Was ich Angela Merkel mal sagen wollte
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"Die Bundeskanzlerin im Gespräch" heißt eine digitale Dialogreihe der Regierungschefin. Zum Auftakt spricht sie mit Auszubildenden. Da unsere Volontärin Helene Nikita Schreiner nicht dabei sein kann, richtet sie hier ihre Fragen und Bitten an Angela Merkel.
Erstens: Als ich am Wochenende die Bilder der Querdenken-Demo in Leipzig gesehen hab, dachte ich nur: what the f... Neben kruden Theorien gab es oben drauf auch Angriffe gegen Journalist*innen. Ganz ehrlich, Frau Merkel: Wenn Ihnen die Pressefreiheit wirklich wichtig ist, dann müssen Sie dafür sorgen, dass wir und unsere Berichterstattung ausreichend geschützt werden.
Zweitens: In meinem Job beschäftige ich mich viel mit Sprache. Mir ist wichtig, dass ich diskriminierungsfrei spreche. Manche Menschen beharren aber darauf, weiterhin rassistische und ausgrenzende Begriffe zu benutzen. Während das Wort "Aerosol" vielen locker über die Lippen geht, tun sie sich schwer "Paprikasoße" zu sagen oder auch zu gendern. Sollte die Politik da nicht mit besserem Beispiel vorangehen?
Drittens: Ich habe den Eindruck, dass die Coronapandemie besonders Frauen belastet. Sie übernehmen verstärkt häusliche Aufgaben und auch Pflegejobs. Macht das nicht vieles kaputt, was der Feminismus bisher geleistet hat?
Viertens: Ehe für Alle – auch so ein Stichwort. 2017 stimmten Sie, Frau Merkel, dagegen. Ihre Gegenstimme war für viele meiner schwulen, lesbischen und queeren Freund*innen schmerzhaft. Halten Sie das eigentlich noch für zeitgemäß?
Fünftens: Laschet, Merz, Röttgen, vielleicht auch Spahn oder Söder. Muss jetzt, gerade in Anbetracht schwieriger globaler Aufgaben, doch wieder ein Mann das Ruder übernehmen? Warum haben wir nach 15 Jahren Bundeskanzlerin noch immer so viel Ungleichgewicht in unserer Gesellschaft?