Ina Kancheva, Sopran
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: Roland Kluttig
Romantische Kindheitserinnerungen
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm: Roland Kluttig wuchs in einem Dresdner Dirigenten-Haushalt auf. Vater Christian gab ihm diese Gabe weiter. Kluttig war nun lange in Coburg, wechselt bald nach Graz, zwischendrin dirigierte er malerische Musik beim RSB.
Roland Kluttig studierte, wie sein Vater, in Dresden. Durch ihn war er von Kindesbeinen an mit der Arbeit eines Dirigenten vertraut - und er folgte diesem Vorbild. Den letzten Schliff holte er sich bei Maestros wie Sylvain Cambreling, Péter Eötvös oder John Eliot Gardiner.
Nun ist er seit zehn Jahren am Coburger Haus beschäftigt gewesen und ist dabei, ans Opernhaus in Graz zu wechseln. Es hat mit seinen Operndirigaten großen Eindruck hinterlassen. Trotz fester Bindung an ein Haus ist Kluttig regelmäßig Gast bei anderen Orchestern, so neulich beim Rundfunk-Sinfonieorchester. Diese Aufnahme stellen wir Ihnen heute im Gespräch mit dem Dirigenten vor, zusammen mit der Sopranistin Ina Kancheva, die im ersten Teil des Abends zu hören sein wird.
Milde Blicke zurück
Mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin nahm Roland Kluttig noch im Februar ein Programm auf, das sich um Erinnerungen strickt. Modest Mussorgski komponierte nach dem Tod seiner Mutter einen Zyklus von sieben Liedern, in denen er in alten Zeiten schwelgt - Titel "Die Kinderstube". Hier leben die Puppe, das Abendgebet, das Steckenpferdreiten und Kater Prinz wieder auf. Edison Denissow hat die originale Fassung für Sopran und Klavier bearbeitet, und so eine Orchesterfassung geschaffen.
Debussy vertonte in seinen "Ariettes oubliées" Zeilen aus den "Fêtes galantes" von Paul Verlaine. Sechs Arietten sind in diesem Werk vereint, dessen Untertitel "Belgische Landschaften und Aquarelle" lautet. Hier werden Schatten der Bäume am Fluss lebendig, oder rote Rosen wie Früchte, Blätter und Zweige besungen. Die Sopranistin Ina Kancheva stand während der Aufnahme mitten im Orchester. So konnte sich ihre Stimme ganz in die Stimmungen der Instrumente verweben.
Südamerikanische Kindheitsträumereien
Das dritte Werk des Abends stammt von Samuel Barbers. In "Knoxville Summer" wird ein idyllischer Südstaatenabend illustriert. Die Texte basieren auf Kindheitserinnerungen von James Agee von 1915. Voller Wärme spricht er von seinen Eltern, die auf einer Veranda sitzen, "Bäume rauschen, die Hufeisenmusik des Pferdes wird von einem knatternden Auto übertönt. Vanille, Erdbeer in der Luft".
Der Komponist Samuel Barber greift diesen zufriedenen Tonfall 1949 auch musikalisch auf: weich, schwebend - relaxed könnte man sagen.
Kluttigs Erinnerungen
Der zweite Teil des Abends präsentiert eine Aufnahme, die Kluttig an die 90er-Jahre erinnern wird. Damals war er Musikalischer Leiter des Kammerensembles Neue Musik Berlin. Mit diesem Orchester spielte er Musik des von ihm besonders geschätzten mexikanischen Komponisten Silvestre Revueltas. Musik voller Rhythmus, mitreißendem Gestus und raffinierter Instrumentierung.
Modest Mussorgski
Die Kinderstube (Orchesterfassung von Edison Denissow)
Die Kinderstube (Orchesterfassung von Edison Denissow)
Claude Debussy
Ariettes oubliées (Fassung für Mezzosopran und Orchester von Brett Dean)
Ariettes oubliées (Fassung für Mezzosopran und Orchester von Brett Dean)
Samuel Barber
Knoxville Summer of 1915
Knoxville Summer of 1915
Aufnahmen vom Februar 2020 im Haus des Rundfunks
Im Anschluss: Spontanfiles - wie Musiker des RSB gegen die Krise anspielen. Eine Telefonumfrage mit Stefan Lang.
Silvestre Revueltas
Caminando
Ocho Por Radio
Planos
Sensemayá
Homenaje a Federico Garcia Lorca
Caminando
Ocho Por Radio
Planos
Sensemayá
Homenaje a Federico Garcia Lorca
und andere Stücke
Gabriel Urrutia, Bariton und Sprecher
Kammerensemble Neue Musik Berlin
Leitung: Roland Kluttig
Aufnahmen aus dem Jahr 2008 im Radialsystem