Dieter Wonka zur Edathy-PK

"Jetzt weiß ich, wie schnell man Paparazzo wird"

Der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy vor Journalisten.
In der Bundespressekonferenz vor dem U-Ausschuss: Der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy. © picture alliance/dpa/Kay Nietfeld
Moderation: Liane von Billerbeck |
Hauptstadt-Korrespondent Dieter Wonka kritisiert die eigene Branche: Sie hätten Sebastian Edathy in der Bundespressekonferenz zwei Stunden lang eine Bühne geboten. "Edathy ist es durch seine nassforsche Art gelungen, von der brachialen Kinderporno-Industrie abzulenken."
"Seit gestern weiß ich, wie schnell man Paparazzo wird und wie man sich vermutlich fühlt, wenn man in einer Paparazzi-Hauptstadt gelandet ist", sagte der Korrespondent der Leipziger Volkszeitung, Dieter Wonka, im Deutschlandradio Kultur über die Pressekonferenz mit dem früheren SPD-Abgeordneten Sebastian Edathy. "Natürlich haben wir ihn seziert, Edathy, wie sieht er aus? Wie fertig ist er?" Es sei eine merkwürdige Situation gewesen, einen ehemaligen SPD-Abgeordneten zu befragen, der von Morddrohungen umgeben sei und auf dem kurzen Weg vom Reichstag zur Bundespressekonferenz von 50 Polizisten gesichert worden sei. "Von einer schmierigen Westernkomödie hatte das gestern schon etwas an sich."
Eine Bühne für Sebastian Edathy
Allerdings habe sich Edathy selbst in diese Lage gebracht, sagte Wonka. Er habe es deshalb fast bedauert, dass die Journalisten dem SPD-Politiker für rund zwei Stunden die Bühne gegeben hätten. "Edathy ist es durch seine nassforsche Art gelungen, von der brachialen Kinderpornoindustrie abzulenken und nur den Blickwinkel auf: "Wer hat wen verraten" zu lenken.
Fehlende Entschuldigung
Wonka sagte, er habe eigentlich irgendeine Form der Entschuldigung oder des Bedauerns von Edathy erwartet. "Das ist ja genau der dunkle Punkt, der übrig bleibt, weshalb es so schwer fällt, alles das für plausibel zu halten, was Herr Edathy vorgetragen hat." Dazu passe auch die eiskalte Form der Nicht-Entschuldigung. "Herr Edathy ist kein glaubwürdiger Zeuge der Anklage, aber seine Mitstreiter von der SPD sind es halt auch nicht."
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