Aufzeichnung vom 9. Juni 2021 im Joseph-Keilberth-Saal der Konzerthalle Bamberg
Jüri Reinvere
"Maria Anna, wach, im Nebenzimmer" – Uraufführung der Auftragskomposition des Mozartfestes
Anton Bruckner
Sinfonie Nr. 6 A-Dur
Bamberger Symphoniker
Leitung: Andris Nelsons
Bruckners kecke Sinfonie
Für Anton Bruckner war "die Sechste die Keckste": eine Sinfonie voller schroffer Kontraste und fulminanter Steigerungswellen. Dazu gesellt sich ein Auftragswerk des Mozartfestes: Jüri Reinveres Hommage an Mozarts geliebte Schwester "Nannerl".
Das Würzburger Mozartfest brachte eine neue, an Mozart gekoppelte Auftragskomposition mit Anton Bruckners Sechster Sinfonie zusammen. Kurzfristig war Andris Nelsons aus Leipzig angereist, um das Konzert zu übernehmen.
Leichter als ein Kolibri, flüchtiger als eine Flamme
Das erste Werk des Konzertes wurde vom Mozartfest bei dem estnischen, derzeit in Deutschland lebenden Komponisten Jüri Reinvere in Auftrag gegeben und uraufgeführt. "Maria Anna, wach, im Nebenzimmer " ist ein Notturno für großes Orchester und bezieht sich im Titel auf die geliebte Mozartschwester, die Nannerl genannt wurde. Sie ist es, die im Nebenzimmer lauscht.
Jüri Reinvere sinniert hier über sein eigenes Mozartbild: "Fast alle anderen Komponisten kann man in der eigenen Wahrnehmung bündig zusammenfassen, nur Mozart nicht. Mozart ist leichter als ein von Zweig zu Zweig fliegender Kolibri, unwirklicher als eine übers Wasser laufende Flamme, vielfältiger als die Launen des Menschen an einem anstrengenden Tag."
Für das Mozartfest fasst er seine Auseinandersetzung mit Mozarts Werk und Person in Töne. Die Besetzung entspricht der von Bruckners Sinfonie, die auf das stille Notturno folgte.
Ein langer Weg zum Publikum: Bruckners Vernachlässigte
Bruckners Sechste Sinfonie entstand stückweise in den Jahren 1879 bis 1881. Die Wiener Philharmoniker nahmen sich das Werk zwei Jahre später vor, brachten aber nur die beiden Mittelsätze zur Uraufführung. Die Musiker "fanden daran solches Wohlgefallen, dass sie heftig applaudierten und einen Tusch machten", so Bruckner.
Gustav Mahler führte dann erst 1899 die Sinfonie "vollständig" auf. Allerdings griff er stark in die Partitur ein, indem er das Werk deutlich kürzte und uminstrumentierte - Mahler vertraute nur seinem eigenen Orchestergefühl. So hatte er auch Schumanns Sinfonien stark bearbeitet.
Die Kritiken waren verheerend. Und so brauchte das Werk lange, bis es sich im Konzertrepertoire durchsetzte. Zumal die originale Fassung Bruckners erst etliche Jahre nach seinem Tod endlich den Weg zum Publikum fand.
Zum Schluss berichtet die Intendantin des Mozartfestes Würzburg, Evelyn Meining, im Gespräch mit Stefan Lang von ihrer Arbeit an der diesjährigen Ausgabe des Festivals.