Dirigent Antonello Manacorda

"Ich schlafe nie vor einer ersten Probe!"

Porträt von Antonello Manacorda
Nicht nur der Dirigent und das Orchester, auch das Publikum werde Teil der Interpretation eines Stücks, so Antonello Manacorda. © Nikolaj Lund
Antonello Manacorda im Gespräch mit Carsten Beyer |
Seine Karriere greift gerade europaweit, ein Debüt folgt dem nächsten. Seit 2010 ist der Italiener Antonello Manacorda künstlerischer Leiter der Kammerakademie Potsdam. Gerade ist er das erste Mal auf das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin getroffen.
Ein Italiener in Potsdam. Der Dirigent Antonello Manacorda ist viel und häufig bei der Kammerakademie Potsdam zu erleben. Dort ist er seit 2010 künstlerischer Leiter. Aber er ist ebenso ein international gefragter Mann. In dieser Saison hat er beispielsweise Engagements an den Opernhäusern in Amsterdam, München und London. Heute wird Antonello Manacorda sein Debüt am Pult des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin geben.

Vor den Proben

Manacorda gibt unumwunden zu: Er war sehr nervös. "Man kennt die Leute nicht, und bei einem Orchester sind es viele, die da vor einem sitzen. Und es gibt Erwartungen von beiden Seiten. Ich schlafe nie vor einer ersten Probe!", sagt der Dirigent im Deutschlandfunk Kultur.

Zuneigung ab Minute eins

Es sei eine der glücklichsten Erfahrungen gewesen, die Manacorda bei einem Debüt bislang erlebt habe. "Ich habe nicht nur ein Orchester gefunden, dass sehr gut spielt, sondern auch eins, das sehr gut vorbereitet ist."
Das Orchester steht auf einer Bühne, vom Bühnenhimmel ragen Mikrofone herunter.
Es hat gefunkt zwischen Antonello Manacorda und dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin.© Josep Molina
Und er betont, dass es selten sei, dass die Musiker so genau zuhören würden. Nicht nur ihm als Dirigenten, sondern sich auch gegenseitig. Drei Tage hat er nun mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin intensiv geprobt. "Die Probenstunden sind wie Minuten vergangen. Und ich bin sehr glücklich!"

Klassiker im Programm

Manacorda kennt sich mit Schubert bestens aus, denn mit der Kammerakademie Potsdam hat er sich den Herzenswunsch erfüllt und alle Sinfonien des Komponisten aufgenommen. Der Wunsch nach Schubert kam aus dem Orchester heraus, so vermutet Manacorda. Da es die sogenannte "Große C-Dur Sinfonie" ist, fiel die Entscheidung auf eine etwas kleinere Beethoven-Sinfonie. "Musik aus der gleichen Zeit und doch ganz anders", meint der Dirigent.

Kumpel oder General?

Wenn er gefragt wird, ob er sich musikalisch von dem Orchester erst einmal etwas anbieten lässt oder mit scharfen Ansagen das Dirigat führe, lacht Manacorda und antwortet "Beides!" Er höre immer erst einmal zu, um dann mit dem Orchester ein Stück zu erarbeiten. Er war schließlich selbst einmal Orchestermitglied und wisse, wie wichtig es ist, dass man auch als Einzelmusiker Freiheit bekäme. "Aber ich habe dann doch meine ganz klaren Vorstellungen." Diese verfolgt er dann mit den Musikern. "Und dann kommt auch das Publikum dazu, das eine bestimmte Energie mitbringt, die Teil der Interpretation wird."
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