Prinz Charles vergleicht Putin mit Hitler
Bei einem Empfang für Kriegsveteranen im kanadischen Halifax soll Prinz Charles den russischen Präsidenten mit Hitler verglichen haben – in einer privaten Unterhaltung mit einer 78-jährigen Teilnehmerin.
Er hat es schon wieder getan. Der Prince of Wales hat sich erneut in politische Dinge eingemischt, die ihn nichts angehen – jedenfalls nicht nach Ansicht monarchiekritischer Zeitgenossen, denen zufolge Mitglieder der königlichen Familie ihre politischen Meinungen für sich behalten sollten.
Dieses Mal sorgte Prinz Charles für Furore fern der Heimat in Halifax, wo er mit seiner Frau Camilla zu einem viertägigen Besuch seiner kanadischen Untertanen weilt.
"Daily Mail" beruft sich auf Zeugen
Bei einem Empfang für Kriegsveteranen am Montag wurde er der 78-jährigen Marienne Ferguson vorgestellt. Sie erzählte dem Thronfolger während eines Museumsrundgangs wie sie als 13-jährige Jüdin mit ihrer Familie aus Danzig vor den deutschen Truppen nach Kanada fliehen konnte. Daraufhin soll Prinz Charles ihr geantwortet haben: "Und heute macht Putin genau dasselbe wie Hitler." Die Bemerkung sei laut "Daily Mail" von mehreren Zeugen gehört worden, wurde aber weder von Kameras noch Mikrofonen aufgezeichnet. Marienne Ferguson sagte, sie habe Charles zugestimmt, dass Putin Länder übernehme wie seinerzeit Hitler.
Erst vor wenigen Wochen hatte die frühere US-Außenministerin Hillary Clinton mit einem ähnlichen Vergleich für Schlagzeilen gesorgt, als sie Putins Argument kritisierte, man müsse in der Krim und anderswo einschreiten, um russischen Bürger zu helfen:
"Das erinnert an die 1930er-Jahre, als Deutschland unter den Nazis behauptete, man müsse deutsche Minderheiten in Polen, in der Tschechoslowakei und sonstwo in Europa schützen."
Umstrittener Stichwortgeber
Es ist nicht das erste Mal, dass der 65-jährige Thronfolger solche Kontroversen auslöst. Umstritten sind etwa seine Briefe an Minister der letzten Labour-Regierungen, die wegen seiner krakeligen Handschrift als "Black Spider Memos" berüchtigt wurden; in ihnen formulierte er seine Sicht der Dinge etwa in Umwelt- oder Architekturfragen und erteilte ungefragt Ratschläge.
Nun gehen die Wogen erneut hoch. Clarence House, Pressestelle des Prinzen, erklärte auf Anfrage: Wir kommentieren keine privaten Gespräche. Das meint auch der liberaldemokratische Vizepremierminister Nick Clegg:
"Ich kann nicht eine Unterhaltung kommentieren, die klar privat war und eine Periode der europäischen Geschichte mit einer anderen vergleicht. Prinz Charles ist natürlich frei in dem, was er in einem von ihm privat geführten Gespräch sagen will."
Heutzutage aber erscheint nichts mehr privat zu sein. Und ein Labour-Abgeordneter twitterte:
"In einer konstitutionellen Monarchie wird Politik und Diplomatie von Parlament und Regierung betrieben. Die Monarchie sollte gesehen, aber nicht gehört werden.“
Auf den Spuren seines Vaters
Die Queen selbst ist ein Muster an öffentlicher Zurückhaltung, anders als ihr Gatte Prinz Philip. Dem wurde wegen seiner oft flapsigen politisch inkorrekten Bemerkungen der Spitznamen "Prinz Fettnapf" verpasst, was aber seiner Beliebtheit im Volk keinen Abbruch tat. Britische Diplomaten fürchten, der Thronfolger könnte in die Fußstapfen seines Vaters treten und die Beziehungen zu Russland weiter belastet werden.
Spötter wenden ein, man könne sich doch auf den Standpunkt zurückziehen, dass Prinz Charles seine Bemerkung nicht als künftiges britisches, sondern kanadisches Staatsoberhaupt gemacht habe.