, die Sonnenhöhe, den Salzgehalt und die Bläue des Himmels."
Beim Studium in Göttingen wird Alexander inspiriert von Naturforschern, die einen interdisziplinären Ansatz verfolgen: Vor allem beeindruckt ihn Georg Forster, der einst James Cook auf seiner Weltumsegelung begleitet hatte und der den Typus des weltgewandten, politisch engagierten und zugleich akribischen Wissenschaftlers verkörpert.
Als Alexander nach dem Tod der Mutter zu einem beträchtlichen Vermögen kommt, kann er seinen Traum vom "Forschungsreisenden" verwirklichen. Weltberühmt geworden ist seine Südamerika-Reise, die ihn von 1799 bis 1804 unter anderem nach Venezuela, Peru, Kuba und Mexiko führt. Als wissenschaftlicher Entdecker dringt er in die entlegendsten Winkel der neuen Welt vor: sammelt Pflanzen, Tiere und Steine; klettert auf Berge und in Höhlen, misst Temperaturen, Höhen und Meeresströmungen und dokumentiert die Geschichte und Sprachen der Indianer.
"Vier Monate hindurch schliefen wir in Wäldern, umgeben von Krokodilen, Boas und Jaguaren ( ... ), nichts genießend als Reis, Ameisen, Manioc, Pisang, Orinocowasser und bisweilen Affen. ( ... ) Man kann die Feder nicht ruhig halten, so wütend schmerzt das Gift der Insekten."
Nach der Rückkehr will Humboldt am liebsten gleich wieder weg, um einen anderen Teil der Welt, Zentral-Asien, ebenso zu erkunden und zu vermessen. Doch erst fast 30 Jahre später, 1829, kommt diese zweite große Expedition zustande: In neun Monaten reist er von Petersburg über Moskau in den Ural, ins Altai-Gebirge, über Sibirien bis zur chinesischen Grenze.
"658 Poststationen hatten 12.244 Pferde in Bewegung gesetzt; 53 Mal wurden Flüsse überschritten."
Seine Reisen und die Dokumentation - 30 Bände, rund 9000 Seiten – haben das Vermögen Alexander von Humboldts schließlich vollständig aufgebraucht. Deshalb kehrt er – eher widerwillig – zurück nach Berlin. Und hier beginnt er sogleich ein neues gewaltiges Projekt: eine wissenschaftliche Weltbeschreibung unter dem Titel "Kosmos". Das besondere daran: Humboldt präsentiert sein Wissen zuerst in öffentlichen Vorlesungen.
"Wissen und Erkennen sind die Freude und die Berechtigung der Menschheit."
Und es gelingt ihm tatsächlich, alle Schichten für die Wissenschaft zu begeistern – vom Kutscher und Dienstmädchen über die Studenten bis zur preußischen Hofgesellschaft.
Am 6. Mai 1859, mitten in der Arbeit am fünften Band des "Kosmos", stirbt der fast 90-jährige Alexander von Humboldt.
"Es ist ein glänzendes Gestirn im Reich des Geistes für diese Welt erloschen."
...sagt der Philologe August Böckh in seiner Akademierede. Doch die Nachwirkungen Alexander von Humboldts sind bis heute überall auf der Welt greifbar: Forschungsstätten, ganze Städte, Berge, Flüsse, Tier- und Pflanzenarten tragen seinen Namen – und sogar ein Krater auf dem Mond.
Zur Vertiefung des Themas empfehlen wir die Serie "Humboldt 2009" des Deutschlandfunk.
Und: Er war selbst ein "Universalgelehrter".
O-Ton: Hans Magnus Enzensberger "Dieser Mann ist eine vollständige, wandelnde Akademie."
Sagt Hans Magnus Enzensberger über Alexander von Humboldt.
