Aufzeichnung vom 27. Juni 2021 im Theater Osnabrück
Prolog Morgenland Festival Osnabrück
Dima Orsho
"The Soul of Places - Places of the Soul - Damaskus i Dekalb i Beirut", für Orchester arrangiert von Wolf Kerschek
Manfred Leuchter
"Das Lächeln des Clowns"
Arabesque
Dima Orsho
"Those forgotten on the banks of the Euphrates"
für Orchester arrangiert von Wolf Kerschek
"Hidwa", für Orchester arrangiert von Wolf Kerschek
"Trip to Ghouta", für Orchester arrangiert von Wolf Kerschek
Dima Orsho, Gesang
Manfred Leuchter, Akkordeon
Frederik Köster, Trompete
Kinan Azmeh, Klarinette
Afra Mussawisade, Perkussion
Marian Ghisa, Klarinette,
Birgit Grünwald, Flöte
Osnabrücker Symphonieorchester
Leitung: Wolf Kerschek
Die Vögel von Damaskus
Ein Werk voller Erinnerungen präsentiert die syrische Sängerin und Komponistin Dima Orsho beim diesjährigen Morgenlandfestival. Begleitet vom Jazz-Akkordeonisten Manfred Leuchter erzählt sie von ihrer Geburtsstadt Damaskus, von Beirut und ihrem Sohn.
Dima Orsho hat in Osnabrück das erste Mal in ihrem Leben vor Glück geweint. Denn es war ihr erstes Konzert seit mehr als 15 Monaten - sie ist die Hauptprotagonistin dieser Sendung. Am 27. Juni gab es einen Prolog beim Morgenland Festival Osnabrück. Das eigentliche Festival beginnt am 9. Juli.
Im Theater der niedersächsischen Stadt spielte das Osnabrücker Sinfonieorchester zusammen mit Musikern, die dem Morgenland Festival seit Langem verbunden sind.
Damaskus - Beirut - Osnabrück - Illinois
Geboren wurde Dima Orsho in Damaskus. Ihre eigenen Reisen spiegeln sich im ersten Werk des Abends wider, das mehrere Ort porträtiert: Damaskus – Dekalb – Beirut. Jede Stadt wird durch ein Gedicht beschrieben.
"Die Gedichte geben mir genau die Gefühle und Gedanken, die ich mit diesen drei Orten verbinde. Im ersten geht es um Damaskus, das ist Teil eines längeren Gedichts von Fares Al-Bahra. Es zeigt meine Verbindung zur Stadt Damaskus."
Das zweite Gedicht mit dem Porträt der Stadt Dekalb/Illinois stammt von ihrem Vater, das sie zufällig fand. Der dritte Teil beschreibt Beirut, Zeilen eines Freundes, der von Beirut nach London ging.
Eine Flöte für tausend Tauben
Alle drei Abschnitte hört Dima Orsho sehr persönlich: "Am Beginn bringt die Flöte die Atmosphäre aller Vögel, die es in der Altstadt von Damaskus gegeben hat. In den alten Häusern lebten so viele Vögel. Die Flöte symbolisiert den Geist dieser Vögel. Und im zweiten Teil, Dekalb, stehen die Flöte und die Vögel für meinen Sohn Aram."
Ihr Sohn ist Autist, berichtet sie. Seine Bewegungen erinnern sie immer an einen freien Vogel. Wenn dann im Verlauf des Stückes eine Klarinette hinzutrete, würde sie darin eine geduldige Mutter erkennen, einen beruhigenden, fürsorglichen Menschen.
Lebende Erinnerungen
Das Konzert endet mit einem rein instrumentalen Stück von Dima Orsho. Sie wird zwar zu hören sein, singend, aber ohne vernehmbare Worte. Hier schließt sich der Kreis.
Es leben noch einmal Erinnerungen auf an längst vergangene Tage und Orte: "Trip to Ghouta", so der Name für den grünen Gürtel um Damaskus, den Orsho als Kind oft besuchte. "Er war es", sagt die Sängerin, "ob er noch grün ist, weiß ich nicht."