Das Brandenburgische Staatsorchester war sein Leuchtturm
Der britische Dirigent Howard Griffiths war ein Glücksfall für das Brandenburgische Staatsorchester in Frankfurt/Oder. Er bereicherte das Konzertleben mit vielen neuen Impulsen. Zuletzt versteigerte er sein Fahrrad für den Klassik-Nachwuchs.
Charmant und mitreißend – Howard Griffiths war ein Glücksfall für das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt. In die Stadt an der Oder kam der britische Dirigent im Jahr 2007. Er erinnert sich noch genau an seinen ersten Besuch in Frankfurt an der Oder: "Es war ein Dezemberabend, es war neblig, kalt, dunkel und ich lief in der Stadt und es war kein Mensch zu sehen. Ich dachte, ich bin am Ende der Welt. Ich bin vom Hotel zum Brandenburgischen Staatsorchester gelaufen und als ich dort ankam fand ich das Brandenburgische Staatsorchester. Das war ein Leuchtturm, das war wirklich etwas ganz Schönes!"
Mehr Leichtigkeit im Klangbild
Der Chefdirigent bereicherte das Konzertleben in Frankfurt/Oder mit vielen neuen Impulsen: Er initiierte Crossover-Projekte, brachte außereuropäische Musik und zeitgenössische Kompositionen in die Konzertprogramme. Seine originellen und humorvollen Konzertmoderationen haben Publikum und Kritiker begeistert. Vor allem aber hat sich das Klangbild des Brandenburgischen Staatsorchesters in Griffiths' Zeit hörbar verändert: "Ich glaube, da ist jetzt eine Leichtigkeit, die vorher nicht da war. Wir haben einen neuen, durchsichtigen Klang geschaffen."
Ein Dirigentenfahrrad für den Klassik-Nachwuchs
Nach elf Jahren erfolgreicher Arbeit in Brandenburg verabschiedet sich der Generalmusikdirektor jetzt vom Brandenburgischen Staatsorchester. Bei einem seiner letzten Konzerte versteigerte er das Fahrrad, mit dem er in Brandenburg unterwegs war. Der Erlös kommt den Education-Projekten des Orchesters zugute. "Die Education-Projekte, die ich in Frankfurt gemacht habe, liegen mir sehr am Herzen. Ich habe versucht, für zukünftige Projekte ein bisschen Geld zu sammeln. Es ist mir gelungen, das Fahrrad für 500 Euro zu verkaufen. Das ist etwa das Doppelte des Wertes des Fahrrads. Das ist sehr gut!"
Kinder für klassische Musik begeistern
Ein Kind, das ohne klassische Musik aufwachse, sei ein armes Kind, sagte Griffiths. "Musik braucht Erziehung genau wie Deutsch oder Mathematik. Die Schule kann das nicht immer liefern, sie haben nicht das Know-how, das ein Orchester hat." Wenn ein Kind der klassischen Musik vor Beginn der Pubertät begegne, sei die Chance groß, dass es ein Instrument spielen und zumindest keine Angst haben werde, eine Konzerthalle zu betreten. "Diese erste Barriere zu senken und in Kinder den ersten Keim zu legen für die Begeisterung für klassische Musik, das ist eine wichtige Aufgabe für uns Profimusiker."