"Der Krise die Stirn bieten"
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Auch Dieter Hallervordens Berliner Schlosspark-Theater ist vom Shutdown betroffen. Mit zwei offenen Briefen hat er sich an die Politik gewandt, darin ein Vorschlag, wie die Theater schon vor Juli öffnen können. Mit der Reaktion ist er nicht zufrieden.
Die Theater in der Hauptstadt bleiben bis zum 31. Juli geschlossen. Das hat der Berliner Senat entschieden. Davon ist auch Dieter Hallervordens Schlosspark-Theater betroffen. Er veröffentlichte zuletzt zwei offene Briefe. In einem ersten wandte sich Hallervorden an die Kulturstaatsministerin Monika Grütters und den Berliner Kultursenator Klaus Lederer. Darin schlug er verschiedene Maßnahmen vor, wie ein Theaterbetrieb früher wiederaufgenommen werden könne: Jede zweite Reihe bleibt frei, die Gastronomie bleibt geschlossen, und es wird ohne Pause gespielt. In einem zweiten offenen Brief lieferte er einen Vorschlag zu Theatervorstellungen für Kinder.
Von Monika Grütters habe er bereits ein Antwortschreiben erhalten, berichtet Hallervorden. Darin heiße es, seine Gedanken seien interessant und trügen dazu bei, die Diskussion voranzutreiben, - "aber blablabla", meint Dieter Hallervorden. "Letzten Endes ist es für den Papierkorb, weil wir natürlich in unseren Planungen nicht vorankommen, solange nicht irgendwie positive Reaktionen kommen oder zumindest eine Ermunterung, unserem Weg folgen zu wollen."
"Sich nicht einfach ergeben"
Seine Vorschläge basierten nicht auf Rentabilitätsüberlegungen, erklärt der Theaterleiter: "Ich wollte vielmehr eine Zwischenlösung anbieten, die den totalen Stillstand eben außer Kraft setzt und der Krise die Stirn bietet." Er wolle Beschäftigten wie Zuschauern ermöglichen, nicht mehr tatenlos im Nichtstun zu verharren. "Versuch macht klug", sagt er - und: "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, wobei der Gewinn schon allein darin liegt, sich nicht einfach zu ergeben. Ich möchte lieber das Unmögliche versuchen, um vielleicht das Mögliche zu erreichen."
Seine Vorschläge würden "garantiert dazu beitragen, dass die Leute weniger eng im Theater zusammenkommen als in Supermärkten". Er habe sich erhofft, ein bisschen was auszulösen: "Denn solange wir nicht wissen, unter welch erfüllbaren Auflagen wir wann definitiv wieder aufmachen können, ist natürlich gar keine Planungssicherheit gegeben."
"Ich werde auch das überleben"
Und diese sei nötig - vor allem für seine Angestellten und Schauspieler. Die Proben liefen jedenfalls wie geplant weiter, sagt Hallervorden. Nur würden die fertigen Stücke dann eben nicht aufgeführt, sondern einfach ins Tiefkühlfach gelegt werden.
Im September wird Hallervorden 85 Jahre alt. Damit gehört er zur Corona-Risikogruppe. Doch davon lässt er sich wenig beeindrucken. Er folge den Ratschlägen von "M und M", wie er sagt, also von Merkel und Medizinern, und sei im Übrigen von Natur aus Optimist: "Ich denke mir, ich habe in Luftschutzbunkern die grauenvollen Nächte des Zweiten Weltkriegs überstanden, ich werde auch das überleben."