Digitale Souveränität

Wie behalten wir die Kontrolle über unsere Daten?

93:31 Minuten
Illustration: Ein Dieb trägt einen Schlüssel von einem Laptop, der ein Schloss am Bildschirm hat.
Wer im Internet unterwegs ist, sollte sich vor Datendieben schützen. © imago / Ikon Images / Mark Airs
Moderation: Vladimir Balzer |
Audio herunterladen
Ob beim Surfen, Chatten oder Online-Shopping – wir hinterlassen ständig Daten im Netz. Was passiert damit? Woher wissen wir, wer was wo über uns speichert? Und wie können wir die Kontrolle über unsere Daten behalten? Unsere Gäste geben Antworten.
Das Internet gehört längst zu unserem Alltag: Wir suchen nach Informationen, shoppen und erledigen unsere Bankgeschäfte online, treffen uns mit Kolleginnen und Kollegen zu Videokonferenzen, chatten, verschicken Urlaubsfotos. Und ob wir wollen oder nicht, hinterlassen wir mit jeder Aktion jede Menge Daten.
Was passiert mit unseren Daten? Wer nutzt sie wofür? Und was können wir tun, um die Kontrolle über diesen Datenfluss zu behalten?

Werkzeuge zur digitalen Verteidigung

„Mit jedem Klick hinterlasse ich mindestens eine Datenspur oder ganz viele, je nachdem, wie viele Server im Hintergrund beteiligt sind“, sagt Markus Beckedahl, Chefredakteur der Online-Plattform netzpolitik.org. Alles, was wir im Netz tun, könne nachvollzogen, Kundendaten würden verkauft und könnten kombiniert werden.
Sein Rat: „Ich nutze so viele Werkzeuge zur digitalen Verteidigung wie möglich. Ich nutze bestimmte Browser nicht, zum Beispiel Google Chrome. Stattdessen nehme ich Firefox oder den Brave Browser. Dann gibt es die Möglichkeit, das anonyme Netzwerk Tor zu nutzen.“ Er gebe im Netz zudem so gut wie nie seinen Namen und sein Geburtsdatum an. „Ich habe dann Zahlendreher drin oder spiele mit den Buchstaben in meinem Namen. Nur, weil eine Webseite das fragt, muss man das nicht machen“, so der Netzaktivist.

Mehr Kontrolle über die eigenen Daten

Markus Beckedahl von Netzpolitik empfiehlt die folgenden Werkzeuge:

Datenschutzfreundliche Browser
Chromium
Brave
Firefox

Browsererweiterungen
Httpseverywhere
Privacy Badger
uBlock Origin

Messengerdienste
Threema
Signal

Kartendienste
OpenStreetMap
Mapalarm (für iOS)

Suchmaschinen
DuckDuckGo
Startpage
Metager

VPN
Tor Browser

Videokonferenzen
BigBlueButton
Jitsi

Informationen vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik für Verbraucherinnen und Verbraucher

Wie viele Nutzer ist Beckedahl genervt vom „Cookie-Terror“: „Im Moment bin ich als Nutzer vogelfrei. Ich muss mich mühsam durchklicken, zum Teil durch eine lange Liste von Anbietern.“ Die meisten gäben entnervt auf und klickten auf „zustimmen“. "Da hat die Politik versagt. Sie müsste von vornherein sagen: Datenschutz ist die Regel."

Theorie und Wirklichkeit beim Datenschutz

„Datenschutz und Sicherheit müssen eine Selbstverständlichkeit bei jeder Verarbeitung personenbezogener Daten sein“, fordert Marit Hansen, Landesbeauftragte für den Datenschutz in Schleswig-Holstein. So weit die Theorie. Die Realität sieht anders aus, weiß auch die Informatikerin.
2021 erreichten sie mehr als 1400 Beschwerden über mutmaßliche Datenschutzverstöße. Vermehrt kamen Fragen im Zuge der Corona-Pandemie zur Verarbeitung der Gesundheitsdaten, aber auch zum Homeoffice. Nutzer klagten zudem über lästige Cookie-Banner, Probleme bei Online-Käufen, bis hin zum Identitätsklau im Netz.
Ihr Rat: „Wenn ich auf einer Webseite eines Händlers bin und dort steht noch nicht einmal etwas zum Datenschutz oder es steht nur in Englisch oder Chinesisch oder es gibt zwar Links, aber die sind tot – dann ist das ein ganz schlechtes Zeichen“, so Marit Hansen.
Die Datenschutzbeauftragten der Bundesländer bieten zum einen Informationen und zum anderen auch die Möglichkeit, Verstöße über ein Beschwerde-Formular online zu melden.

Digitale Souveränität: Wie behalten wir die Kontrolle über unsere Daten?
Darüber diskutierte Vladimir Balzer mit dem Netzaktivisten Markus Beckedahl und der Datenschutzbeauftragten Marit Hansen. Hörerinnen und Hörer konnten sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254 sowie per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de.

(sus)
Mehr zum Thema