Bummeln mit Gloria
Mit Shopping-Robotern und jeder Menge technischem Schnickschnack versucht das "Alstertal Einkaufszentrum" in Hamburg die Konkurrenz der Online-Versandhäuser in Schach zu halten. Der Landeskorrespondent Axel Schröder testet im Selbstversuch das Einkaufen der Zukunft.
Dass es Weihnachten wird, ist im Alstertal-Einkaufszentrum unübersehbar: hier ist alles festlich geschmückt mit weißen, kunstschneebedeckten und glitzernden Girlanden. Nach außen hin ist es eine ganz normale Shopping-Mall, aber wenn man genau hinguckt, soll hier die Zukunft des Shoppens geprobt werde.
Und das fängt gleich an, wenn man reinkommt. Hier, wo ich jetzt stehe, im Eingangsbereich, mit einem großen Touchscreen. "Your Way to Go" steht drauf. Jetzt steht schon ein erster Kunde hier und sucht etwas. Das ist so ein Findesystem. Entschuldigung, darf ich sie fragen, ich komme vom Deutschlandradio, was sie hier machen?
"Was ich hier mache? Ich suche einen bestimmten Artikel. Eine kleine Figur. In Gittis Laden, 'Gittis kleiner Laden'. Den soll es hier geben."
Und jetzt versuchen Sie ihr Glück hier an diesem Terminal. Das ist also ein riesiger Touchscreen. Da kann man eine Suche angeben. Jetzt haben wir hier schon alle Treffer mit "G", aber "Gitti" ist irgendwie nicht dabei.
"'Gittis kleiner Laden' heißt der."
Auf den ersten Blick: was haben Sie für einen Eindruck von diesem neuen Gerät?
"Der einzige Eindruck ist: ich finde den Laden nicht!"
Ich wünsche Ihnen noch viel Glück hier! Auf der Suche nach Gittis kleinem Laden. Schönen Tag! Ich werde mich jetzt unter die shoppende Masse mischen und mich auf die Suche, davon hatte ich in der Zeitung gelesen, meiner virtuellen Shoppingbegleiterin machen. Ich habe Gloria immer noch nicht gefunden. Also werde ich jetzt beim Center-Management anrufen. Jetzt ist Niklas Mittag runtergekommen vom Centermanagement, mit dem Fahrstuhl runtergefahren. Und jetzt gehen zu Gloria. Meiner virtuellen Einkaufsberaterin.
Begegnung mit dem "Mall"-Avatar
"Informationsberatung. Genau!"
Wir gehen weiter und mich würde von Ihnen interessieren, warum braucht es ein Konzept wie Mall 3.0? Was ist die Idee dahinter?
"Die Idee ist letztendlich, die interaktive Welt, die unaufhaltsam sich weiterentwickelt auch in unsere Malls zu holen. Wir wollen da natürlich nicht stehen bleiben, uns als Mall-Betreiber weiterentwickeln."
Jetzt kommen wir hier runter und hier sehe ich schon: hinten steht dran: "Mall-Avatar". Das ist eine Säule, eine flache Säule, die hier zwei Meter in die Höhe ragt. Davor ist noch so ein futuristischer Terminal und, man ahnt es schon, mit einem Touchscreen.
Wie funktioniert jetzt diese junge Dame? Die ist hier jetzt angezeigt auf dem Monitor. Die Frau sieht adrett aus. Halblanges, blondes Haar, blaue Augen. Ein taillierter weißer Blazer, Jeans. Die steht hier und wartet letztendlich darauf, dass wir sie zum Leben erwecken, oder?
Gloria ist nichts anderes als eine Helferin, die verschiedene Informationen zum Center, aber auch allgemeine Informationen bereithält! Wir können uns hier zum Beispiel die tagesaktuellen Nachrichten von Gloria vorsprechen lassen.
"Herzlich willkommen zu den Nachrichten in Kurzform! EU einigt sich auf Bankenunion in Brüssel."
Das hat sie auf jeden Fall schon mal drauf, die Gloria. Aber hier sehe ich auch den Button "Shopsuche". Da tippe ich jetzt mal rauf. Jetzt geben wir einen Namen von einem Modegeschäft ein.
Geschenksuche für die Schwiegermutter
"Das Geschäft befindet sich im Erdgeschoss. Ich wünsche Ihnen ein tolles Shopping-Erlebnis!"
Ich muss sagen: die Frau sieht gut aus, hat aber noch so eine hakelige Gestik. Eigentlich ganz gut gemacht. Jetzt gehen wir wieder durch einen dieser prächtigen Mal-Gänge im ersten Geschoss. Und unser Ziel ist: das "Info-Gate"! Mit einem dicken grauen Knopf, Da steht ein "I" drauf und Herr Mittag drückt drauf!
"Wir haben jetzt einen Knopf gedrückt und werden mit einem Mitarbeiter in einem Call-Center verbunden."
Schönen guten Tag! Mein Name ist Axel Schröder. Und ich komme vom Radio und mache eine Radio-Reportage. Und ich suche ein Geschenk für meine Schwiegermutter.
"Ein Geschenk für Ihre Schwiegermutter. Was darf’s denn sein?"
Vielleicht ein tolle Schachtel Pralinen. Das wäre doch mal was!
"Eine tolle Schachtel Pralinen. Da schaue ich einmal nach!"
Vor mir sitzt eine junge Frau, mit einem Headset, die lächelt mich an, lacht jetzt ein bisschen. Verlegen. Und sucht in einer Liste, wo ich meine schöne Schachtel Pralinen für meine Schwiegermutter bekomme.
"Und ich schaue jetzt einmal in der Liste nach, was mir sonst noch einfallen könnte an Läden. "Niemann, 1001 Nacht". Das liegt im Erdgeschoss."
Vielen herzlichen Dank. - Nun ist sie weg. Der Bildschirm ist wieder schwarz. Und das Fazit meiner kleinen Reise in die schöne, neue "Shopping-Welt 3.0" ist: Angebote wie "Gloria", meine virtuelle Kaufberaterin und Wegweiserin durch diese Welt, das ist noch ein bisschen hakelig. Und am Ende muss man zusehen, dass man vor lauter digitalen Hilfsangeboten hier überhaupt noch zum Shoppen kommt.