"Es musste sich etwas ändern"
Eine Jury, der es mehr um Entdeckungen als um Verkaufszahlen geht, wünscht sich Christian Thielemann für einen Nachfolger des Echo. Seinen Preis hatte der Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle nach dem Eklat um die aktuelle Preisvergabe zurückgegeben.
Der Bundesverband der Musikindustrie gab heute das Ende des Echo bekannt. Er wolle nach dem Skandal um Textzeilen wie "Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen" von Kollegah und Farid Bang und deren prämiertes Album "JBG3" einen "vollständigen Neuanfang" herbeiführen und einen neuen Preis ins Leben rufen.
Im Vorfeld hatte neben vielen anderen Musikern auch Christian Thielemann, Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle, seinen Echo-Klassik als Reaktion auf diese Preisverleihung zurückgegeben – und die Staatskapelle ihren eigenen auch.
"Es war zwangsläufig, dass sich etwas ändern musste, denn wer würde bei einem zukünftigen Echo dann noch einen annehmen?", ist Christian Thielemann überzeugt. "Die Kapelle und ich haben uns darüber ausgetauscht. Und wir waren uns einig, dass wir nicht in einer Reihe stehen wollen mit solchen Texten. Die Jury prämiert so etwas und man redet sich auf Kunstfreiheit raus."
Weniger auf die Verkaufszahlen schielen
An welcher Stelle ist Musik seiner Meinung nach politisch haftbar? Wie sieht es zum Beispiel mit der antisemitischen Grundhaltung von Richard Wagner aus? Sie äußere sich in keiner einzigen Note, betont der Dirigent. Der springende Punkt sei: "Wenn eine Textzeile vorkommt."
Für einen Nachfolgepreis wünscht sich Thielemann, dass es nicht in erster Linie um die Verkaufszahlen geht. Man sollte mit dem neuen Preis vielmehr etwas fördern, was sich noch nicht durchgesetzt habe. Er wünscht sich dabei eine Jury, in der "möglichst viele unterschiedliche Preisrichter zum Einsatz kommen" und in der die "Meinungen richtig aufeinanderprallen".
(cosa)