Francesco Giustozzi: "50 Kulissen – 50 Filme"
Übersetzt von Christine Schnappinger, 64 Seiten
Knesebeck Beck Verlag, 2017, 9,95 Euro
Dieter Braun: "50 Delikatessen 50 Filme"
Christine Schnappinger (Übersetzer)
Knesebeck, München 2017
64 Seiten, 9,95 Euro
Klug ausgedachter Ratespaß
Auf jeder Seite dieses Ratebuchs für Kinofans präsentiert Dieter Braun in Illustrationen eine Köstlichkeit, die auf einen bestimmten Film verweist. Ein großartiger Ratespaß - von Charlie Chaplins "Modern Times", über "Der Pate" bis hin zu "Grand Budapest Hotel".
Die Illustration ist so schön wie rätselhaft: Vor einem dunkelblauen Hintergrund, auf dem mittig ein hellblaues Herz platziert ist, erscheint am unteren Bildrand ein tellerartiges Gebilde. Auf ihm winden sich feine rosafarbene und weiße Linien zu kleinen Türmchen. Spaghetti? Möglich.
Was aber bedeuten die beiden anderen Formen, die auf Höhe des Herzens von links und rechts ins Bild hineinragen; Halbkreise, kombiniert mit einem schwarzen Dreieck? Und warum verbindet eine feine rosafarbene Linie die beiden Elemente?
Hier ist Hirnschmalz gefragt. Also, Schritt für Schritt: Ein Teller Spaghetti. Ein Herz. Eine Nudel? Zwei ... Schnauzen? Bingo: Susi und Strolch!
Das Rätsel ist schwer zu knacken. Aber leicht will es Dieter Braun den Leserinnen und Lesern seines cineastischen Ratebuchs auch nicht machen. "50 Delikatessen - 50 Filme" hat sich der Illustrator vorgenommen. Mit jeweils einem einzigen Bild bringt er darin die kulinarischen Besonderheiten eines Filmklassikers auf den Punkt.
Eine Bank und eine Pralinenschachtel? Forrest Gump. Ein geöffneter Mund voller Würste, Käse und Torten? Das große Fressen. Ein leuchtender Finger und viele bunte Smarties? E.T. Der Finger ist eindeutig, aber die Smarties? Wer den Film vor längerer Zeit gesehen hat, erinnert sich vielleicht nicht mehr, dass der kleine Elliot den Außerirdischen zunächst mit eben diesen lockt.
Es ist Spaß und Herausforderung zugleich, Brauns Illustrationen zu entschlüsseln. Seine an die Ästhetik alter Reklametafeln erinnernde Formsprache macht zudem aus jedem Rätselbild ein kleines Kunstwerk. Und so fangen die Bilder der zu erratenden Filme vor dem inneren Auge an zu laufen. Von Charlie Chaplins "Modern Times", über "Der Pate" bis hin zu "Grand Budapest Hotel".
Herrlich anzuschauen und klug ausgedacht
Letzterer findet sich auch in dem parallel erschienen Band "50 Kulissen – 50 Filme". Hierin fängt Francesco Giustozzi typische Szenerien in einem Bild ein. Während Dieter Braun die Tragikomödie von Wes Andersen mit Torte und Hotelglocke versinnbildlicht, zeichnet der italienische Designer die Fassade des Grand Hotels.
Auch Giustozzis Illustrationen haben es in sich. Wer ahnt denn, dass die beiden Figuren hinter den Scheiben eines amerikanischen Imbisses, "Harry und Sally" sind? Nur wer genau hinschaut, sieht, dass die Frau den Kopf in den Nacken wirft und erinnert sich sofort an die Szene des gespielten Orgasmus. Und auch die kleine Figur im amerikanischen Niemandsland, die auf eine Bretterbude zusteuert, kann nur "Out of Rosenheim" kommen.
So unterschiedlich die Bildsprachen der beiden Illustratoren sind – graphisch reduziert bei Dieter Braun, naturalistisch gestrichelt bei Francesco Giustozzi: herrlich anzuschauen sind sie beide. Und klug ausgedacht sind ihre Rätsel auch, denn nicht immer sind es die offensichtlichen Merkmale, die die Filme charakterisieren.
Und wer partout nicht herausfindet, was rohe Eier im Glas neben einem Wecker zu suchen haben, kann auf der letzten Seite nachschlagen. Obwohl: da könnte man wirklich drauf kommen!