Dinçer Güçyeter: Mein Prinz, ich bin das Ghetto. Gedichte
Elif-Verlag, Nettetal 2022
98 Seiten, 20 Euro
Peter-Huchel-Preis für Dinçer Güçyeter
Der Lyriker und Verleger Dinçer Güçyeter ist der neue Peter-Huchel-Preisträger. © Yavuz Arslan
"Ohne Wut funktioniert vieles im Leben nicht"
06:23 Minuten
Der diesjährige Peter-Huchel-Preis für deutschsprachige Lyrik geht an den Dichter und Verleger Dinçer Güçyeter für seinen Gedichtband "Mein Prinz, ich bin das Ghetto". Eigentlich wollte er Liedtexte schreiben - und kam so zur Dichtung.
Mit dem Lyriker Dinçer Güçyeter bekommt erstmals ein Dichter mit türkischen Wurzeln den angesehenen Peter Huchel-Preis für deutschsprachige Lyrik. Ausgezeichnet wird sein vierter Gedichtband "Mein Prinz, ich bin das Ghetto". Frühere Preisträger waren unter anderem die Poeten Ernst Jandl und Durs Grünbein.
Vom Liedtext zum Gedicht
"Es kommen immer wieder neue Farben, neue Stimmen dazu", sagt der in Nettetal am Niederrhein lebende Güçyeter. Die Gesellschaft ändere sich und er sei eine von vielen Stimmen. Eigentlich habe er Liedtexte schreiben wollen und sei so zur Lyrik gekommen. "Mein größter Traum war, dass meine Liedtexte vertont werden von großen Sängern und Sängerinnen", sagt Güçyeter und nennt unter anderem Sezen Aksu und Nina Hagen. "Und irgendwann wurden daraus Gedichte."
In Teilzeit auf dem Gabelstapler
Neben der Dichtkunst und seiner Tätigkeit als Verleger des 2012 gegründeten Elif-Verlags arbeitet Güçyeter auch noch als Gabelstaplerfahrer. Sein Verlag decke zwar inzwischen die Kosten ab, doch ihm sei diese Verbindung zu einer ganz anderen Realität wichtig. "Ich komme mit LKW-Fahrern zusammen, mit Arbeitern und Arbeiterinnen." Das brauche er für seine Arbeit als Autor und Lyriker unbedingt.
Die Wut als Motor
Antrieb für sein Schreiben ist auch immer wieder Wut. Das sei auch eine Leidenschaft und Hingabe, sagt der Dichter. "Ohne Wut funktioniert vieles im Leben nicht." Ihm gehe es dabei um die Wut, dass er auf seine Fragen keine Antwort bekommen habe, "von der Politik, von der Gesellschaft und dass wir uns immer noch in einem Kreis drehen und seit 40 oder 50 Jahren immer noch über die gleichen Themen diskutieren, obwohl eine Lösung vielleicht viel einfacher wäre". Stattdessen sollte man es wagen, "neue Bühnen zu schaffen und neue Worte zu sprechen".
(gem)