Die Weichen dafür werden früh gestellt: Der 1769 geborene Alexander und sein älterer Bruder Wilhelm kommen in den Genuss einer umfassenden Ausbildung, denn die Familie Humboldt ist sehr wohlhabend. Beide Jungen sollen in den preußischen Staatsdienst gehen, aber Alexander interessiert sich mehr für die Naturwissenschaften.
O-Ton: Hans Magnus Enzensberger "Über die letzten Gletscher, die ödesten Bergketten wirft er sein Netz von Kurven und Koordinaten. Er misst die magnetische Deklination, die Sonnenhöhe, den Salzgehalt und die Bläue des Himmels."
Beim Studium in Göttingen wird Alexander inspiriert von Naturforschern, die einen interdisziplinären Ansatz verfolgen: Vor allem beeindruckt ihn Georg Forster, der einst James Cook auf seiner Weltumsegelung begleitet hatte und der den Typus des weltgewandten, politisch engagierten und zugleich akribischen Wissenschaftlers verkörpert.
Als Alexander nach dem Tod der Mutter zu einem beträchtlichen Vermögen kommt, kann er seinen Traum vom "Forschungsreisenden" verwirklichen. Weltberühmt geworden ist seine Südamerika-Reise, die ihn von 1799 bis 1804 unter anderem nach Venezuela, Peru, Kuba und Mexiko führt. Als wissenschaftlicher Entdecker dringt er in die entlegendsten Winkel der neuen Welt vor: sammelt Pflanzen, Tiere und Steine; klettert auf Berge und in Höhlen, misst Temperaturen, Höhen und Meeresströmungen und dokumentiert die Geschichte und Sprachen der Indianer.
"Vier Monate hindurch schliefen wir in Wäldern, umgeben von Krokodilen, Boas und Jaguaren ( ... ), nichts genießend als Reis, Ameisen, Manioc, Pisang, Orinocowasser und bisweilen Affen. ( ... ) Man kann die Feder nicht ruhig halten, so wütend schmerzt das Gift der Insekten."
Nach der Rückkehr will Humboldt am liebsten gleich wieder weg, um einen anderen Teil der Welt, Zentral-Asien, ebenso zu erkunden und zu vermessen. Doch erst fast 30 Jahre später, 1829, kommt diese zweite große Expedition zustande: In neun Monaten reist er von Petersburg über Moskau in den Ural, ins Altai-Gebirge, über Sibirien bis zur chinesischen Grenze.
"658 Poststationen hatten 12.244 Pferde in Bewegung gesetzt; 53 Mal wurden Flüsse überschritten."
Seine Reisen und die Dokumentation - 30 Bände, rund 9000 Seiten – haben das Vermögen Alexander von Humboldts schließlich vollständig aufgebraucht. Deshalb kehrt er – eher widerwillig – zurück nach Berlin. Und hier beginnt er sogleich ein neues gewaltiges Projekt: eine wissenschaftliche Weltbeschreibung unter dem Titel "Kosmos". Das besondere daran: Humboldt präsentiert sein Wissen zuerst in öffentlichen Vorlesungen.
"Wissen und Erkennen sind die Freude und die Berechtigung der Menschheit."
Und es gelingt ihm tatsächlich, alle Schichten für die Wissenschaft zu begeistern – vom Kutscher und Dienstmädchen über die Studenten bis zur preußischen Hofgesellschaft.
Am 6. Mai 1859, mitten in der Arbeit am fünften Band des "Kosmos", stirbt der fast 90-jährige Alexander von Humboldt.
"Es ist ein glänzendes Gestirn im Reich des Geistes für diese Welt erloschen."
...sagt der Philologe August Böckh in seiner Akademierede. Doch die Nachwirkungen Alexander von Humboldts sind bis heute überall auf der Welt greifbar: Forschungsstätten, ganze Städte, Berge, Flüsse, Tier- und Pflanzenarten tragen seinen Namen – und sogar ein Krater auf dem Mond.
Zur Vertiefung des Themas empfehlen wir die Serie "Humboldt 2009" des Deutschlandfunk.