Wenn Algorithmen Urlaubsgeschichten erzählen
Billionen Fotos fluten unsere Festplatten. Doch sicher archiviert für die Zukunft sind sie dort noch lange nicht. Intelligente Tools werden schon bald die Ablage unserer Urlaubsfotos übernehmen - und das Wesentliche auf den Bildern erkennen, sagt Medieninformatikerin Susanne Boll.
1,5 Billionen – so viele Fotos sind weltweit mit vergangenen Jahr aufgenommen worden. Das ist nur eine Schätzung, etwas anderes ist auch gar nicht möglich, denn wie wollte man das nachzählen? Die meisten dieser Fotos landen erst einmal auf Computer-Festplatten oder Smartphone-Speicherkarten – mehr oder weniger sortiert. Nur: Speichern ist noch lange nicht archivieren. Letzteres ist durch die Digitalisierung nicht nur bei Fotos zu einem ganz anderen Vorgang geworden als früher.
Für Susanne Boll, Professorin für Medieninformatik und Multimedia-Systeme an der Universität Oldenburg, liegt die Zukunft im maschinellen Lernen: Tools, die eine intelligente Archivierung ermöglichen, weil sie Inhalte von Fotos erkennen - so wird etwa automatisches Beschriften mit Schlagworten möglich. Das geht weiter bis hin zur Gesichtserkennung bestimmte Personen, sodass der Nutzer später Fotos auf denen Oma, Eltern oder Partner zu sehen sind, leicht wiederfindet.
Intelligente Tools erstellen Urlaubsalben
Intelligente Algorithmen, so Boll, würden künftig ermöglichen, "dass Sie ein Bild hochladen – oder auf Ihrer Software haben – und dann werden Ihnen automatisch vielleicht die 20 besten Begriffe dafür vorgeschlagen, ohne dass Sie einen einzigen selbst annotiert haben. Das macht schon einen sehr großen Sprung. Weil Sie jetzt über Ihr gesamtes Urlaubsalbum eine automatische Annotation haben (…). Und dann können Sie damit auch viel besser umgehen – dann können Sie sich eine Urlaubsgeschichte erzählen lassen, von einem intelligenten Algorithmus. Das war früher nicht möglich."
Clouds als Alternative
Die Bilder- und damit Datenflut und gleichzeitige Störanfälligkeit von Computer-Festplatten mache es notwendig, stärker nach alternativen Archivierungsmöglichkeiten wie Clouds zu suchen - denn wer wolle es schon gerne riskieren, dass mit einem Schlag 80.000 Fotos zusammen mit der Festplatte zerstört würden?
Natürlich sei die dauerhafte Nutzung von Clouds durchaus zwiespältig – sie setze voraus, dass die persönlichen Daten dort wirklich geschützt seien. Denn wer wolle schon riskieren, dass Fremde via intelligenter Bildanalyse alles über seine Familienverhältnisse, Urlaube und sonstige Vorlieben herausfinden könnten.
(mkn)
(mkn)