Einer, der quasseln kann wie ein Gott
Erst verkaufte er Autos, dann den deutschen Schlager: In den frühen Siebzigern übernimmt Dieter Thomas Heck die "Hitparade" des ZDF und wird in Millionen Wohnzimmern bekannt. Seine Mission: den deutschen Schlager vor der Beat- und Rock-Invasion retten.
"Hier ist Berlin! Das Zweite Deutsche Fernsehen präsentiert Ihnen Ausgabe Nummer eins der Hitparade, am Mikrofon: Ihr Dieter Thomas Heck. Guten Abend!"
Ein unverbrauchtes Gesicht, wie man beim Fernsehen sagt, ratterte da am 18. Januar 1969 in die bundesdeutschen Samstagabendwohnzimmer - aber durchaus bereits ein Mann mit Geschichte: geboren in Flensburg, aufgewachsen in Hamburg als Carl-Dieter Heckscher, der stotterte, seit er mit fünf Jahren bei einem Bombenangriff, noch im Zweiten Weltkrieg, verschüttet worden war. Um das Stottern loszuwerden, probierte er alles Mögliche aus, nahm schließlich Gesangsunterricht, das half - und so ergatterte der junge Heck als Gast in Peter Frankenfelds Talentshow "Toi Toi Toi" einen Plattenvertrag.
Ein unverbrauchtes Gesicht, wie man beim Fernsehen sagt, ratterte da am 18. Januar 1969 in die bundesdeutschen Samstagabendwohnzimmer - aber durchaus bereits ein Mann mit Geschichte: geboren in Flensburg, aufgewachsen in Hamburg als Carl-Dieter Heckscher, der stotterte, seit er mit fünf Jahren bei einem Bombenangriff, noch im Zweiten Weltkrieg, verschüttet worden war. Um das Stottern loszuwerden, probierte er alles Mögliche aus, nahm schließlich Gesangsunterricht, das half - und so ergatterte der junge Heck als Gast in Peter Frankenfelds Talentshow "Toi Toi Toi" einen Plattenvertrag.
Da wäre wohl nicht so viel draus geworden, obwohl er 1961 auch in der Vorentscheidung des Grand Prix Eurovision de la Chanson sang. Aber durch Zufall hatte Heck ein anderes Standbein entwickelt - als nämlich irgendwer beim Radio merkte, dass dieser Sänger quasseln konnte wie ein Gott: Südwestfunk, Radio Luxemburg, Europawelle Saar - dort machte er "Die deutsche Schlagerparade". Dem Fernsehregisseur Truck Branss gefiel zwar die Musik nicht, aber die 2 Millionen Hörer der Show bei diesem winzigen Sender! Also setzten sie sich zusammen und starteten im ZDF:
"Ihre deutsche Hitparade!"
Einmal im Monat präsentierte Dieter Thomas Heck fortan Sängerinnen und Sänger der deutschen Schlagerwelt, die ihre aktuellen Singles vortrugen. Und alles, was deutschsprachigen Pop verkaufen wollte, musste durch die Studiotür der ZDF Hitparade.
Balsam für die Opfer der Studentenbewegung
Die frühe Hitparade war eine Art seelischer Butterfahrt für die Erdbebenopfer der Studentenbewegung: Sie war deutsch, und sie war nicht subversiv - Fernsehen von Normalbürgern für Normalbürger auf der Schwelle zwischen Piefigkeit und Aufbruch!
"Die Leute merken doch sofort, wenn jemand unehrlich ist", sagte Heck mal. Das stimmt, und bei ihm hatte man nie das Gefühl, er spiele seine Rolle, obwohl es doch immer so aussah, als habe er diszipliniert geübt, Dieter Thomas Heck zu sein - mit den bombastischen Gesten und dem prahlerischen Ton und dem quicklebendigen Zeigefinger, der die Aufmerksamkeit der Kamera dirigierte, während er trotz seiner gnadenlosen Präsenz das Mikrofon mit den Fingerspitzen hielt, als sei es ein Waffelhörnchen.
Heck: "Gut! Dann melde ich gehorsamst eine Frage anmelden zu dürfen! Sprechen Sie Englisch?"
Chris Roberts: "I? Ja, scho a bissel, ja."
Heck: "Scho a bissel...! Scho a bissel spricht der Chris Englisch mit der Frage Do You Speak English, Startnummer 10, hier ist Chris Roberts!"
"Die Leute merken doch sofort, wenn jemand unehrlich ist", sagte Heck mal. Das stimmt, und bei ihm hatte man nie das Gefühl, er spiele seine Rolle, obwohl es doch immer so aussah, als habe er diszipliniert geübt, Dieter Thomas Heck zu sein - mit den bombastischen Gesten und dem prahlerischen Ton und dem quicklebendigen Zeigefinger, der die Aufmerksamkeit der Kamera dirigierte, während er trotz seiner gnadenlosen Präsenz das Mikrofon mit den Fingerspitzen hielt, als sei es ein Waffelhörnchen.
Heck: "Gut! Dann melde ich gehorsamst eine Frage anmelden zu dürfen! Sprechen Sie Englisch?"
Chris Roberts: "I? Ja, scho a bissel, ja."
Heck: "Scho a bissel...! Scho a bissel spricht der Chris Englisch mit der Frage Do You Speak English, Startnummer 10, hier ist Chris Roberts!"
Sparkassenfilialleiterbrille und bunte Pop-Krawatten
Bis zu 20 Millionen Zuschauer konnte Heck zu seinen Glanzzeiten mit der ZDF-Hitparade vor die Fernsehapparate locken. 183 mal hatte er die Show moderiert, mit seinen Koteletten, die aussahen wie Filzbeschläge, der Sparkassenfilialleiterbrille und den bunten Pop-Krawatten, und als er 1984 ausstieg, war der Glanz der Mainzer Sendung aus dem Studio im Berliner Industriegebiet bereits verblasst. Also gab der Meister die Sendung an eher erfolglose Jungspunde ab und wandte sich seinem nächsten Karriereabschnitt zu: Neben gelegentlichen Schauspielereien war das vor allem die große Abendunterhaltung.
Allein mit "Melodien für Millionen" sammelte Heck über 100 Millionen Euro für hungernde Kinder, die Krebshilfe oder für behinderte Kinder in Estland ein.
Ihm selbst machen seine langjährigen Diabetes-, Herz- und Lungenprobleme inzwischen sichtbar zu schaffen. Jetzt lebt er mit seiner Frau in Spanien, das Mittelmeer direkt vor der Tür. Aber: "Mein Leben war es, Menschen zu unterhalten," sagt er. "Dass mir dies gelungen ist, macht mich glücklich." Und dem einfachen Menschen Dieter Thomas Heck glaubt man das sofort!