"Das Kino wird ein großes Comeback erleben"
08:30 Minuten
Der frühere Berlinale-Chef Dieter Kosslick glaubt an die Zukunft des Kinos. Welche Bedeutung es habe, werde gerade jetzt deutlich, wo es den Menschen fehle. In seiner Autobiografie blickt Kosslick auf magische Momente seiner Kinozeit zurück.
"Immer auf dem Teppich bleiben" heißt die Autobiografie des langjährigen Berlinale-Leiters Dieter Kosslick, die jetzt erscheint. Der Titel lässt sich nicht nur als persönliches Motto, sondern auch als Credo Kosslicks lesen, was die Zukunft des Kinos angeht. Denn das wird ihm zufolge auch weiterhin mit dem roten Teppich verbunden bleiben - trotz der großen Krise, die es wegen der Pandemie gerade durchlebt. "Das Kino wird relativ schnell ein großes Comeback haben", sagt er voraus: "Denn eines ist doch den Leuten aufgefallen während dieser Krise: dass die Kultur fehlt, dass das Kino fehlt."
Die Bedeutung von Kultur und Kino sei noch nie so klar gewesen wie jetzt. Entsprechend warteten momentan alle darauf, dass es wieder möglich ist, Kulturveranstaltungen zu besuchen, sagt Kosslick: "Von daher bin ich sehr zuversichtlich, dass es dem Kino bald wieder bessergehen wird."
Aus kleinen Verhältnissen gekommen
Vielleicht lässt sich der Titel von Kosslicks Autobiografie aber auch als Anspielung auf die Herkunft des 72-Jährigen lesen. "Ich komme aus kleinen Verhältnissen, wir waren arm, und Essen hat auch unsere Schicht definiert", berichtet Kosslick. "Es war mir klar, dass ich immer diesen Zusammenhang sehen wollte, wie ich aufgewachsen bin - meine Mutter hat gekocht - und später bin ich mit dem berühmten Esskritiker Wolfram Siebeck durch Drei-Sterne-Restaurants in München gezogen."
Kosslicks Faszination für Kulinarik hatte ab 2007 auch im Berlinale-Programm ihren Niederschlag gefunden, mit der Reihe "Kulinarisches Kino" – einer Kombination aus Filmvorführung und einem vom Film inspirierten Menü. Allerdings wurde die Reihe eingestellt, als Kosslick das Filmfest 2019 nach 19 Jahren verließ. Inzwischen vermisse er die Berlinale nur noch im Februar, also dem Zeitpunkt, an dem sie normalerweise stattfindet, sagt Kosslick. "Ansonsten lässt der Schmerz langsam nach."
(uko)